Erzieherinnengesundheit - UKBW - Kindergärten in Aktion
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Infobox 1.1<br />
Arbeitsbelastungen <strong>in</strong> Kita:<br />
1. Arbeitsumgebung:<br />
Lärm (Schalldruck, Frequenz, Nachhallzeit),<br />
Temperatur,<br />
Beleuchtung (Kontrast, Helligkeit),<br />
Luftbeschaffenheit (Luftfeuchtigkeit, Luftbewegungen),<br />
Gerüche,<br />
räumliche Bed<strong>in</strong>gungen (Raumgröße, Anzahl zu<br />
nutzender Räume),<br />
vorhandene Mittel (Ausstattung mit Möbeln,<br />
Spiel- und Beschäftigungsmaterialien),<br />
chemische Stoffe (Des<strong>in</strong>fektions- und Re<strong>in</strong>igungsmittel)<br />
2. organisatorische Bed<strong>in</strong>gungen:<br />
Art und Größe der Kita,<br />
pädagogisches Konzept der Kita,<br />
Gruppengröße (Anzahl der K<strong>in</strong>der und Zusammenarbeit<br />
mit anderen Personen),<br />
Gruppenzusammensetzung (Altersbereich der<br />
betreuten K<strong>in</strong>der, offene Arbeit),<br />
Anzahl der Mitarbeiter im Team (Kompensation<br />
von Krankheit und Urlaub),<br />
Arbeitszeit- (Arbeitszeitumfang, Schichtarbeit)<br />
und Pausenregelung<br />
3. Anforderungen aus der Arbeitsaufgabe:<br />
Aufgaben<strong>in</strong>halte (Komplexität, Vielfalt, S<strong>in</strong>nhaftigkeit,<br />
Kontrollmöglichkeiten),<br />
Informationsdichte (Anzahl parallel auszuführender<br />
Aufgaben),<br />
Zeitdruck (Vor- und Nachbereitungszeiten für die<br />
pädagogische Arbeit, Zeit für die direkte Arbeit<br />
am und mit dem K<strong>in</strong>d),<br />
Daueraufmerksamkeit (Beaufsichtigung der K<strong>in</strong>der),<br />
Verantwortlichkeit (für die Gesundheit der K<strong>in</strong>der),<br />
physische Belastung (Heben und Tragen der<br />
K<strong>in</strong>der, ungünstige Körperhaltungen),<br />
Sprechbelastung,<br />
emotionale Anforderungen (Diskrepanz zwischen<br />
äußerer und <strong>in</strong>nerer Gefühlslage),<br />
berufl iche Entwicklung (Fort- und Weiterbildungen),<br />
Gefahrquellen (Treppen, Nässe, Spielzeug und<br />
Ausstattung)<br />
4. soziale Bed<strong>in</strong>gungen:<br />
Sozialstruktur des Klientels (Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
Schichtzugehörigkeit der K<strong>in</strong>der und<br />
Eltern),<br />
Teammerkmale (Altersstruktur, Qualifi kationsniveau,<br />
Rolle),<br />
Betriebsklima (Kooperation, Kommunikation,<br />
persönliche Akzeptanz, sozialer Rückhalt),<br />
Führung (Führungsstil, Kommunikation, Fairness),<br />
soziale Kontakte (zu K<strong>in</strong>dern, Eltern, anderen<br />
Personen)<br />
5. gesellschaftliche Bed<strong>in</strong>gungen:<br />
gesellschaftliche Anforderungen (Bildungsauftrag),<br />
kulturelle Normen,<br />
wirtschaftliche Lage (Arbeitsplatz(un)sicherheit,<br />
Arbeitsmarktsituation, erhöhter Wettbewerb,<br />
Zertifi zierung, Qualitätssicherung),<br />
Berufsstatus und -image,<br />
Bezahlung<br />
8<br />
Kapitel 1: E<strong>in</strong>leitung<br />
wie Manuale für Qualitätsentwicklung und<br />
-management veröffentlicht (DJI 2005). Vor<br />
allem der Bildungsauftrag von K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />
erhielt besondere Aufmerksamkeit<br />
