Feinguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...
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4<strong>Konstruieren</strong> <strong>und</strong><br />
Gestalten<br />
Feingießen erweitert die Freiheit des konstruktiven<br />
Gestaltensaußerordentlich.Es<br />
sind sehr kompliziert <strong>und</strong> komplex ausgeführte<br />
Werkstücke mit geringen Wanddicken,<br />
hoher Oberflächengüte <strong>und</strong> engen<br />
Maßtoleranzen herstellbar. Zusammen mit<br />
<strong>der</strong> Werkstoffvielfalt werden für Konstruktionsaufgaben<br />
<strong>der</strong> verschiedensten Art mit<br />
<strong>Feinguss</strong> oft neue, vor allem aber wirtschaftliche<br />
Lösungen gef<strong>und</strong>en.<br />
Ein unter allen technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten optimal gestaltetes<br />
<strong>Feinguss</strong>teil setzt den engen Kontakt<br />
zwischen dem Gestaltenden <strong>und</strong> dem Feingießer<br />
voraus: hier die konstruktiven For<strong>der</strong>ungen,<br />
dort die fertigungstechnischen<br />
Möglichkeiten.Das Ergebnis einer solchen<br />
Zusammenarbeit sind anwendungstechnisch<br />
optimierte Bauteile, hergestellt mit<br />
möglichst geringem Fertigungsaufwand.<br />
Gestaltende in diesem Sinne sind Konstrukteure<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsingenieure,<br />
betriebliche Führungskräfte sowie technische<br />
Kaufleute <strong>und</strong> Einkäufer, die neue<br />
<strong>und</strong> rationelle Wege suchen, wirtschaftlich<br />
zu fertigen.<br />
Trotz aller Freizügigkeit beim <strong>Konstruieren</strong><br />
in <strong>Feinguss</strong> empfiehlt es sich imInteresse<br />
verbesserter Wirtschaftlichkeit,<br />
einige Hinweise zu beachten, um den Fertigungsaufwand<br />
möglichst niedrig zu halten.<br />
Damit werden einerseitsdie physikalischen<br />
Gesetzmäßigkeiten beim Gießen<br />
sowie <strong>der</strong> Arbeitablaufvom Werkzeug bis<br />
zum Gussstück berücksichtigt, an<strong>der</strong>erseits<br />
zeigen sie weitere Potenziale auf,<br />
die mit dem Feingießen zu erreichen sind.<br />
Ein „richtig“ konstruiertes <strong>Feinguss</strong>teil<br />
sollte demnach folgenden Gesichtspunkten<br />
gerecht werden:<br />
- wirtschaftlich,<br />
- funktions- <strong>und</strong> beanspruchungsgerecht,<br />
- feingießgerecht,<br />
- bearbeitungsgerecht,<br />
- montagegerecht,<br />
- formschön.<br />
Bild 70: Je nach den betrieblichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
(z. b.Turbola<strong>der</strong>, Kältetechnik) werden<br />
Verdichterrä<strong>der</strong> aus Al- <strong>und</strong> Ti-Basis-<br />
Legierungen feingegossen, Maße bis etwa<br />
Dmr. 900 mm, Gewicht bis r<strong>und</strong> 35 kg (Bild:<br />
Tital, Bestwig)<br />
4.1 Wirtschaftlichkeit<br />
In jedem Fall gilt die Faustregel: Je komplizierter<br />
ein Werkstück <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> je schwieriger<br />
es zu bearbeiten ist, desto wirtschaftlicher<br />
ist es, feinzugießen. Beste Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>und</strong> optimale Gestalt werden<br />
jeweils so erreicht.<br />
Der Konstrukteur lässt das im Blickpunkt<br />
stehende Teil vor seinem geistigen Auge<br />
sozusagen „schrumpfen“ beziehungsweise<br />
abmagern, um so die kleinstmögliche,<br />
noch vertretbareGestalt (Form, Kontur) zu<br />
erreichen. Er vermeidet Materialanhäufungen<br />
<strong>und</strong> schroffe Querschnittsübergänge,<br />
verringert sinnvoll Wanddicken,<br />
sieht Aussparungen vor <strong>und</strong> nutzt die hohen<br />
technologischen Werte feingegossener<br />
Werkstoffe. Hierzu kommen heute<br />
verstärkt die computerunterstützten Techniken<br />
zum Einsatz, auf die unter Punkt<br />
4.3 eingegangen wird.<br />
Beson<strong>der</strong>s geeignetist für die Herstellung<br />
kosten- <strong>und</strong> masseoptimierter Gussteile<br />
auch die bionisch orientierte Bauteilgestaltung<br />
[16].<br />
Die allgemeinen Preis bestimmendenFaktoren<br />
werden unter Kapitel 5dargelegt.<br />
Im Wesentlichen werden sie gebildet<br />
aus Stückzahlen pro Gießeinheit, Sperrigkeitsgrad,<br />
Werkstoff, Toleranzen sowie<br />
den Abnahmekriterien.<br />
Bild 71: Zangeneinsätze für den Werkzeugbau<br />
aus G51CrV4 (W.-Nr. 1.8159) (Bild: Bu<strong>der</strong>us,<br />
Moers)<br />
4.2 Konstruktive Aspekte<br />
4.2.1 Außenkontur<br />
Das Feingießen ermöglicht, wie schon<br />
mehrfach erwähnt, die Herstellung sehr<br />
komplexer <strong>und</strong> filigraner Bauteile. Für die<br />
optimale Ausnutzung dieser Möglichkeiten<br />
sind folgende Regeln zu beachten.<br />
I. Räumlich gekrümmte Flächen<br />
Räumlich gekrümmte Flächen lassen sich<br />
im Feingießverfahren genau <strong>und</strong> formtreu<br />
reproduzieren. Die Wirtschaftlichkeit ist<br />
dadurch gegeben, dass <strong>der</strong> dafür notwendige<br />
hohe Bearbeitungsaufwand nur einmal,<br />
nämlich beim Herstellen des Werkzeuges,<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
II. Teilefamilien<br />
Bei entsprechen<strong>der</strong> Konstruktion können<br />
sogenannte Teilefamilien gebildet werden,<br />
wenn es für ähnliche Teile möglich<br />
ist, mit einem Werkzeug <strong>und</strong> mehreren<br />
auswechselbaren Kernschiebern zu arbeiten.<br />
Die Werkzeugkosten verringern<br />
sich dadurch spürbar (Bil<strong>der</strong> 70 <strong>und</strong> 71).<br />
An<strong>der</strong>erseits kommt es aber auch zum<br />
Beispiel bei Elektronikgehäusen vor (Bild<br />
72), dass alle Details ein- <strong>und</strong> angegossen<br />
werden, die für mehrere, ähnliche Einbausätze<br />
gebraucht werden. Im Einzelfall<br />
werden sie selten alle genutzt. Das betreffende<br />
Gussstückist dann aber vielseitig ver-<br />
Bild 72: Elektronikgehäuse aus EN AC-AlSi7-<br />
Mg.0,3 wa (W.-Nr.ENAC-42100),Abmessungen:<br />
330 x280 x240 mm, Gewicht: 5400 g(Bild:<br />
Zollern, Soest)<br />
Bild 73: Bildung von Teilefamiliendurch verschiedene Kernschieberausführungen<br />
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