Handbuch ökologischer Siedlungs(um) - Kennedy Bibliothek
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Wasser - Integrierte und autonome Konzepte<br />
Abb. 21 Biologische Grauwasserklärung im Versuchspark<br />
Hägewiesen in Hannover: Tauchtropfkörper<br />
Foto: D. Haas-Arndt<br />
Nachklärbecken [7] mit zwei Kammern über eine<br />
einfache Sedimentation nachgeklärt. 19<br />
Die Grauwasseranlage in Berlin wurde im September<br />
1989 in Betrieb genommen und seitdem in unterschiedlichen<br />
Betriebszuständen untersucht. Die Betriebswasserversorgung<br />
begann im Sommer 1991 mit einem<br />
Grauwasserzufluß von ca. 55-60 Personen und 70 1/<br />
Person und Tag.<br />
19 In der Manteuffelstraße wird die Anlage außer in extremen<br />
Frostperioden durch einen Vertikal-S<strong>um</strong>pf [10] ergänzt, der aus<br />
mehreren Kaskaden von Containern besteht, die an einer<br />
fensterlosen Häuserwand montiert sind. Die Container sind mit<br />
Tonkugeln und Sand gefüllt, in denen S<strong>um</strong>pfpflanzen wachsen.<br />
Das Grauwasser wird auf die Kaskaden gep<strong>um</strong>pt und rieselt<br />
durch die Container nach unten. Neben der zusätzlichen<br />
Reinigungsleistung wird über die Wasserverdunstung der<br />
Pflanzen das Kleinklima positiv beeinflußt. Der Vertikal-S<strong>um</strong>pf<br />
kann sowohl als Haupt- wie auch als Nachreinigungsstufe<br />
eingesetzt werden. (Dieser Teil der Anlage wurde in Hannover<br />
nicht realisiert und ist für das Funktionieren des Systems auch<br />
nicht notwendig.)<br />
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Zur Entkeimung des biologisch gereinigten Grauwassers wird<br />
das Wasser aus der Nachklärung mit einer kleinen P<strong>um</strong>pe über<br />
eine UV-Entkeimungsanlage [8] offen in das Betriebswasserbekken<br />
[9] gep<strong>um</strong>pt, wodurch ein zusätzlicher Sauerstoffeintrag in<br />
das Betriebswasser erreicht wird.<br />
Die Versorgung des Betriebswassernetzes, an dem die Toilettenspülkästen<br />
von drei Häusern angeschlossen sind, wird über eine<br />
Druckerhöhungsanlage vorgenommen. Zur Versorgungssicherheit<br />
ist an den Betriebswasserbehälter eine Trinkwassernotversorgung<br />
[11] mit einem Schwimmerventil und offenem Auslauf<br />
angeschlossen.<br />
ner Bakterien zu beobachten ist [Senatsverwaltung für<br />
Bau- und Wohnungswesen-94, 43]. Dies führte dazu,<br />
daß eine UV-Entkeimungsanlage geringerer Leistung<br />
als anfänglich vorgesehen vor dem Betriebswasserspeicher<br />
eingebaut werden konnte.<br />
Die Erfahrungen nach Sjähriger Betriebszeit zeigen,<br />
daß der Energiebedarf für Antrieb, biologische Reinigung,<br />
Desinfektion, P<strong>um</strong>pen und Licht ca. 2,2 kWh<br />
pro m 3 Die bisherigen Forschungsergebnisse<br />
in Berlin und Hannover<br />
zeigen, daß das gereinigte<br />
Grauwasser nicht mehr fäulnisfähig<br />
und zur Nutzung als<br />
Betriebswasser geeignet ist.<br />
Trotz der geringen Drehzahl der<br />
Tauchtropfkörper ist eine<br />
ausreichende Sauerstoffversorung<br />
der Biomasse allein<br />
durch die Kontaktzeit mit der<br />
Luft vorhanden und für die<br />
Reduzierung der organischen<br />
Belastung des Grauwassers<br />
können sehr gute Reinigungsergebnisse<br />
erzielt werden.<br />
Das Ergebnis der hygienischen<br />
Begleituntersuchungen<br />
zeigt, daß die hygienischen<br />
Grenzwerte der EG-Richtlinien<br />
für Badegewässer eingehalten<br />
werden können, daß die<br />
Persistenz potentiell pathogener<br />
Bakterien im Grauwasser<br />
gering und auch keine Wiederaufkeimung<br />
relevanter pathoge-<br />
Betriebswasser beträgt. Die Wartung kann von<br />
Nichtfachleuten nach kurzer Einarbeitungszeit in ein<br />
bis zwei Stunden pro Woche durchgeführt werden. Ein<br />
größerer Störfall ist nicht aufgetreten.<br />
Grauwasserrecycling sollte Bestandteil einer <strong>um</strong>fassenden<br />
Wassersparstrategie sein. Im Zusammenhang<br />
mit anderen Maßnahmen, wie der Installation von<br />
wassersparenden Armaturen und Toiletten, kann damit<br />
der heutige Trinkwasserverbrauch von 145 auf ca. 65 -<br />
70 1/Person/Tag reduziert werden [Technische Universität<br />
Berlin-95].<br />
Die Wirtschaftlichkeit ist gegeben, wenn die eingesparten<br />
Trinkwasser- und Abwasserkosten den Gegenwert<br />
der jährlichen Kapital- und Betriebskosten decken.<br />
Nach einer Modellrechnung [Thomas, Zeisel-91, 17] ist<br />
das Tauchtropfkörper-System wirtschaftlich zu betreiben,<br />
wenn etwa 130-140 Personen mit Betriebswasser<br />
versorgt werden können. Das ist in einer mittelgroßen<br />
ökologischen Siedlung oder in einem Hotel mittlerer<br />
Größe bereits der Fall.