hier - Herbert Bruhn
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Kapitel 6: „Inklusive Schule- Leben und Lernen mittendrin“ (Pius Thoma und Cornelia Rehle)<br />
wurden versetzt oder sprangen aus anderen Gründen kurz vor der Claras<br />
Einschulung ab. Das Schulamt lehnte alle Versuche der Eltern auf eine integrative<br />
Beschulung ihrer Tochter ab. Die Mutter sagte <strong>hier</strong>auf nur: „Ehrlich gesagt, brach<br />
<strong>hier</strong> für mich eine Welt zusammen.“ (S. 99). Die Eltern versuchten es nun mit<br />
einem Antrag auf Einzelintegration. Es bewarben sich mehr als 30 Interessenten als<br />
Integrationshelfer. Schließlich entschied sich Claras Familie für eine studierte<br />
Diplom-Sozialpädagogin und Erzieherin mit eigenen Kindern. Schon kurze Zeit<br />
nach der Einschulung fand Claras integrative Beschulung auch <strong>hier</strong> ein Ende, da<br />
sich die Klassenlehrerin mit weiteren 23 Schüler und Clara überfordert fühlte.<br />
Konsequenzen daraus waren unter anderem, dass Claras Integrationshelferin<br />
erkrankte und Clara nun ohne Schulbegleitung nicht mehr zur Schule gehen durfte.<br />
Schließlich sollte sie, nach Aussagen des Schulleiters, an eine Förderschule<br />
überwiesen werden (S. 101).<br />
Nach Aussagen der Mutter, ging es vielen anderen Familien so, bei denen die<br />
Schulen versuchten, die Kinder auf Sonderschulen zu überweisen. Claras Mutter<br />
appelliert an alle Regelschullehrer, sich nicht aufzugeben und es wenigstens zu<br />
versuchen. Claras Lehrerin hätte erst gar nicht versucht, sich auf Clara einzulassen<br />
und nur die fachliche Vermittlung im Sinn gehabt. Sie glaubt, dass Clara unter<br />
anderen Umständen an einer Regelschule deutliche Lernfortschritte erzielt hätte<br />
(S. 102). „Wie gesagt, war es seit Januar offenbar das Bestreben von Seiten der<br />
Schule, Clara „los zu werden“ (S. 103). Die Lehrer, sowie auch die Mitschüler,<br />
hätten besser vorbereitet werden müssen. Besonders bei den Mitschülern fielen<br />
Aussagen, wie zum Beispiel: „Clara ist ja ganz nett, aber Frau L. kann ja nicht<br />
immer siebzig Kopien für Clara zusätzlich machen“. Hier stellt sich die Frage, wie<br />
ein Kind zu einer solchen Aussage kommt. Schließlich hat man Clara keine Chance<br />
für eine inklusive Bildung gegeben. Der Versuch, sie in eine Regelschule zu<br />
integrieren, ist gescheitert, da ihr nicht genug mitfühlendes Verständnis<br />
entgegengebracht worden ist. Auch in anderen allgemeinen Schulen hat es nicht<br />
funktioniert. Trotzdem möchte Claras Mutter alle, die sich für Inklusion einsetzen,<br />
motivieren und ermuntern nicht nachzugeben (S. 106). Sie habe gelernt, dass es<br />
noch ein weiter Weg zu „einer Schule für alle“ ist und dies momentan nur in<br />
Einzelfällen gelingen kann. Sei nur einer in der Kette - egal ob Integrationshelfer,<br />
Lehrer, Schulleiter - nicht motiviert genug, ist die Integration, völlig unabhängig<br />
von der Behinderungsart, kaum möglich.<br />
6.3 „Inklusive Schulkultur- Inklusiver Unterricht“<br />
In der folgenden zusammenfassenden Analyse und Bewertung aller im Buch<br />
ausführlich beschriebenen Beispiele werden sichtbare Ereignisse hervorgehoben.<br />
Wenn eine schulische Integration eines förderbedürftigen Kindes in einer<br />
Regelschule gelingen soll, müssen Eltern, Schulverwaltung, Schulleitung,<br />
Klassenlehrer, Fachlehrkräfte, Klasseneltern, Schulbegleiter/Integrationshelfer usw.<br />
an einem Strang ziehen. Wenn sich nur einer <strong>hier</strong> der Integration widersetzt, kann<br />
der gesamte Integrationsprozess scheitern (vgl. Beispiel „Clara“ und S.173). Für die<br />
Schule zeigt sich <strong>hier</strong>, dass Inklusion „[…] neben den inklusiven schulischen<br />
Strukturen auch inklusive Unterrichtspraktiken und eine inklusive Kultur [...]“<br />
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