3009667 MukoInfo 01_07 Inhalt - Mukoviszidose e.V.
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Trauerseminar aus der Sicht<br />
eines Vaters<br />
Nach dem Tod unseres geliebten Sohnes Michael (er starb<br />
am 8.7.2006) auf der Intensivstation in der Uni-Klinik<br />
Essen, Michael wurde 34 Jahre alt) bekamen wir eine<br />
Einladung zu einem Trauer-Wochenende in Springe.<br />
Meine Frau wollte diese Gelegenheit unbedingt nutzen.<br />
Ich war anfangs skeptisch und wollte mit meiner Trauer<br />
über den großen Verlust alleine fertig werden. Stimmte<br />
dann aber doch zu, sie zu begleiten. Jeder Teilnehmer hatte<br />
einen persönlichen Gegenstand oder ein Foto seines verstorbenen<br />
Angehörigen mitgebracht, das er vor sich auf<br />
den Boden legte. Ich legte ein Foto von Michael vor mich<br />
auf den Boden, so hatte ich immer visuellen Kontakt zu<br />
ihm. Zu Beginn des Seminars stellte man sich vor und teilte<br />
seine Beweggründe mit, an diesem Seminar teilzunehmen.<br />
Mir fiel in diesem Moment auf, dass niemand in der<br />
Runde (wir saßen im Kreis, um einen auf Tüchern liebevoll<br />
errichteten steinigen Weg – den ein jeder nach dem<br />
Tod eines geliebten Menschen zu bewältigen hat) zu einer<br />
Darstellung aufgefordert wurde. Jeder Teilnehmer ergriff<br />
erst dann das Wort, wenn ihm danach war. Ein eigenartiges<br />
Gefühl überkam mich nach diesem Abend und in der<br />
Nacht träumte ich mehrfach von Michael.<br />
Durch den Tod eines geliebten Menschen geraten wir in<br />
unserem Leben an einen Scheideweg, wo sich Abschied,<br />
Trauer und Neubeginn begegnen. In Gruppenarbeiten<br />
wurde dieser Scheideweg von jedem Teilnehmer graphisch,<br />
mit persönlichen Motiven dargestellt. Oder auch<br />
das Malen eines Bildes, in dem Motive, Gedanken und<br />
landschaftliche Erinnerungen dargestellt wurden. In<br />
Gesprächsrunden wurden besinnliche, traurige, aber auch<br />
heitere Anekdoten seines geliebten Angehörigen darge-<br />
stellt. Dabei<br />
wurde geweint und<br />
gelacht. Während eines Spaziergangs<br />
lernte man sich ebenfalls näher kennen.<br />
Michaels Hobby war die Musik, er komponierte, textete<br />
und spielte E-Bass. Sein Konzeptstück „When darkness<br />
turns to light“ (Wenn Dunkelheit zu Licht wird) hatte ich<br />
als CD mitgebracht und den Teilnehmern vorgestellt.<br />
Fazit: Das Seminar hat mir sehr geholfen, den großen<br />
Verlust anzunehmen. Es war für mich ein wundersames<br />
Gefühl, sich in der Gemeinschaft von Betroffenen loszulassen<br />
und wieder aufgefangen zu werden. Die Trauer um<br />
Michael bedeutet für mich auch Hoffnung. Hoffnung,<br />
dass es ihm jetzt besser geht und sein Leiden nun ein Ende<br />
hat. Ich möchte mich mit diesen Zeilen bei Anne und<br />
Klaus bedanken. Sie haben durch ihre einfühlsame<br />
Begleitung einen unermesslichen Beitrag geleistet.<br />
Ewald Wickert<br />
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