Feinguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...
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3. Werkstoffe für das<br />
Feingießen<br />
3.1 Allgemeine Eigenschaften<br />
Feingegossene Werkstoffe erstarren praktisch<br />
quasi-isotrop (ausgenommen einige<br />
gerichtet erstarrte Bauteile). Sie weisen<br />
damit nicht das zeilige, gerichtete Gefüge<br />
von Knetwerkstoffen mit unterschiedlichen<br />
Längs- <strong>und</strong> Querwerten auf, das<br />
zum Beispiel durch Walzen, Schmieden<br />
o<strong>der</strong> Ziehen entsteht.Bei feingegossenen<br />
Werkstoffen kann deshalb in allen drei<br />
Dimensionen mit gleichen technologischen<br />
Werten gerechnet werden.<br />
Da die jeweilige Wärmebehandlung vorwiegend<br />
von <strong>der</strong> Art des Werkstoffs bestimmt<br />
wird, werden feingegosseneWerkstoffe<br />
praktisch auf die gleiche Weise<br />
wärmebehandelt wie Knetwerkstoffe gleicher<br />
chemischer Zusammensetzung. Dabei<br />
ist die Neigung zum Verziehen bei<br />
<strong>Feinguss</strong> nur gering, was Präzisionsarbeiten<br />
beson<strong>der</strong>s erleichtert.<br />
An vielen Flächen ist wegen <strong>der</strong> hohen<br />
Sauberkeit <strong>und</strong> Maßgenauigkeit eine spanende<br />
Bearbeitung nicht mehr erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Eine Gusshaut im bekannten Sinne<br />
entsteht bei <strong>Feinguss</strong> nicht. Dadurch ergeben<br />
sich saubere Oberflächen, die<br />
spanendes Bearbeiten nicht beeinträchtigen.<br />
Lediglich Titan-Basislegierungen<br />
weisen eine härtere Oberfläche auf. Die<br />
spanende Bearbeitbarkeit von <strong>Feinguss</strong><br />
entspricht <strong>der</strong>jenigen von Knetwerkstoffen<br />
gleicher chemischer Zusammensetzung<br />
<strong>und</strong> Wärmebehandlung. Die Vor- <strong>und</strong><br />
Endbearbeitung sowie Montageleistungen<br />
gehören heute auch zum Leistungsangebot<br />
<strong>der</strong> Feingießereien (Bild 49).<br />
Für das Schweißen, Panzern <strong>und</strong> Löten<br />
gilt das Gleiche. Die <strong>Feinguss</strong>oberfläche<br />
braucht vorher nicht bearbeitet zu werden.<br />
Schweißfasern <strong>und</strong> Sitze für aufzulötende<br />
Teile werden deshalb vorteilhaft mitgegossen.<br />
20<br />
3.2 Werkstoffsorten<br />
Nach dem Feingießverfahren lässt sich<br />
eine fast unübersehbare Vielfalt sowohl<br />
von Guss- als auch von Knetwerkstoffen,<br />
in Normen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Richtlinien genannt<br />
o<strong>der</strong> nicht genormt, verarbeiten.<br />
Aus Gründen <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit muss<br />
aber eine Beschränkung erfolgen, zumal<br />
einerseits zahlreiche Werkstoffe ähnliche<br />
Eigenschaften aufweisen <strong>und</strong> mindestens<br />
gleichwertig durch einen einzigen auch<br />
wirtschaftlicher „ersetzt“ werden können.<br />
An<strong>der</strong>erseits ermöglicht Feingießen oft<br />
die kostenneutrale Verwendung eines<br />
höherwertigeren Werkstoffs, womit eine<br />
Vielzahl von Anwendungsfällen abgedeckt<br />
werden kann. Entsprechend werden<br />
nachfolgend zu den verschiedenen<br />
Werkstoffgruppen nur ausgewählte Sorten<br />
genannt. Es gelten die entsprechenden<br />
Werkstoffnormen <strong>und</strong> Mindestwerte,<br />
die im Anhangsteil 1, Seite 46, zusammengestellt<br />
sind. Die dort in den Tabellen<br />
