Feinguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...
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6Schweißen an <strong>Feinguss</strong>bauteilen<br />
Produktionsschweißungen an <strong>Feinguss</strong>teilen<br />
sind sicherlich nicht die Regel, jedoch<br />
auch nicht wegzudenken, insbeson<strong>der</strong>e<br />
dann, wenn die Stückgewichte<br />
größer werden. Die hohe Vielfalt <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an Oberflächen<strong>und</strong> Volumengüten,<br />
an die Geometrie <strong>und</strong> die Maßhaltigkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Feinguss</strong>produkte zwingt dazu,<br />
immer häufiger konstruktive Verän<strong>der</strong>ungen<br />
vorzunehmen o<strong>der</strong> aber Oberflächen<strong>und</strong><br />
Volumengüten zu verbessern. Hierzu<br />
ist es unumgänglich, Verfahren anzuwenden,<br />
wie zum Beispiel das Schweißen, damit<br />
auch die Wirtschaftlichkeit gewährleistet<br />
bleibt.<br />
Nach den gängigen Regelwerken, zum<br />
Beispiel <strong>der</strong> DIN EN 1559 „Gießereiwesen,<br />
Technische Lieferbedingungen“,<br />
ist das Schweißen an Stahl- <strong>und</strong> Aluminiumgussteilen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich erlaubt<br />
<strong>und</strong> als Produktionsschweißung definiert.<br />
Das Produktionsschweißen schließt definitionsgemäß<br />
die Begriffe Fertigungs- <strong>und</strong><br />
Verbindungsschweißen ein.<br />
Unter angemessener Berücksichtigung<br />
des Werkstoffs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Form des Gussteils<br />
sind Produktionsschweißungen so<br />
durchzuführen, dass die im Schweißwerkstoff<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Wärmeeinflusszone relevanten<br />
Eigenschaftswerte den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Eigenschaften des Gr<strong>und</strong>werkstoffs<br />
ausreichend entsprechen. Die<br />
Bereiche, wo Produktionsschweißungen<br />
durchgeführt werden sollen, sind so vorzubereiten<br />
<strong>und</strong> zu prüfen, dass eine einwandfreie<br />
Schweißung sichergestellt ist. Die<br />
Dokumentation dieser Bereiche kann vereinbart<br />
werden (Auszug aus DIN EN 1559).<br />
Ebenso bedarf es <strong>der</strong> Vereinbarung zwischen<br />
K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Lieferant/Hersteller,<br />
Schweißverfahrens-Prüfungen zum Beispiel<br />
nach DINEN288-3 o<strong>der</strong> Schweißerqualifikation<br />
nach ISO 9606-1 zu verlangen<br />
zum Nachweis, dass <strong>der</strong> Hersteller<br />
die Produktionsschweißungen korrekt ausführen<br />
kann, gegebenenfalls in Verbindung<br />
mit einer Wärmebehandlung nach<br />
dem Schweißen.<br />
Bild 126: Feingegossene Landeklappe für den<br />
Airbus A340 Träger (links) aus EN AC-AlSi-<br />
7Mg0,6 (W.-Nr: EN AC-42200), Rohr <strong>und</strong> Wagen<br />
(rechts) aus G-TiAl6V4 (Bild Tital, Bestwig)<br />
6.1 Stahlguss<br />
6.1.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Unter den Gusswerkstoffen zeichnet sich<br />
Stahlguss durch seine gute Schweißbarkeit<br />
aus. Dieser beson<strong>der</strong>e Vorteil <strong>der</strong><br />
Erzeugnisform Stahlguss kann bei <strong>der</strong><br />
konstruktivenGestaltung von hoch beanspruchten<br />
Bauteilen vorteilhaftausgenutzt<br />
werden. Das gilt auch für den Stahlfeinguss.<br />
I. Schweißeignung<br />
<strong>Feinguss</strong>teile aus Stahllegierungen zeichnen<br />
sich unter an<strong>der</strong>em in Abhängigkeit<br />
<strong>der</strong> chemischen Zusammensetzung<br />
durch Ihre gleichmäßigen mechanischen<br />
Eigenschaften in allen Richtungen als gut<br />
schweißbar aus. Die Schweißeignung<br />
wird im Wesentlichen durch die Eigenschaftsän<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Wärmeeinflusszone<br />
(WEZ) bestimmt, die ihrerseits bei<br />
gegebener chemischer Zusammensetzung<br />
durch die Wanddicke sowie die<br />
Schweißparameter, zum Beispiel Vorwärm-<br />
<strong>und</strong> Zwischenlagentemperatur,<strong>und</strong>/<br />
