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Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz

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Lizentiatsarbeit zu <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong>n von Lisa Weiller Erhebungs- und Auswertungsmethoden<br />

3.5. Auswertung<br />

3.5.1. Methodenwahl<br />

Als Grundlage für die Auswertung der Daten diente die Grounded Theory. Diese wurde von<br />

Anselm Strauss und Barney Glaser Anfang der 1960er Jahre entwickelt und seither von<br />

vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern angewendet und weiterentwickelt (vgl.<br />

Strauss/Corbin 1996, S. VII).<br />

Die Grounded Theory versteht sich als „Methodologie, eine besondere Art oder ein Stil, über<br />

die soziale Wirklichkeit nachzudenken und sie zu erforschen“ (op. cit., S. X). Mit Hilfe der<br />

Grounded Theory sollen durch qualitative Forschung in der Realität verankerte Theorien<br />

entstehen. Diese Theorien sollen gemäss den Autoren erstens dazu beitragen, die Welt zu<br />

verstehen und zweitens helfen, Handlungsstrategien zu entwickeln, dank denen man bis zu<br />

einem gewissen Mass ins Weltgeschehen eingreifen kann (vgl. op. cit., S. XI).<br />

„Ihre Verfahren sind dazu entworfen worden, die Bedeutung menschlicher Erfahrung zu<br />

entdecken und die grösseren sozialen Strukturen aufzudecken, in denen Bedeutung<br />

konstruiert und rekonstruiert wird“ (Corbin 2006, S. 70.) Auch in der vorliegenden Forschung<br />

ging es darum, menschliche Erfahrung, deren Bedeutung und die dahinterliegenden<br />

Strukturen aufzudecken und zu verknüpfen. Um zu erforschen, wie <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong> ihre<br />

schulfreie Zeit erleben, ist die Grounded Theory daher eine passende Methode.<br />

Die Grounded Theory ist eine offene und explorative Methodologie (vgl. op. cit., S. 71).<br />

Datensammlung, Analyse und Theorie stehen in einer wechselseitigen Beziehung<br />

zueinander. Die Theorie wird aus dem Erheben und Analysieren von Daten entdeckt,<br />

ausgearbeitet und vorläufig bestätigt. Am Anfang steht ein Untersuchungsbereich, nicht eine<br />

Theorie. Im Forschungsprozess stellt sich heraus, was im Untersuchungsbereich relevant ist<br />

(vgl. Strauss/Corbin 1996, S. 7f).<br />

Die Zirkularität des qualitativen Forschungsprozesses wird in der Methodologie der<br />

Grounded Theory besonders hervorgehoben (vgl. Flick 1999, S. 56-62). Wie schon<br />

angesprochen, war für die vorliegende Studie ein exploratives Vorgehen sinnvoll. Da es<br />

aufgrund der Forschungslage nicht möglich war, sich mit einer empirisch begründeten<br />

Theorie oder Hypothese zum Untersuchungsgegenstand demselben anzunähern, wurde die<br />

Zirkularität im Forschungsprozess umso relevanter. Auch aus diesem Grund ist die<br />

Grounded Theory besonders gut für die Untersuchung des vorliegenden Themenbereiches<br />

geeignet.<br />

Nicht nur deskriptives Schreiben, sondern die Entwicklung einer Theorie ist das Ziel der<br />

Grounded Theory. Mittels dem analytischen Verfahren der Grounded Theory soll nach<br />

Strauss/Corbin erstens eine Theorie entwickelt werden können, zweitens ‚gute’, methodisch<br />

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