Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz
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Lizentiatsarbeit zu <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong>n von Lisa Weiller Erhebungs- und Auswertungsmethoden<br />
3. Erhebungs- und Auswertungsmethoden<br />
Zu <strong>Kinder</strong>n oder zur mittleren Kindheit gibt es, verglichen mit der frühen Kindheit, der Jugend<br />
oder der Adoleszenz, relativ wenige wissenschaftliche Studien. Gerade im qualitativen<br />
Bereich werden immer wieder Zweifel geäussert, inwiefern es überhaupt möglich ist,<br />
Lebenswelten und Erfahrungen von <strong>Kinder</strong>n im <strong>Kinder</strong>garten- oder Primarschulalter<br />
wissenschaftlich zu erfassen. Es werden kritische Fragen gestellt, wie z.B.:<br />
• Reicht die Verbalisierungsfähigkeit der <strong>Kinder</strong> aus, um aussagekräftige <strong>Interview</strong>daten<br />
zu generieren?<br />
• Ist es den erwachsenen Forschenden möglich, die <strong>Kinder</strong>-Daten richtig zu deuten,<br />
leben sie doch in einer von derjenigen der <strong>Kinder</strong> verschiedenen Lebenswelt, in der<br />
andere Symbole und Deutungen benutzt werden?<br />
• Inwiefern sind Aussagen von <strong>Kinder</strong>n durch die soziale Erwünschtheit beeinflusst?<br />
Nicht zuletzt diese Schwierigkeiten begründen eine sehr schmale Fülle an kindergerechten<br />
Erhebungs- und Auswertungsmethoden. Diese geringe Auswahl ist auch der Grund, weshalb<br />
in der vorliegenden Arbeit nicht eine in Bezug auf <strong>Kinder</strong> geprüfte und empfohlene Methode<br />
übernommen wurde.<br />
Das Erhebungs- und Analyseverfahren der vorliegenden Arbeit ist an bestehende Methoden<br />
angelehnt, die jedoch nicht spezifisch für <strong>Kinder</strong>forschungen entwickelt worden sind. Diese<br />
Methoden wurden dem Alter der <strong>Interview</strong>ten und den Daten im Allgemeinen laufend<br />
angepasst, wodurch ein hoher Erkenntnisgewinn ermöglicht wurde. Zum Zweck der<br />
Nachvollziehbarkeit dieser Analyse werden in diesem Kapitel immer wieder Reflexionsteile<br />
eingeschoben.<br />
3.1. Untersuchungspopulation<br />
Für die zugrunde liegende Forschung wurden Befragungen mit <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong>n<br />
durchgeführt. Diese <strong>Kinder</strong> sollten im Primarschulalter sein und in der deutschsprachigen<br />
Schweiz wohnen. Weitere Einschränkungen der Population, wie beispielsweise auf den<br />
Wohnkanton, wurden weggelassen, weil schwierig abzuschätzen war, inwiefern eine<br />
Auswahl möglich sein würde. Dieses Vorgehen hat sich aufgrund des schwierigen<br />
Feldzugangs als sinnvoll erwiesen.<br />
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