3009667 MukoInfo 01_07 Inhalt - Mukoviszidose e.V.
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36<br />
Wissenschaft<br />
Highlights aus der Forschung 2006<br />
Zum Abschluß der Würzburg-Tagung gab Prof. Felix<br />
Ratjen von der Universität Toronto (Kanada) einen Überblick<br />
über aktuelle Forschungsschwerpunkte und -ergebnisse<br />
im Bereich <strong>Mukoviszidose</strong> (CF). Zu Beginn seines<br />
Vortrages mahnte Herr Ratjen eine generelle<br />
Qualitätsverbesserung im Bereich der CF an. Unter anderem<br />
sei eine Offenlegung aller Forschungsergebnisse sowie<br />
eine enge Zusammenarbeit der besten Arbeitsgruppen<br />
zwingend notwendig. Voraussetzung hierfür sei eine<br />
Etablierung von klaren Zentrumsstrukturen mit festen<br />
Richtlinien. Anschließend beschrieb Herr Ratjen<br />
zusammenfassend einige aktuelle kurative sowie symptomatische<br />
Therapieansätze, die momentan im Fokus der<br />
weltweiten Forschung stehen.<br />
Kurative Ansätze<br />
Aus dem Bereich der Gentherapie gibt es zuzeit keine<br />
Ansätze, die eine Heilung der CF mittelfristig erwarten lassen.<br />
Die Gentherapie scheitert noch immer an der mangelnden<br />
Transfektionseffizienz verfügbarer Vektoren. Das<br />
bedeutet, dass das gesunde CFTR-Gen nicht in ausreichender<br />
Menge in die betroffenen Zellen gelangt.<br />
Weiterhin zeigt sich eine zu kurze Wirkdauer des Gens,<br />
wenn es erst einmal in die Zellen gelangt ist.<br />
Darüberhinaus treten erhebliche unerwünschte<br />
Nebenwirkungen auf.<br />
Erfolgversprechender sind zurzeit Forschungsansätze, die<br />
darauf abzielen, die Konzentration/Aktivität des - wenn<br />
auch defekten - CFTR-Proteins in den Zellen zu erhöhen.<br />
Um dies zu erzielen gibt es verschiedene Möglichkeiten:<br />
Zum einen gelingt eine Konzentrationssteigerung durch<br />
Hemmung des zytosolischen Abbaus von CFTR-<br />
Proteinen. Außerdem kann eine Erhöhung der Anzahl von<br />
CFTR-Proteinen bzw. eine Erhöhung der Aktivität des<br />
Kanalproteins durch sogenannte Korrektoren bzw. durch<br />
Aktivatoren/Potenziatoren erreicht werden, die dazu führen,<br />
dass mutiertes Protein an die Zelloberfläche gelangt<br />
(u.a. PTC 124). Aber auch die pharmakologische<br />
Beeeinflussung alternativer Ionenkanäle, die einen<br />
Einfluss auf die Sekretion/Resorption von Chloridionen<br />
und Flüssigkeit haben, ist ein Schwerpunkt der aktuellen<br />
Forschung (u.a. Moli19<strong>01</strong>/Duramycin).<br />
Ein weiterer erfolgversprechender Therapieansatz ist die<br />
Inhalation hypertoner Kochsalzlösung (osmotischer<br />
Ansatz). Klinische Studien haben den kurzfristigen<br />
Nutzen belegt. Problematisch ist, dass durch die<br />
Inhalation einer hypertonen Kochsalzlösung bevorzugt<br />
die großen und intermediären Atemwege erreicht werden,<br />
während die kleinen Atemwege nur unzureichende<br />
Mengen der Substanz erhalten (diese machen aber den<br />
größten Teil der Lunge aus). Unklar ist zurzeit noch die<br />
Wirksamkeit einer Kochsalzanwendung bei der Langzeitanwendung<br />
(u.a. ihr Einfluss auf die Inflammation,<br />
Verträglichkeit sowie Patienten-Compliance).<br />
Symptomatische Ansätze<br />
Erfolgversprechender sind zurzeit symptomatische<br />
Therapieansätze. So konnte beispielsweise die Wirksamkeit<br />
von Azithromycin, einem Makrolid-Antibiotikum,<br />
bei Patienten mit einer chronischen Pseudomonas<br />
aeruginosa-Infektion belegt werden. Der genaue Wirkmechanismus<br />
dieses Antibiotikums in Bezug auf die CF<br />
(antibiotisch oder anti-inflammatorisch) ist zurzeit noch<br />
unbekannt. Vermutet wird eine Hemmung der Synthese<br />
von Produkten, die eine Entzündungsreaktion hervorrufen<br />
und unterhalten, sowie eine Hemmung der Biofilmbildung<br />
durch Pseudomonas aeruginosa (im Sinne eines<br />
Quorum Sensing Antagonisten) und somit eine bessere<br />
Therapierbarkeit der P. aeruginosa-Infektion bewirken.<br />
Die CF-Lunge ist durch exzessive und chronische<br />
Entzündungsvorgänge gekennzeichnet. Daher ist die<br />
Entwicklung von Medikamenten, die in den Atemwegen<br />
eine Entzündung unterdrücken, sinnvoll und Gegenstand<br />
der Forschung. Leider ist es bis heute nicht gelungen,<br />
geeignete Substanzen zu identifizieren, die langfristig<br />
einen Therapieerfolg versprechen. Eine kürzlich durchgeführte<br />
klinische Studie (WISE-Studie, „withdrawal of