2. A - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg
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4. C - Gesellschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
4.1 C1 - Nur über tiefgreifende Veränderungen von Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Bildungswesen sind Kinderarmut <strong>und</strong> Bildungsarmut zu<br />
beseitigen<br />
Es ist alarmierend: Ein seit Jahren stabiles Fünftel der Menschen, die den im Bildungswesen<br />
Beschäftigten anvertraut sind, ist mit den oft schweren Handicaps dauerhaft erlittener Armut<br />
gerade in den prägenden Jahren von Kindheit <strong>und</strong> Jugend belastet. Wichtige Erscheinungsformen<br />
der Folgen dieser jahrelangen materiellen Entbehrungen werden unter den Begriffen<br />
"Bildungs-" <strong>und</strong> "Kulturarmut" gefasst. Bildung ist zwar ein wichtiges Instrument, aber nicht<br />
die W<strong>und</strong>erwaffe im Kampf gegen Kinderarmut, weil sie deren Ursachen, die mangelhafte<br />
Ressourcenausstattung von immer mehr Haushalten mit Kindern, nicht beseitigen kann.<br />
Dazu bedarf es der Bereitstellung von mehr Arbeitsplätzen, von deren Lohn nicht nur die<br />
darauf Beschäftigten, sondern auch die von ihnen abhängigen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen auskömmlich<br />
leben können, staatlicher Unterstützungssysteme <strong>und</strong>/oder Transferleistungen, die<br />
zum gleichen Ergebnis führen müssen.<br />
Deshalb orientiert sich die GEW <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> im Blick auf die Kinderarmut an den<br />
folgenden Gr<strong>und</strong>sätzen:<br />
1. Um Bildungsarmut <strong>und</strong> ihre lebenslang verheerenden Folgen wirkungsvoll zu bekämpfen,<br />
ist die entschiedene Abkehr vom vielgliedrigen hochselektiven Bildungssystem unabdingbar.<br />
Nur die Verwirklichung der Leitkonzeption „Eine Schule für alle“ wird das Ziel erreichbar machen,<br />
die Folgen struktureller Selektion zu verhindern <strong>und</strong> über die Individualisierung von<br />
Bildung <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong> möglichst alle - auch die sozialen - Handicaps zu kompensieren.<br />
<strong>2.</strong> Um Kinderarmut zu verringern <strong>und</strong> schließlich zu beseitigen, bedarf es eines finanziell<br />
großzügig ausgestatteten <strong>und</strong> auf dieses Ziel ausgerichteten Sozialsystems, das kein Kind ausschließt,<br />
indem es dessen Teilhabe an Bildung, Kultur <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten durch die Zuweisung<br />
unzureichender Mittel einschränkt oder vereitelt (wie etwa das Bildungspaket der<br />
B<strong>und</strong>esregierung). Dafür müssen in einem ersten Schritt besonders die gesamten „Hartz-IV“-<br />
Regelungen außer Kraft gesetzt werden. Sie verletzen die Menschenwürde all derer, die von<br />
ihren Armut schaffenden <strong>und</strong> erhaltenden Bestimmungen bedroht <strong>und</strong> betroffen sind.<br />
3. Um Bildungswesen <strong>und</strong> Sozialsystem entsprechend um- <strong>und</strong> ausgestalten zu können, muss<br />
der Staat über ein gerechtes Steuersystem in die Lage versetzt werden, die nötigen Mittel bereitzustellen.<br />
Dazu sind die vermögenden juristischen <strong>und</strong> natürlichen Personen endlich wieder<br />
entsprechend ihren tatsächlichen Möglichkeiten zur Finanzierung der Sozialstaatsaufgaben<br />
heranzuziehen. Das von der GEW vorgelegte Steuerkonzept kann als Richtschnur dienen.<br />
4. Auch die Beschäftigungs- <strong>und</strong> Lohnpolitik muss zugunsten der abhängig Beschäftigten<br />
gr<strong>und</strong>legend verändert werden. Da weder vollzeitbeschäftigte Geringverdienende, noch befristet<br />
Beschäftigte, noch Leiharbeiterinnen <strong>und</strong> Leiharbeiter, noch Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
mit Werkverträgen sicherstellen können, dass ihre Kinder in finanziell gesicherten<br />
Verhältnissen aufwachsen, sind diese Beschäftigungsformen abzuschaffen. Zu fordern ist vielmehr<br />
eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- <strong>und</strong> Personalausgleich. Damit<br />
kann die Arbeitslosigkeit abgebaut werden <strong>und</strong> die Bedingungen, unter denen sie aufwachsen,<br />
verbessern sich für viele Kinder. Aber selbst die ca. 50 % der Beschäftigten, die im Normalarbeitsverhältnis<br />
stehen <strong>und</strong> nicht zu den Geringverdienenden gehören, sind wegen wachsender<br />
Arbeitshetze <strong>und</strong> Überlastung, wegen schlechter Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> bedrängender<br />
Unsicherheit immer seltener in der Lage, die Zeit, die Kraft <strong>und</strong> die Muße aufzubringen,<br />
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