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Übertragung und Gegenübertragung Frühlingsfest der KJHB 2011

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Das schadenbegrenzende Element <strong>der</strong> Kontinuität<br />

Die KJH Backhaus war auf dem Jugendhilfetag<br />

<strong>2011</strong> in Stuttgart mit einer Präsentation vertreten,<br />

die wie<strong>der</strong> viel Beachtung fand <strong>und</strong> zu wertvollem<br />

fachlichen Austausch mit Vertretern von Jugendämtern<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Einrichtungen führte.<br />

Beson<strong>der</strong>e Beachtung fand das Konzept <strong>der</strong> Sicherstellung<br />

einer Kontinuität für die hochbelasteten<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen - von <strong>der</strong> Anbahnung bis<br />

hin zur Berufsausbildung <strong>und</strong> auch zeitlich oft weit<br />

über das Ende <strong>der</strong> Maßnahme hinaus.<br />

Trotz <strong>der</strong> konzentrierten Präsenz am eigenen Stand,<br />

war begrenzt auch die Teilnahme an Fachveranstaltungen<br />

möglich. Ich wählte eine Mitarbeit aus am<br />

Forum Geschwisterbeziehungen (SozPäd Institut<br />

<strong>der</strong> SOS-Kin<strong>der</strong>dörfer zusammen mit Prof. Christian<br />

Schrapper/ Univ. Koblenz <strong>und</strong> Prof. Klaus Wolf/<br />

Univ. Siegen).<br />

Am Beispiel jeglicher Form von Ergänzungs- <strong>und</strong><br />

Ersatzfamilien stellen sich zugunsten <strong>der</strong> betroffenen<br />

Kin<strong>der</strong> unter vielen an<strong>der</strong>en Fragen folgende<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen:<br />

Beziehungskontinuität ist für Kin<strong>der</strong> ein hohes Gut.<br />

Elternschaft/Familie ist für Eltern bzw. Alleinerziehende<br />

ein hohes Gut. Als Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

Jugendämter ist (variierend nach <strong>der</strong>en finanziellen<br />

Möglichkeiten) festzustellen, dass versucht wird,<br />

Erziehungskontinuität zunächst durch Stabilisierung<br />

/ Neugewinnung elterlicher Fähigkeiten herzustellen.<br />

Parallel hierzu wird gleichwertig versucht, die bei<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen selbst gefährdete, gestörte<br />

o<strong>der</strong> gar zerstörte Alltagsbewältigungsfähigkeit zu<br />

bessern. Die präventiven bzw. korrigierenden ambulanten<br />

Interventionen setzen auf vielen Ebenen an.<br />

Wann aber ist die Sollbruchstelle erreicht, dass man<br />

l e i d e r mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen muss,<br />

dass eine Kontinuitätsfraktur besser für das Kindeswohl<br />

ist, als eine unabsehbare Fortsetzung beschädigen<strong>der</strong><br />

Kontinuität inmitten <strong>der</strong> bisherigen Beziehungen?<br />

Prof. Klaus Wolf/ Univ. Siegen, spricht sich dafür<br />

aus, ambulante Interventionen engmaschig zu überprüfen<br />

<strong>und</strong> nicht nur mit einer Zieldefinition, son<strong>der</strong>n<br />

auch mit einer klaren, gültigen Zeitschiene (wenn bis<br />

dahin, dann... / wenn bis dahin nicht, dann...) zu<br />

verknüpfen.<br />

Ein Ergebnis kann <strong>der</strong> Wechsel des Kindes aus <strong>der</strong><br />

