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Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz

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Lizentiatsarbeit zu <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong>n von Lisa Weiller Einleitung<br />

welches Phänomen untersucht wird. Darüber hinaus besitzen Fragestellungen in der<br />

Grounded Theory eine Handlungs- und Prozessorientierung (vgl. op. cit., S. 23).<br />

1.2. Begriffsbestimmung<br />

„<strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong> sind jene Menschen, die gemäss einer nationalen Migrationspolitik vom<br />

Aufenthalt im staatlichen Territorium ausgeschlossen sind“ (Achermann/Efionayi-Mäder<br />

2003, S. 1). Auf die Situation der Schweiz bezogen sind <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong> in der Schweiz<br />

wohnhafte Personen, die nicht über eine schweizerische Aufenthaltsbewilligung verfügen.<br />

Unter den <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong> gibt es auch Personen, die über gar keine Aufenthaltsdokumente<br />

verfügen, auch nicht über solche ihres Ursprungslandes. Üblicherweise und auch in dieser<br />

Arbeit sind aber mit dem Begriff ‚<strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>’ alle Personen gemeint, die das erstgenannte<br />

Kriterium erfüllen, unabhängig davon, ob sie Papiere eines anderen Landes besitzen oder<br />

nicht. Die Bezeichnung ‚Illegale’ wird von Betroffenen mit Bezug auf die Aussage von Elie<br />

Wiesel „Kein Mensch ist illegal“ abgelehnt (vgl. ebd.). In dieser Arbeit werden die Begriffe<br />

<strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>, Papierlose, Personen ohne Aufenthaltsberechtigung /-bewilligung und<br />

illegalisierte Personen als Synonyme verwendet.<br />

Während ein Teil der <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong> illegal in die Schweiz einreiste, verfügte ein anderer Teil<br />

zu Beginn über eine Aufenthaltsbewilligung. Letztere verfügten über ein Touristenvisum, eine<br />

Kurz-, Saisonnier-, oder Jahresaufenthaltsbewilligung oder sie hatten einen Asylstatus. Ein<br />

Nicht-Eintretensentscheid (NEE: abgelehnter Asylentscheid) oder der Verlust oder Ablauf<br />

einer Aufenthaltsbewilligung zählen somit neben illegaler Einreise zu den Hauptursachen,<br />

die jemanden zu einem oder einer <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong> machen (vgl. Longchamp et al. 2005 3 , S.<br />

40f).<br />

1.3. Forschungsstand<br />

Zur Situation der <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong> in der Schweiz gibt es einige aktuelle wissenschaftliche<br />

Studien. Viele davon sind Versuche, dieses Segment der in der Schweiz wohnhaften<br />

3 Die vom Bundesamt für Migration in Auftrag gegebene Studie hatte zum Ziel, „die Zahl der <strong>Sans</strong> <strong>Papiers</strong> in der<br />

Schweiz auf dem Stand Ende 2004 zu bestimmen, und zwar mit deutlich höherer Genauigkeit, als dies bis jetzt in<br />

gesamtschweizerischen Übersichten der Fall war. Zudem sollen verbindliche Anhaltspunkte über die<br />

Zusammensetzung der <strong>Sans</strong> <strong>Papiers</strong> und über ihre Lebensweise in der Schweiz bestimmt werden. Schliesslich<br />

sollen Ursachen bestimmt werden, weshalb es zum Phänomen <strong>Sans</strong> <strong>Papiers</strong> kommt, und in welchen Kontexten<br />

mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit zu rechnen ist“ (Longchamp et al. 2005, S. 8). Mittels Expertinnen- und<br />

Experten-Befragungen in den Kantonen Zürich, Basel, Thurgau, Lausanne, Genf und Tessin und der Delphi-<br />

Methode (alle Angaben müssen begründet werden um kritisierbar zu sein; vorläufige Ergebnisse fliessen immer<br />

wieder an die Experten und Expertinnen zurück um überprüft und verbessert zu werden) wurde eine möglichst<br />

genaue quantitative Übersicht zur Situation der <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong> in der Schweiz vorgelegt (vgl. op. cit., S. 7-15).<br />

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