angegebenen Daten sind Anhaltswerte,<br />
weil ausschließlich <strong>der</strong> betreffende<br />
Feingießer verbindliche Werte nennen<br />
kann.<br />
Das gilt auch dann, wenn in Normen o<strong>der</strong><br />
sonstigen Vorschriften gewährleistete<br />
Mindestwerte genanntwerden, denn diese<br />
beziehen sich üblicherweise auf an<strong>der</strong>e<br />
Formgebungsverfahren <strong>und</strong> sind aus<br />
metallurgischen Gründen nicht auf das<br />
Feingießen einfach übertragbar. Wenn<br />
nichtsan<strong>der</strong>es vereinbart, gelten die Werte<br />
für den getrennt gegossenen Probestab.<br />
Werden für bestimmte Anwendungsfälle<br />
an<strong>der</strong>e Werkstoffe bindend vorgeschrieben,<br />
so sind diese beim Feingießer anzufragen.<br />
Die verschiedenen Feingießereien<br />
stellen jeweils nicht alle <strong>der</strong> nachfolgend<br />
genannten Werkstoffgruppen beziehungsweise<br />
Basislegierungen her.<br />
Hier ist ebenfalls eine Anfrage erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Bild 50: Einsatz von RP-Techniken in <strong>der</strong><br />
Dentaltechnikzur Herstellungvon individuell<br />
über 3D-Datenmodell gestaltetenKronen <strong>und</strong><br />
Brücken aus speziellen körpervertäglichen<br />
Legierungen im Feingießverfahren (Bild: Envisiontec,<br />
Marl)<br />
3.3 Wirtschaftlichkeit<br />
Optimale Werkstoffwahl, zweckmäßige<br />
Wärmebehandlung <strong>und</strong> richtige Oberflächenbehandlung<br />
sind wesentliche Kriterien<br />
für die Wirtschaftlichkeit von <strong>Feinguss</strong>.<br />
Es ist deshalb wirtschaftlich vorteilhaft,<br />
gängige <strong>Feinguss</strong>werkstoffe zu<br />
verwenden. Im Zweifelsfalle ist es angeraten,<br />
den Feingießer zu befragen. Wenn<br />
irgend möglich, wird er artgleiche o<strong>der</strong><br />
besser geeignete Werkstoffe aus <strong>der</strong><br />
laufenden Fertigung vorschlagen.<br />
Oft können, beson<strong>der</strong>s für kleinere Teile,<br />
korrosionsbeständige Werkstoffe verwendet<br />
werden, um ein teures Oberflächenveredeln<br />
bei niedrig- <strong>und</strong> unlegierten Werkstoffen<br />
einzusparen. Solche Teile bleiben<br />
auch dann chemisch beständig, wenn ihre<br />
Oberfläche beschädigt wird (Bild 50).<br />
Häufig ist es möglich, mit nur einem Modellwerkzeug<br />
die gleichen Bauteile aus<br />
verschiedenen Werkstoffen (auch aus<br />
Legierungen auf unterschiedlicher Basis)<br />
zu beziehen. So kann zum Beispiel für<br />
gleiche Armaturen- <strong>und</strong> Pumpenteile <strong>der</strong><br />
Werkstoff optimal auf die Aggressivität<br />
des jeweiligen Mediums abgestimmt werden.<br />
Die problemlose Werkstoffumstellungist<br />
aberauchdannvon Vorteil, wenn<br />
höhere Beanspruchungen auftreten als<br />
vorher bekannt o<strong>der</strong> vorhersehbar waren.<br />
Dann kann fast immer ein besser geeigneter<br />
Werkstoff gewählt werden.<br />
Bild 49: 200 gleichtes aber hoch belastbares <strong>Feinguss</strong>teil Fußraste für Motor-Cross-Krafträ<strong>der</strong> aus G42CrMo4 (W.-Nr. 1.7227), welches<br />
in <strong>der</strong> Gießerei nicht nur entwickelt <strong>und</strong> gefertigt, son<strong>der</strong>n auch montiert <strong>und</strong> paarweise samt Zubehör als Bausatz (rechts) direkt zur<br />
Montage zur Verfügung gestellt wird (Bild: <strong>Feinguss</strong> Blank, Riedlingen)