Herkunftsfamilie sein <strong>und</strong> die Anbahnung in das<br />

zukünftige Leben bei einer fachlich qualifizierten<br />

Ergänzungs- o<strong>der</strong> Ersatzfamilie.<br />

Der Kontinuitätsbruch könnte dadurch etwas gemil<strong>der</strong>t<br />

werden, wenn die Herkunftsfamilie den Wechsel<br />

bejaht <strong>und</strong> dieses auch ihrem Kinde so vermittelt.<br />

Das zu versuchen, ist allemal viele Anläufe wert,<br />

weil es die Prognose verbessert. Hier liegt ein wei-<br />

- in Ersatz- <strong>und</strong> Ergänzungsfamilien<br />

tes <strong>und</strong> schwieriges Betätigungsfeld <strong>der</strong> KollegInnen<br />

in den Jugendämtern.<br />

Selbstverständlich ist situationsangemessener Kontakt<br />

zu den Herkunftsfamilien.<br />

Dringend wünschenswert ist es, dem Kind eine verlässliche<br />

Klarheit über seine Situation zu verschaffen<br />

<strong>und</strong> weitere Abbrüche unbedingt zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

(siehe hierzu die „Siegener Erklärung“).<br />

Die Indikatoren, welche Familie für welches Kind<br />

geeignet scheint, sind in den letzten 40 Jahren deutlich<br />

präzisiert worden, was nicht darüber hinwegsehen<br />

lassen darf, dass immer noch vieles unerforscht<br />

ist. Die <strong>KJHB</strong> legt bei Auswahl <strong>und</strong> Anbahnung<br />

Maßstäbe größtmöglicher Sorgfalt an (Sicherheit<br />

gibt es nie, aber wenigstens Sicherstellung, alle<br />

erreichbaren Informationen über Rahmenbedingungen<br />

bedacht zu haben – <strong>und</strong> im Zweifel eher eine<br />

Anbahnung abzulehnen).<br />

Auf dem Deutschen Jugendhilfetag wurden erste<br />

Forschungsergebnisse über die Auswirkung von<br />

Geschwisterbeziehungen dargestellt, zur getrennten<br />

o<strong>der</strong> gemeinsamen Unterbringung von Geschwisterkin<strong>der</strong>n.<br />

Die Kontinuität <strong>der</strong> Beziehung zu leiblichen Geschwistern<br />

kann demnach hilfreich sein. Sie kann<br />

aber auch festsitzendes Fehlverhalten <strong>und</strong> festsitzende<br />

defekte Selbstwahrnehmung zementieren.<br />

Ein hinreichendes Clearing- <strong>und</strong> Diagnostikverfahren<br />

ist bei den Kin<strong>der</strong>n als vorbereitende Schulung<br />

<strong>und</strong> regelmäßige begleitende Beratung bei den aufnehmenden<br />

Familien ebenso notwendig, um weiteren,<br />

höchstschädlichen Beziehungsabbrüchen vorzubeugen.<br />

Der früher oft üblich gewesenen, freihändigen<br />

Vergabe von Pflegeplätzen‚ weil es passt, wird wi<strong>der</strong>sprochen.<br />

Der von Wirtschaftsberatungsinstituten vorgeschlagenen<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Verweildauer in aufnehmenden<br />

Familien, allein aus ökonomischen Gründen -<br />

ohne Ansehung <strong>der</strong> Schädlichkeit von Beziehungsabbrüchen<br />

- wird wi<strong>der</strong>sprochen.<br />

Das Material <strong>der</strong> SOS-Kin<strong>der</strong>dörfer‚ Geschwisterbeziehungen<br />

in riskanten Familienkonstellationen’<br />

kann bestellt werden bei:<br />

SPI im SOS-Kin<strong>der</strong>dorf e.V., info.spi@sos-kin<strong>der</strong><br />

dorf.de.<br />

Hinweise <strong>und</strong> Material aus <strong>der</strong> Forschungsstelle<br />

Univ. Siegen, die hier nur angedeutet werden konnten,<br />

finden sich ausführlich bei<br />

http://www.uni-siegen.de/pflegekin<strong>der</strong>-forschung/<br />

Die Siegener Erklärung zur Kontinuität in <strong>der</strong> Biografie<br />

von Pflegekin<strong>der</strong>n wird diesem Bericht angefügt.<br />

Was darin über Pflegekin<strong>der</strong> ausgesagt wird, gilt<br />

Ausgabe 81 6 KiM ®

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