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2. A - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg

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Forderung: Die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre muss sein, jeden Jugendlichen<br />

zu einem qualifizierten Berufsabschluss zu führen <strong>und</strong> ihm gleichzeitig nach der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I auch die Möglichkeiten <strong>und</strong> die Chancen auf eine Weiterqualifizierung zu vermitteln.<br />

Begründung: Die Bildungsbiographie eines Jugendlichen ist in verschiedene Phasen gegliedert:<br />

Frühkindliche Bildung - allgemeinbildende Schule - Ausbildung (= berufliche Bildung)<br />

bzw. Studium (= akademische Bildung). Die GEW hält gr<strong>und</strong>sätzlich an diesen Phasen fest,<br />

weil daraus auch Ansprüche der Jugendlichen bzw. Schüler/innen resultieren.<br />

Unbestritten ist, dass die frühkindliche Förderung quantitativ <strong>und</strong> qualitativ ausgebaut <strong>und</strong><br />

verbessert werden muss. Unbestritten ist auch, dass der allgemeinbildende Bereich in anderer<br />

Weise seiner Verpflichtung nachkommen muss, Jugendliche nach der Sek<strong>und</strong>arstufe I zu<br />

einem allgemeinbildenden Abschluss zu führen.<br />

Eine Strukturierung der Bildungsentwicklung in Phasen oder Bereiche bedeutet jedoch nicht,<br />

dass es „künstliche Grenzen“ gibt. Selbstverständlich sind im allgemeinbildenden Schulwesen<br />

Berufs- <strong>und</strong> Studienorientierung notwendig. Umgekehrt vermittelt die berufliche Schule auch<br />

(sogenannte zweite Säule) Allgemeinbildung <strong>und</strong> allgemeine Abschlüsse. Sie muss dies - bei<br />

zurückgehenden Zahlen an Jugendlichen - im Sinne der Weiterbildung <strong>und</strong> Höherqualifizierung<br />

auch in Zukunft in vermehrtem Maße tun. Aber: Die beruflichen Schulen verstehen sich<br />

nicht als Reparaturbetrieb eines versagenden allgemeinbildenden Schulsystems, sondern<br />

haben einen eigenständigen Bildungsauftrag.<br />

Die GEW strebt auch keine „Vermischung“ von Allgemeinbildung <strong>und</strong> beruflicher Bildung<br />

an. Allgemeinbildung ist nach wie vor ein Wert an sich <strong>und</strong> ist nicht der beruflichen Qualifizierung<br />

unterzuordnen. Bildung <strong>und</strong> Schule kann sich nicht darauf reduzieren, die Employability<br />

(Beschäftigungsfähigkeit) herzustellen, Jugendliche brauchen auch Zeit, um eine sinnvolle<br />

Berufswahl treffen <strong>und</strong> ihre Potentiale entwickeln zu können.<br />

<strong>2.</strong> Gr<strong>und</strong>recht auf berufliche Erstausbildung<br />

Forderungen: Die Unternehmen müssen ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen<br />

anbieten. Das Angebot an Ausbildungsplätzen muss die Nachfrage um mindestens 12,5%<br />

überschreiten (Urteil des BVG 10.1<strong>2.</strong>1980 AZ BvF3/77). Die GEW fordert deshalb ein<br />

Gr<strong>und</strong>recht auf Ausbildung <strong>und</strong> eine Ausbildungspflicht für Unternehmen. Unternehmen,<br />

die nicht ausbilden, müssen eine Abgabe zahlen, mit der zusätzliche Ausbildungsplätze (bei<br />

anderen Unternehmen – überbetrieblich) finanziert werden.<br />

Begründung: Kernproblem der beruflichen Bildung ist nach wie vor die Tatsache, dass es<br />

kein ausreichendes Angebot an beruflichen Ausbildungsplätzen gibt. Die GEW bekennt sich<br />

zum Dualen System – dieses muss allerdings funktionieren. Der Staat hat in Anerkennung<br />

einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung die praxisbezogene Berufsausbildung den Arbeitgebern<br />

überlassen. Dies bedeutet aber umgekehrt, dass der Staat von den Arbeitgebern erwarten<br />

muss, dass die Arbeitgeber diese Aufgabe so erfüllen, dass gr<strong>und</strong>sätzlich auch alle ausbildungswilligen<br />

Jugendlichen die Chance erhalten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.<br />

Diesem Anspruch werden die Arbeitgeber seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr gerecht.<br />

3. Anschlussfähigkeit ermöglichen<br />

Forderung: Gleichwertigkeit von beruflicher <strong>und</strong> allgemeiner Bildung muss bedeuten, dass es<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich möglich sein muss, mit einer beruflichen Ausbildung auch einen höherwertigen<br />

allgemeinbildenden Abschluss zu erreichen. Dies ist Voraussetzung dafür, dass jungen Menschen<br />

mit einem Berufsabschluss auch eine Höher- <strong>und</strong> Weiterqualifizierung ermöglicht wird.<br />

Die GEW fordert deshalb einen zweiten Berufsschultag (durchschnittlich 16 Unterrichtsst<strong>und</strong>en).<br />

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