hier - Herbert Bruhn
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Kapitel 7: Kritische Betrachtungsweisen zu den jeweiligen Büchern<br />
Jutta Schöler schlägt einen Antrag auf „Nachteilsausgleich“ vor. Die Bedingungen<br />
sollen für Klassenarbeiten so verändert werden, dass die einzelnen Probleme des<br />
Kindes berücksichtigt würden (S. 25). Ein solcher Nachteilsausgleich ist sinnvoll,<br />
um in den Klassen die gleichen Themen zu prüfen. Jedoch ist die Umsetzung<br />
meiner Meinung nach nicht immer ohne Probleme durchführbar. Eine weitere<br />
Anmerkung wäre, dass auch <strong>hier</strong> wieder eine Stigmatisierung folgen könnte.<br />
Im weiteren Verlauf werden die Sichtweisen der Regelschullehrer beschrieben. Die<br />
Vorteile für eine Integration in Regelschulen seien 1. Die Gelegenheit, die eigenen<br />
Ängste vor Krankheit, Behinderung, Ausgrenzung, eigener Unvollkommenheit,<br />
Alter und Tod zu bearbeiten. 2. Die Begegnung mit einem behinderten Menschen<br />
könne anregend und befriedigend sein. 3. Individuelle Eigenarten seien oft<br />
förderlich für alle Kinder und 4. bekämen einige Lehrer durch diese Kinder wieder<br />
neuen Anstoß und würden somit mehr Motivation zeigen. 5. Für viele Lehrer sei es<br />
eine Bereicherung, wenn sie ein Kind mit Behinderung in ihre Klasse bekämen<br />
(S.28). Ich denke, dass diese Aussagen nicht zu pauschalisieren und individuell zu<br />
betrachten sind.<br />
Lehrer in Deutschland seien fast ausnahmslos Einzelkämpfer vor ihren Klassen,<br />
selten stehe Teamarbeit im Vordergrund. Die Autorin vergleicht Lehrer <strong>hier</strong> mit<br />
Sekretärinnen und Automechanikern, die sich ständig fachlich austauschen. Lehrer<br />
würden jedoch selten Konflikte im Kollegium austragen. Vielleicht haben viele den<br />
Lehrerberuf mit der Ansicht “ Da mach ich die Klassentür hinter mir zu“ und „in<br />
der Klasse bin ich König“ gewählt (S. 31). Dies ist meiner Meinung nach ein<br />
Vorurteil. Jugendliche und Erwachsene, die ihr Abitur gemacht haben, sind<br />
größtenteils reflexionsfähig und wählen nicht ein Studium um anschließend „die<br />
Tür hinter sich zu machen zu können“. Des Weiteren bekommt man in den Schulen<br />
offene Konflikte im Lehrerzimmer mit und es wird oft über Einzelfälle und<br />
geschehene Vorfälle berichtet und diskutiert.<br />
Zum Zwei-Pädagogen-Prinzip bei integrativem Unterricht schlägt die Autorin eine<br />
regelmäßige Absprache zwischen beiden Lehrpersonen vor, um Missverständnisse<br />
gar nicht erst aufkommen zu lassen (S. 33). Auch <strong>hier</strong> sehe ich eine Schwierigkeit<br />
in der Umsetzung. Es ist nicht immer einfach, jede Kleinigkeit im Vorfeld<br />
abzusprechen. Vor allem kann man nicht jedes Verhalten oder jede Reaktion des<br />
Kindes auf ein anderes Verhalten vorhersehen.<br />
Außerdem wird von regelmäßigen Fortbildungen gesprochen, die nicht stattfinden<br />
würden (S. 35). Auch wenn sie stattfänden, kann <strong>hier</strong> nicht jeder Einzelfall<br />
besprochen werden.<br />
Bei Argumenten für integrativen Unterricht bringt Jutta Schöler ein, dass<br />
Geschwister von behinderten Kindern oft psychisch überlastet seien und nicht<br />
wüssten, wie sie in ihrem Umfeld erklären sollen, dass ihr Bruder oder ihre<br />
Schwester an einer anderen Schule ist. Die meisten jüngeren Kinder denken meines<br />
Erachtens noch nicht über so etwas nach und haben keine Scheu, mit anderen<br />
darüber zu sprechen (S. 53).<br />
Die Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf sollen sich nicht<br />
auf Ausreden der Schulen einlassen. Oft würden Schulen vorschieben, sie seien<br />
nicht behindertengerecht eingerichtet oder müssten erst bestimmte Vorkehrungen,<br />
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