VIRGILIO E STESICORO Una ricerca sulla Tabula Iliaca Capitolina *
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Theophrast und der Ostrakismos des Theseus<br />
139<br />
Hier haben wir die wahrscheinlich schon für die Oligarchen des<br />
5./4. Jh. belegte (siehe oben, S. 135 f. mit Anm. 16) Ansicht, daß<br />
Theseus mit der Einführung der Demokratie selbst den Grundstein<br />
für seine politische Kaltstellung und Verbannung gelegt habe,<br />
auf die Vorstellung der Einführung eines Ostrakismosverfahrens<br />
durch den attischen Staatsgründer-Heros zugespitzt. Allerdings<br />
handelt es sich um eine relativ späte und offensichtlich für Mißverständnisse<br />
und Irrtümer anfällige Quelle; 23 man wird es daher für<br />
wahrscheinlich halten dürfen, daß das dort berichtete Ostrakismos-Gesetz<br />
des Theseus nicht auf das Geschichtsbild der klassischen<br />
Zeit, sondern auf ein im Zuge der späteren Überlieferung<br />
eingetretenes Mißverständnis zurückgehen könnte. Es ist gut vorstellbar,<br />
daß ein fabulierfreudiger Autor die Notiz über eine angebliche<br />
‚Ostrakisierung‘ des Theseus auf eigene Faust zu einer<br />
nach dem Schema „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“<br />
gebildeten Fabel ausgestaltet hat. 24<br />
In den übrigen Belegstellen für eine ‚Ostrakisierung‘ des<br />
Theseus, dem von Pausanias-Atticista überlieferten Theophrast-<br />
Fragment und den bereits zitierten Testimonien der Heimholungs-<br />
Version (siehe oben, S. 131 f.), findet sich lediglich das Verbum<br />
Ùstrak¤zesyai verwendet, und man darf die Frage stellen, ob<br />
hinter diesem Begriff wirklich die Vorstellung einer formellen<br />
Ostrakophorie im Stil des fünften vorchristlichen Jahrhunderts<br />
steckt.<br />
Im Falle der Testimonien der Heimholungs-Version lassen<br />
sich schon aus dem Text der Zeugnisse selbst Indizien geltend<br />
machen, die gegen die Bejahung dieser Frage sprechen: Die Verbindung<br />
von Ùstrak¤zein mit sukofante›n und die namentliche<br />
Nennung des Anklägers LÊkow zeigen, daß hier eher die Vorstellung<br />
eines Gerichtsverfahrens mit einer gegen die Person des The-<br />
23) Man beachte, daß Eusebios neben der zitierten Notiz über Theseus’<br />
Ostrakisierung separat auch noch eine Verbannung des Heroen verzeichnet,<br />
ohne einen Hinweis auf eine Verbindung zwischen diesen Ereignissen zu bieten:<br />
YhseÁw fugen épÚ ÉAyhn«n (Euseb. Chron., ed. Schöne, p. 50).<br />
24) Aus demselben Motiv heraus hat die Überlieferung, die das Gesetz zur<br />
Einführung des Ostrakismos auf Kleisthenes zurückführte (erstmals belegt in Ath.<br />
Pol. 22,1; vgl. dazu H. Taeuber, T 39 – Aristoteles, Ath. Pol. 22,1.3–8: Einführung<br />
und erste Anwendungen des Ostrakismos, in: Siewert [wie Anm. 20] 449–458), Anlaß<br />
zur Bildung einer Legende gegeben, die den Demokratiegründer nicht nur zum<br />
Urheber, sondern auch zum ersten Opfer des Scherbengerichts machte (Ail. var.<br />
13,24).