Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz
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Lizentiatsarbeit zu <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong>n von Lisa Weiller Erhebungs- und Auswertungsmethoden<br />
Phänomene müssen, um sie analysieren zu können, benannt werden. Dieses<br />
Konzeptualisieren der Daten ist der erste Schritt der Analyse oder eben das offene Kodieren.<br />
Jedem einzelnen Abschnitt, Satz oder Wort wird dabei ein repräsentativer Name gegeben.<br />
Dadurch entstehen Konzepte. Ähnliche oder gleiche Phänomene werden unter demselben<br />
Konzept zusammengefasst. In Kode-Notizen, einer Art Memos, werden die Konzepte<br />
aufgrund der erhobenen Daten mit Inhalt gefüllt oder genauer beschrieben. Konzepte sollen<br />
bereits ein gewisses Abstraktionsniveau enthalten, nicht nur beschreiben. Dadurch wird es<br />
ermöglicht, dass ähnliche Phänomene unter demselben Konzept zusammengefasst werden<br />
(vgl. op. cit., S. 44-46).<br />
Beim offenen Kodieren entsteht schnell eine unübersichtliche Anzahl von Konzepten. Diese<br />
müssen gruppiert werden, um den Überblick nicht zu verlieren und die Analyse zu<br />
strukturieren. „Der Prozess des Gruppierens der Konzepte, die zu demselben Phänomen zu<br />
gehören scheinen, wird Kategorisieren genannt“ (op. cit., S. 47). Die Kategorien werden mit<br />
konzeptuellen Namen versehen, welche ein höheres Abstraktionsniveau haben, als die<br />
Konzept-Namen.<br />
Kategorien werden aufgrund ihrer Eigenschaften und deren Dimensionen beschrieben und<br />
verfeinert. Eigenschaften sind Kennzeichen oder Charakteristika eines Phänomens. Jede<br />
Eigenschaft kann dimensionalisiert werden, sie variiert entlang eines Kontinuums.<br />
Eigenschaften und Dimensionen, die beim offenen Kodieren neben den Kategorien entdeckt<br />
und systematisch entwickelt werden, bilden die Grundlage, um Beziehungen zwischen den<br />
Kategorien herauszuarbeiten (vgl. op. cit., S. 47-53).<br />
Axiales Kodieren<br />
Axiales Kodieren bedeutet, dass Subkategorien zu einer Kategorie in Beziehung gesetzt<br />
werden. Die Kategorien und ihre Subkategorien, die durch das offene Kodieren entstanden<br />
sind, werden nun durch den Einsatz des Kodier-Paradigmas auf eine neue Art<br />
zusammengefügt. Das Kodier-Paradigma oder das paradigmatische Modell bezeichnet ein<br />
Modell, das es ermöglicht, „systematisch über Daten nachzudenken und sie in sehr<br />
komplexer Form miteinander in Beziehung zu setzen“ (Strauss/Corbin 1996, S. 78). Die<br />
Beziehungen zwischen Kategorien und Subkategorien können in der Grounded Theory ganz<br />
unterschiedliche Formen annehmen. Sie verweisen auf ursächliche Bedingungen,<br />
Phänomene, Kontexte, intervenierende Bedingungen, Handlungs- und Interaktions-<br />
Strategien und Konsequenzen. Diese Ausprägungen von Beziehungen werden im<br />
paradigmatischen Modell ermittelt, analysiert und zusammengefügt. Durch das Stellen von<br />
Fragen und das Vergleichen – die grundlegenden Techniken der Grounded Theory – wird<br />
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