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Übertragung und Gegenübertragung Frühlingsfest der KJHB 2011

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Um die Kin<strong>der</strong>erziehung adäquat gestalten zu können,<br />

ist es sinnvoll, sich mit <strong>der</strong> Materie des Lernens<br />

zu beschäftigen. Denn nur, wenn wir verstehen, wie<br />

ein Kind lernt, können wir auch dessen Struktur,<br />

Denk- <strong>und</strong> Vorgehensweise besser nachvollziehen.<br />

Die etymologische Verwandtschaft des Wortes „Lernen“<br />

ist u.a. mit den Wörtern „lehren“ <strong>und</strong> „List“. Es<br />

gehört zur Wortgruppe von „leisten“, welches ursprünglich<br />

„einer Spur nachgehen, nachspüren,<br />

schnüffeln“ bedeutet. (www.wikipedia.org/wiki/Lernen)<br />

Lernen beinhaltet den Erwerb von körperlichen,<br />

geistigen <strong>und</strong> sozialen Fähigkeiten, Fertigkeiten <strong>und</strong><br />

Kenntnissen. Sowohl Kin<strong>der</strong>, wie auch Erwachsene<br />

lernen zum einen absichtlich. Dabei wird ein bestimmtes<br />

Lernziel entworfen <strong>und</strong> vom Lernerfolg<br />

kontrolliert. Die Schule ist ein typischer Ort, um absichtlich<br />

zu lernen. So übt ein Schüler für eine Klassenarbeit<br />

<strong>und</strong> erfährt in <strong>der</strong> Zensurenvergabe das<br />

Resultat seiner Bemühungen. Zum an<strong>der</strong>en lernen<br />

wir beiläufig. So lernt z.B. ein Kleinkind in den ersten<br />

Lebensjahren die Sprache. Es will die Menschen um<br />

sich herum verstehen <strong>und</strong> sich ihnen mitteilen. Indem<br />

es dies tut, lernt <strong>und</strong> übt es das Sprechen.<br />

Um nun das pragmatische Lernen psychologisch<br />

erklären <strong>und</strong> beschreiben zu können, möchte ich im<br />

Folgenden einige Modelle <strong>und</strong> Hypothesen <strong>der</strong> Lerntheorien<br />

erläutern. Dabei unterscheiden wir u.a. von<br />

- dem Lernen durch Versuch <strong>und</strong> Irrtum<br />

Der vierjährige Tom ist mit seiner Mutter im Supermarkt<br />

<strong>und</strong> entdeckt in einem Regal Süßigkeiten, die<br />

es unbedingt haben möchte. Von diesem Wunsch<br />

motiviert, probiert er verschiedene Verhaltensweisen<br />

aus: Zunächst bittet das Kind seine Mutter mehrmals<br />

diese Süßigkeiten zu kaufen, dann fängt es zu<br />

quengeln an. Da die Mutter seinen Wünschen immer<br />

noch nicht entspricht, beginnt es zu weinen. Als das<br />

Kind immer lauter im Supermarkt weint, kauft die<br />

Mutter schließlich die Süßigkeiten, da schon viele<br />

an<strong>der</strong>e Personen im Supermarkt auf die Mutter <strong>und</strong><br />

ihr Kind schauen.<br />

Dies spielt sich bei den nächsten Supermarktbesuchen<br />

immer häufiger ab. Da aber Bitten, Quengeln<br />

<strong>und</strong> leises Weinen nicht zum Erfolg führen, werden<br />

diese Verhaltensweisen schrittweise vom Kind nicht<br />

mehr gezeigt. Nur das laute Weinen, was zum Erfolg<br />

geführt hat, wird aufrechterhalten.<br />

Das Kind hat nun durch das Ausprobieren verschiedener<br />

Verhaltensweisen herausgef<strong>und</strong>en, wie es zu<br />

seinem Ziel kommt. Deshalb fängt das Kind nach<br />

einiger Zeit gleich an laut zu Weinen, um das zu<br />

bekommen was es möchtet.<br />

(www.kin<strong>der</strong>erziehung.com/Paedagogik/Psychologie/Lern<br />

theorien/Lernen-durch-Versuch-<strong>und</strong>-Irrtum.php).<br />

Kin<strong>der</strong>erziehung<br />

- dem Lernen durch Verstärkung<br />

Die dreijährige Susanne findet heraus, dass sie<br />

durch Weinen mehr Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Zuwendung<br />

von den Eltern gewinnen kann. Sie wird dieses<br />

Verhalten häufiger gezeigt. So wird das Kind die<br />

Weinerlichkeit erlernen.<br />

Das Kind hat durch seine Weinerlichkeit die Aufmerksamkeit<br />

<strong>der</strong> Eltern bekommen. In diesem Fall<br />

ist die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> positive Verstärker für<br />

das Kind, das Verhalten häufiger zu zeigen.<br />

Würden die Eltern auf die Weinerlichkeit des Kindes<br />

nicht reagieren, dann würde diese Verhaltensweise<br />

vom Zu-Erziehenden nicht erlernt werden.<br />

(www.kin<strong>der</strong>erziehung.com/Paedagogik/Psychologie/Lern<br />

theorien/Lernen-durch-Verstaerkung.php)<br />

- dem Lernen am Modell<br />

Der Siebenjährige Fritz beobachtet, wie sein Fre<strong>und</strong><br />

im Kaufhaus etwas stielt, ohne ertappt <strong>und</strong> bestraft<br />

zu werden. So kann es sein, dass er bei nächster<br />

Gelegenheit genau so handelt.<br />

(www.kin<strong>der</strong>erziehung.com/Paedagogik/Psychologie/Lern<br />

theorien/Lernen-am-Modell.php)<br />

Das Kind übernimmt eine Verhaltensweise von einer<br />

Person, wenn es sich einen Vorteil davon erhofft. Je<br />

enger die emotionale Beziehung zwischen Kind <strong>und</strong><br />

Modell (zumeist ist es die Bezugsperson) ist, umso<br />

stärker prägt sich <strong>der</strong> Lerneffekt des Handelns <strong>und</strong><br />

Denkens aus. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es für Eltern,<br />

die eine Vorbildfunktion einnehmen, ratsam, eine<br />

möglichst positive emotionale Beziehung zu dem<br />

Kind aufzubauen. Durch Vertrauen, Wertschätzung,<br />

Liebe, Wärme, Akzeptanz, Verständnis,… macht<br />

sich das Modell sympathisch <strong>und</strong> attraktiv, um eine<br />

gute Ebene für ein positiv gestaltetes Modellernen<br />

zu ebnen.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieses Wissens über die Lernkultur<br />

des Menschen (<strong>und</strong> im Übrigen auch des<br />

Großteils <strong>der</strong> Tiere), ist es als Erziehen<strong>der</strong> sicherlich<br />

besser nachvollziehbar, warum das Kind so regiert,<br />

wie es reagiert. Darauf aufbauend kann begonnen<br />

werden, durch Erziehungsmaßnahmen die Verhaltensmuster<br />

des Kindes zu bestärken o<strong>der</strong> abzubauen.<br />

Als Maßnahmen sind u.a. das aktive Zuhören,<br />

die Belohnung <strong>und</strong> das Lob, die Durchführung von<br />

konsequentem Verhalten <strong>und</strong> die Bestärkung zu<br />

nennen.<br />

Petra Holtkamp<br />

Erziehungsleitung<br />

GfS Emsland<br />

Ausgabe 81 5 KiM ®

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