o<strong>der</strong> Wärmeeinbringen bedeutend beeinflussen<br />
kann.<br />
II. Schweißvorbereitung<br />
Die zum Schweißen vorbereiteten Bereiche<br />
sind gr<strong>und</strong>sätzlich durch eine Sichtprüfung<br />
zu beurteilen, wenn möglich zusätzlich<br />
mittels <strong>der</strong> Farbeindring- o<strong>der</strong><br />
Magnetpulverprüfung.<br />
Die Kriterien für die Beurteilung <strong>der</strong><br />
Schweißbereiche sollten mindestens denjenigen<br />
desGussteilsbeziehungsweise <strong>der</strong><br />
betreffenden Gussteilzone entsprechen.<br />
Im Allgemeinen sollten jedoch verschärfte<br />
Kriterien angelegtwerden. Lineare Anzeigen,<br />
die auf Risse schließen lassen, sind<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich zu beseitigen.<br />
Zu beachten ist, dass die zum Schweißen<br />
vorbereitete Mulde o<strong>der</strong> Schweißflanke<br />
vor dem Schweißen frei von Schmutz, Öl<br />
o<strong>der</strong> Prüfmittelresten ist.<br />
III. Vorgaben <strong>und</strong> Regelwerke für das<br />
Schweißen<br />
Die Schweißzusatzwerkstoffhersteller<br />
informieren auf den Schweißzusatzwerkstoffverpackungen<br />
(zum Beispiel bei E-<br />
Hand-Elektroden)umfangreich über Stromstärke,<br />
Stromart o<strong>der</strong> Vorwärmtemperaturen.<br />
Zusätzlich können viele wichtige<br />
Informationen aus den Herstellerkatalogen<br />
entnommen werden. Da die meisten<br />
Stahlgusssorten in Regelwerken enthalten<br />
sind, zum Beispiel in DIN EN<br />
10283,erhält <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> auch hier die<br />
notwendigen Informationen, die für eine<br />
fachgerechte Schweißung notwendig sind.<br />
6.1.2 Typische Schweißverfahren<br />
In den letzten Jahren erfolgte ein Umbruch<br />
bei den Schweißverfahren. Durch<br />
die Herstellung von Fülldrähten für das<br />
Metallschutzgasschweißen (MSG)<br />
konnte die Angebotspalette an den verschiedensten<br />
Schweißzusatzwerkstoffen<br />
deutlich erhöht werden. Für diese Drähte<br />
kommen kostengünstige Standardgr<strong>und</strong>werkstoffe<br />
zum Einsatz. Durch Einbringen<br />
<strong>der</strong> verschiedensten Legierungselemente<br />
in Pulverform entsteht ein Draht mit genau<br />
definierter Zusammensetzung. Hierdurch<br />
wurde <strong>der</strong> Anteil an Schweißelektroden<br />
für das E-Handschweißen deutlich reduziert.<br />
Stark verbreitetet ist inzwischen, auf<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Bereiche, die durch<br />
Schweißen instandgesetzt werden müssen,<br />
das Wolfram-lnertgas-Schweißverfahren<br />
(WIG)<strong>und</strong> das Laserschweißen.<br />
Auch Kombinationsverfahren, wie das<br />
Laserhybridschweißen,werden genutzt.<br />
Mit diesem Verfahren lassen sich die Vorteile<br />
vom Lichtbogen- <strong>und</strong> Laserschweißen<br />
verbinden. Das Prinzip ist einfach:<br />
Beim Laserhybridsystem trifft die mit Lichtgeschwindigkeit<br />
transportierte Energie<br />
des Laserstrahls mit dem Plasma des<br />
Lichtbogens zusammen. Sie wirken gleichzeitig<br />
in dieselbe Schweißzone <strong>und</strong> verstärken<br />
ihre Wirkung.<br />
Ein Multitalent für Auftrags- <strong>und</strong> Verbindungsschweißungen<br />
o<strong>der</strong> auch für das<br />
Beseitigen partieller Poren, Schwindungsfehler<br />
usw. ist das Laserschweißen von<br />
Hand. Dieses Verfahren kommt bevorzugt<br />
zum Einsatz, wenn kleinste Schweißungen<br />
notwendig sind, die möglichst ohne<br />
Maßverzug vollzogen werden müssen.<br />
Neben dem Handlaserschweißen mit<br />
einem ND:YAG-Laser (die Buchstaben<br />
stehen für Neodym -Yttrium -Aluminium<br />
-Granat) sind auch automatische Verfahren<br />
heute im Einsatz. Mit diesem Verfahren<br />
sind alle <strong>Feinguss</strong>werkstoffe außer<br />
Gusseisen gut schweißbar.<br />
Bild 127: Einteilig gegossene Schwinggabeln<br />
für Füllstandsmessung ausdem Werkstoff GX-<br />
2CrNiMo18-14-3 (W.-Nr.1.3952),Abmessungen:<br />
106x38mm, Gewicht: 78 g(oben)<strong>und</strong> 23 x64<br />
mm, 35 g(unten)(Bild: Zollern, Sigmaringen)<br />
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