und <strong>in</strong> allen 16 Bundesländern wurden <strong>in</strong>nerhalb<br />
kürzester Zeit „curriculare Vorgaben für<br />
den frühpädagogischen Bereich entwickelt“<br />
(DJI 2005, S. 9 f.).<br />
Die Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher werden durch<br />
diese vielfältigen Aufgaben stark gefordert und<br />
es werden hohe Anforderungen an konkretes<br />
methodisches Wissen gestellt, das theoretisch<br />
Gelernte <strong>in</strong> die tägliche Arbeit zu übertragen<br />
und mit e<strong>in</strong>fachen Mitteln e<strong>in</strong>bauen zu können.<br />
H<strong>in</strong>zu treten vielfältige Arbeitsbelastungen (Infobox<br />
1.1), die sich negativ auf Gesundheit und<br />
Wohlbefi nden, Arbeitszufriedenheit und somit<br />
die Leistungsbereitschaft und Qualität der<br />
Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungs arbeit<br />
des Erzieherpersonals auswirken können.<br />
In der arbeitswissenschaftlichen Praxis erhielten<br />
die Arbeits- und Organisationsbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> Kita sowie der Arbeitsschutz und<br />
die Gesundheit der Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher<br />
jedoch erst <strong>in</strong> den letzten Jahren zunehmend<br />
Beachtung. Mitte der 1990er Jahre waren Forschungsaktivitäten<br />
zu Erzieher<strong>in</strong>nen und Erziehern<br />
mit der Untersuchung von Motiven zur<br />
Berufsb<strong>in</strong>dung bzw. von Belastungs erleben<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Alter zu verzeichnen.<br />
Jedoch erst mit der im Jahr 1999 <strong>in</strong>itiierten<br />
„Kasseler Studie“ von Buch & Friel<strong>in</strong>g (2001)<br />
wurde mit der Untersuchung von Belastungsfaktoren<br />
und des Gesundheitszustands von<br />
Kita-Personal die arbeitswissenschaftliche Bearbeitung<br />
dieser Thematik verstärkt. Inzwischen<br />
wurden auch von anderen Forschungsgruppen<br />
diesbezüglich Untersuchungen durchgeführt,<br />
bei denen aber hauptsächlich e<strong>in</strong>e Darstellung<br />
berufsbed<strong>in</strong>gter Belastungsfaktoren und<br />
gesundheitlicher Risiken erfolgte. In vielen dieser<br />
Studien werden zwar generelle H<strong>in</strong>weise<br />
zu Präventionsmöglichkeiten für Kita-Personal<br />
gegeben, jedoch nur wenige Studien widmen<br />
sich übergeordneten Präventions- und<br />
Gesundheitsförderansätzen für das Sett<strong>in</strong>g<br />
Kita oder untersuchen die Auswirkungen von<br />
tatsächlich durchgeführten Maßnahmen.<br />
Im Sächsischen Bildungsplan (2007) spielt<br />
die somatische Bildung der betreuten K<strong>in</strong>der<br />
und dabei die Sicherung von Gesundheit<br />
und Wohlbefi nden e<strong>in</strong>e grundlegende Rolle.<br />
Die Gesundheit und Zufriedenheit der Kita-<br />
Beschäftigten selbst stellt <strong>in</strong> diesem Kontext<br />
ebenfalls e<strong>in</strong>e wesentliche Bed<strong>in</strong>gung zur Anforderungsbewältigung<br />
dar und muss daher<br />
erhalten und gefördert werden. Wenn e<strong>in</strong>e<br />
Erzieher<strong>in</strong> während der Ausübung ihrer Tätigkeit<br />
unzufrieden ist und negative Bean-