Handbuch ökologischer Siedlungs(um) - Kennedy Bibliothek
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Abb. 2 Wasserbrunnen, Marktplatz von Baienfurt<br />
Planung: Atelier Dreiseitl Quelle: Fotoarchiv Dreiseitl<br />
In den von uns untersuchten Projekten Schafbrühl in<br />
Tübingen und Fredensgade in Kolding, Dänemark, ist<br />
das Lebenselement Wasser zu einem wesentlichen<br />
Bestandteil der Freirä<strong>um</strong>e geworden (vgl. Kap. Freirä<strong>um</strong>e).<br />
Verfügbarkeit und Qualität<br />
Mehr als 97 % der Wassermassen der Erde sind Meerwasser.<br />
Von den restlichen 3 %, die aus Süßwasser<br />
bestehen, sind nur 0,3 % als Trinkwasser verfügbar.<br />
Denn viele Süßwasservorräte existieren als Eis oder<br />
befinden sich in Gegenden, wo sie für die Menschen<br />
nicht nutzbar sind, z<strong>um</strong> Beispiel in tropischen Regenwäldern.<br />
So stand der Weltwassertag am 22. März 1996, der<br />
die Aufmerksamkeit der gesamten Welt auf dieses<br />
Problem lenken sollte, im Zeichen wachsenden Mangels.<br />
Besonders betroffen sind die großen Metropolen<br />
der sogenannten Entwicklungsländer, aber auch der<br />
Industrieländer. In Mexiko-Stadt hat das Problem<br />
bereits schwerwiegende Folgen. Die Stadt sank in den<br />
vergangenen 70 Jahren <strong>um</strong> mehrere Meter ab, weil sie<br />
ihr Trinkwasser aus den Grundwasservorräten unter der<br />
Stadt schöpft [Ne<strong>um</strong>ann-96], In Sofia, Bulgarien, liegt<br />
der Verbrauch u.a. durch undichte Rohrleitungen bei<br />
650 Litern pro Person und Tag (der lOfachen Menge,<br />
die bei einem sparsamen Umgang notwendig wäre),<br />
und weil die Vorräte nicht ausreichen, werden ganze<br />
Stadtteile abwechselnd von der Wasserversorgung<br />
abgekoppelt. In Bangkok, Thailand und Houston,<br />
Texas, steht man vor ähnlichen Problemen.<br />
Wasser - Gebrauch und Wert<br />
Obwohl es in den von uns<br />
untersuchten mitteleuropäischen<br />
Ländern - im Gegensatz<br />
zu anderen Ländern - ausreichende<br />
Niederschlagsmengen<br />
gibt, haben diese Länder durch<br />
eine verschwenderische Entnahme,<br />
eine hohe Belastung der<br />
Gewässer mit Chemikalien und<br />
durch die wachsende Flächenversiegelung<br />
in den Städten<br />
eine Situation geschaffen, die<br />
man als alarmierend bezeichnen<br />
muß.<br />
Als Beispiel hier die Zahlen<br />
für die Bundesrepublik<br />
Deutschland: Von den durchschnittlich<br />
800 Millimeter<br />
Niederschlägen, das sind ca.<br />
210 Milliarden Kubikmeter<br />
Wasser pro Jahr, gehen mehr als<br />
die Hälfte durch Verdunstung zurück in die Atmosphäre.<br />
90 Milliarden Kubikmeter fließen über Bäche und<br />
Flüsse ab oder versickern ins Grundwasser. Sie sind<br />
auch das Reservoir für unsere Trinkwasserversorgung.<br />
Dem gegenüber steht ein jährlicher Wasserverbrauch<br />
von etwa 44 Milliarden Kubikmetern. Das heißt,<br />
eigentlich haben wir genug, nur Wasser von Trinlwasserqualität<br />
wird immer knapper.<br />
Obwohl der Verbrauch an Trinkwasser in Deutschland<br />
seit Beginn der 80er Jahre nicht weiter angestiegen<br />
und seit 1990 sogar rückläufig ist, liegt er mit etwa<br />
145 1/Person/Tag immer noch <strong>um</strong> 30-50 % höher als<br />
eigentlich notwendig. Durch den zu hohen Verbrauch,<br />
vor allem in der Landwirtschaft, und die Versiegelung<br />
der Böden durch Straßenbau, Wohnungsbau und<br />
industrielle Großvorhaben kommt es zur Zerstörung<br />
natürlicher Landschaften, wie Feuchtbiotopen, Flußauen<br />
und Bächen, die als Wasserspeicher dienten.<br />
Die Folgen sind:<br />
- Das Grundwasser wird - wo zuviel Wasser entnommen<br />
wird - auf ein Niveau unterhalb von Flüssen und<br />
Seen abgesenkt und von deren verschmutztem Wasser<br />
gespeist;<br />
- Feuchtgebiete und Bäche können austrocknen, das<br />
Kleinklima verändert sich, die biologische Vielfalt<br />
verschwindet und Landschaften veröden;<br />
- Fernwasserleitungen müssen für Großstädte und<br />
Ballungsrä<strong>um</strong>e errichtet werden. Frankfurt bekommt<br />
sein Trinkwasser aus dem Vogelsberg (knapp<br />
100 Kilometer), Hannover aus dem Harz (mehr als<br />
100 Kilometer), Stuttgart aus dem Bodensee (ca.<br />
200 Kilometer);<br />
- in den entfernten Trinkwassereinzugsbereichen stirbt<br />
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