16.10.2012 Aufrufe

Auch gegen alle Widerstände „der Sonne entgegen“

Auch gegen alle Widerstände „der Sonne entgegen“

Auch gegen alle Widerstände „der Sonne entgegen“

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2 Kommunal: Europa<br />

Europa: Kommunales Reizthema „Gemeindezusammenlegung“<br />

Größer ist nicht gleich besser –<br />

vor <strong>alle</strong>m bei Gemeinden<br />

In Österreich können Gemeindezusammenlegungen nur auf freiwilliger<br />

Basis erfolgen, deshalb gibt auch keine landesweite Debatte über (Ge-<br />

meinde-)-Gebietsreformen. Nicht so in anderen EU-Ländern. Die unter-<br />

schiedlichen Sichtweisen und Ansätze waren kürzlich Thema eines<br />

RGRE-Seminars in Brüssel.<br />

Mag. Danila Fraiss<br />

In Skandinavien wird bereits<br />

seit Jahrzehnten über Gemeindezusammenlegungendiskutiert,<br />

Dänemark ging nach gut<br />

20 Jahre dauernden Diskussion<br />

im Jahr 2007 voran, Finnland<br />

steckt mitten im Reformprozess<br />

und in Schweden überlegt man<br />

weiter. Andere Länder gehen<br />

den umgekehrten Weg, das<br />

heißt, früher zusammengeführte<br />

Gemeinden gehen wieder getrennte<br />

Wege, so zum Beispiel in<br />

Litauen.<br />

Manche Länder gehen bereits den umgekehrten<br />

Weg, das heißt, früher zusammengeführte<br />

Gemeinden gehen wieder getrennte<br />

Wege, so zum Beispiel in Litauen.<br />

All diese Entwicklungen standen<br />

im Zentrum eines eintägigen Seminars<br />

des europäischen Dachverbandes<br />

RGRE (Rat der Gemeinden<br />

und Regionen Europas),<br />

bei dem unterschiedliche<br />

Ansätze und Sichtweisen vorgestellt<br />

und verglichen wurden.<br />

Aus österreichischer Sicht ist<br />

festzustellen, dass Gemeindezusammenlegungen<br />

nicht verallgemeinernd<br />

als der Weisheit letzter<br />

Schluss dargestellt werden<br />

können. Meist sind es die umfassenden<br />

kommunalen Kompetenzkataloge,<br />

die Effizienzerwägungen<br />

in den Vordergrund treten<br />

lassen. Mit der wirtschaftli-<br />

Mag. Daniela Fraiss<br />

ist Leiterin des<br />

Brüsseler Büros des<br />

Österreichischen<br />

Gemeindebundes<br />

chen Effizienz geht aber oft ein<br />

Identitätsdefizit einher, das sich<br />

unter anderem in einem geringeren<br />

Interesse für Freiwilligenarbeit<br />

manifestiert, wodurch<br />

wiederum großes Potenzial in<br />

den Gemeinden verloren geht.<br />

Dexia hat die unterschiedlichen<br />

Systeme sub-nationaler Gebietskörperschaften<br />

in Europa unter<br />

die Lupe genommen und in einem<br />

Buch verarbeitet, das einen<br />

detaillierten Überblick über Organisation,<br />

Aufgaben und Finanzierung<br />

der europäischen Kommunen<br />

bietet.<br />

(www.dexia-editions.com)<br />

Extrembeispiel Dänemark<br />

Dänemark zählt mit seiner umfassenden,<br />

Anfang 2007 in Kraft<br />

getretenen, Gebietsreform zu<br />

den Extrembeispielen. Dort wurde<br />

eine völlig neue Landkarte<br />

gezeichnet, aus zuvor 271 Gemeinden<br />

wurden 98, die ehemals<br />

14 Bezirke wurden in fünf<br />

Regionen zusammen gefasst.<br />

Für die Gemeinden bedeutet das<br />

einen Anstieg der Bevölkerungszahl<br />

auf durchschnittlich 55.000<br />

Einwohner pro Kommune, im<br />

Vergleich zu durchschnittlich<br />

16.000 vor der Reform.<br />

Grundsätzlich wird die Reform<br />

auch im dänischen Gemeindebund<br />

befürwortet, da aufgrund<br />

der zahlreichen Aufgaben die<br />

auf kommunaler Ebene zu erledigen<br />

sind, größere Einheiten<br />

für sinnvoll erachtet werden. In<br />

Dänemark ist die kommunale<br />

Ebene für die Finanzierung, Erbringung<br />

und Kontrolle sozialer<br />

Dienstleistungen ausschließlich<br />

verantwortlich. Darunter f<strong>alle</strong>n<br />

etwa Kinderbetreuung, Grundschul-<br />

und Sonderschulwesen,<br />

Altenbetreuung und Pflege, Teile<br />

des Gesundheitswesens, Integrationsmaßnahmen<br />

wie zum<br />

Beispiel Sprachkurse, lokale<br />

Wirtschafts- und Tourismusförderung,<br />

lokales Straßennetz etc.<br />

Die Regionen sind hauptsächlich<br />

für das Gesundheitswesen, die<br />

regionale Raumplanung, Bodenschutz<br />

und den öffentlichen<br />

Nahverkehr, an dem sich die Gemeinden<br />

jedoch wiederum zu<br />

beteiligen haben, zuständig.<br />

Bereits in den 1990er Jahren<br />

setzte eine Diskussion ein, wie<br />

die Gemeinden die immer anspruchsvolleren<br />

Aufgaben zufriedenstellend<br />

erbringen können<br />

und Studien, die Misswirtschaft<br />

in einigen Gemeinden zutage<br />

förderten, erhöhten den<br />

Druck seitens der Regierung.<br />

Überhaupt kritisierte der Generalsekretär<br />

des dänischen Verbandes<br />

die Einstellung der Regierung,<br />

die sämtliche Reformen<br />

auf lokaler Ebene ansetzt und<br />

den Druck, Dienste noch effizienter<br />

und besser zu erbringen,<br />

ständig erhöht. Selbst nimmt<br />

sich die zentrale Ebene jedoch<br />

von Reformvorhaben aus, obwohl<br />

der ursprüngliche Ausgangspunkt<br />

keine Gebietsreform,<br />

sondern eine Reform <strong>alle</strong>r<br />

öffentlichen Gebietskörperschaften<br />

war.<br />

Die Finanzierung der kommunalen<br />

Aufgaben erfolgt in Dänemark<br />

einerseits über das eigene<br />

Steueraufkommen (zum Beispiel<br />

Einkommens- und Grundsteuer),<br />

Gebühren, staatliche<br />

Beiträge (zum Beispiel für soziale<br />

Dienste) und Mittel aus dem<br />

Finanzausgleich. Dieser wird in<br />

Dänemark jährlich verhandelt<br />

und ist vor <strong>alle</strong>m für die Regio-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!