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Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz

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Lizentiatsarbeit zu <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong>n von Lisa Weiller Theoretische und empirische Grundlagen<br />

Erleben der <strong>Kinder</strong> statt. Sowohl das Denken und Fühlen als auch das Handeln und Erleben<br />

des Kindes werden durch die Umwelt geprägt. Umgekehrt wird diese Umwelt vom Denken<br />

und Handeln des Kindes beeinflusst. Die vier sozialökologischen Zonen nach Baacke sind:<br />

1. Die Familie oder das Zuhause ist das sozialökologische Zentrum. Es ist „der Ort, an<br />

dem sich das Kind/die <strong>Kinder</strong> und die wichtigsten und unmittelbarsten<br />

Bezugspersonen vorwiegend […] aufhalten“ (Baacke 1999, S. 112f).<br />

2. „Der ökologische Nahraum ist die ‚Nachbarschaft’, der Stadtteil, das Viertel, die<br />

‚Wohngegend’, das ‚Dorf’: der Ort, in dem das Kind die ersten Aussenbeziehungen<br />

aufnimmt, Kontakte zu funktionsspezifischen behavioral settings gestaltet“ (op. cit., S.<br />

113).<br />

3. „Die ökologischen Ausschnitte sind die Orte, in denen der Umgang durch<br />

funktionsspezifische Aufgaben geregelt wird; das Kind muss hier lernen, bestimmten<br />

Rollenansprüchen gerecht zu werden und bestimmte Umgebungen nach ihren<br />

definierten Zwecken zu benutzen. Der wichtigste Ort dieser Art ist die Schule; dazu<br />

gehören aber auch der nahegelegene Betrieb, die Schwimmhalle, die Bank, die<br />

Läden (in die das Kind einkaufen gehen muss und die es als ‚Schulkind’ nun nicht<br />

mehr ‚zweckentfremdet’ benutzen sollte). Aus der Diffusität des ökologischen<br />

Nahraums tritt das Kind in Räume funktionaler Differenzierung, vor allem: Sie<br />

repräsentieren nicht mehr einen ganzheitlichen Erfahrungsraum, sondern einen je<br />

zweckbestimmten: daher ‚Ausschnitt’“ (op. cit., S. 113f).<br />

4. Die Zone der ökologischen Peripherie besteht aus nicht alltäglichen Momenten. Sie<br />

ist der Ort „gelegentlicher Kontakte, zusätzlicher, ungeplanter Begegnungen, jenseits<br />

der Routinisierung, die die anderen drei Zonen ermöglichen, ja sogar fordern. Zu<br />

solchen nichtalltäglichen Sphären kann der Urlaub gehören, der an der See, in den<br />

Bergen, kurz: an einem sonst unvertrauten Ort mit anderen Regulierungen verbracht<br />

wird. Hier hinzuzurechnen sind jedoch auch ferner gelegene Freizeitangebote (z.B.<br />

ein Kino im Stadtzentrum)“ (op. cit., S. 114).<br />

Die vierte Zone ist, im Gegensatz zu den ersten drei und zur Schützschen alltäglichen<br />

Lebenswelt, nicht alltäglich. Sie ist eine Ergänzung der drei ersten, den Alltag prägenden<br />

Zonen und umfasst all die Ausnahmen, welche die kindliche Lebenswelt ebenso prägen<br />

können, wie sich wiederholende, alltägliche Phänomene. Baacke ordnet die vier<br />

sozialökologischen Zonen der kindlichen Lebenswelt in konzentrischen Kreisen an.<br />

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