Handbuch ökologischer Siedlungs(um) - Kennedy Bibliothek
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Wasser - Abwasserklärsysteme<br />
Abb. 15 Entwicklung der Pflanzenkläranlagen<br />
Quelle: Bahlo, Wach -94, SO<br />
den gestiegenen Anforderungen der heutigen Abwasserentsorgung<br />
entsprechende landwirtschaftliche Nutzung<br />
von gereinigtem Abwasser wird noch heute in Braunschweig<br />
betrieben. Das wasserwirtschaftliche Interesse<br />
an diesem Verfahren besteht darin, die Schmutzstoffe<br />
des Abwassers in den oberen Bodenschichten zu binden<br />
und durch die Bodenorganismen aerob abzubauen.<br />
Dagegen ist die Landwirtschaft an den im Abwasser<br />
enthaltenen Düngestoffen und an dem Bewässerungseffekt<br />
bei der Abwasseraufbringung interessiert.<br />
Die neueren Systeme der Landbehandlung sind<br />
bewachsene Boden- beziehungsweise Sandfilter und<br />
künstliche Feuchtgebiete. Die Entwicklung dieser<br />
Verfahren begann vor über 30 Jahren. Die Pionierarbeit<br />
wurde durch Käthe Seidel geleistet, die als erste mit<br />
Pflanzen bewachsene Kiesbetten zur Abwasserreinigung<br />
mit horizontalem Durchfluß einsetzte. Nachfolgende<br />
Versuche benutzten bindige Bodenkörper<br />
Fläche<br />
Fläche/E (m 2 )<br />
Hydraulische<br />
Beiast. (mm/d)<br />
Durchströmung<br />
Vorreinigung<br />
Abdichtung<br />
Tiefe (m)<br />
Drainage<br />
Nutzung<br />
Abwasserteich<br />
unbelüft.<br />
10-20<br />
10<br />
horizontal<br />
Absetzbecken<br />
ja<br />
1,2<br />
nein<br />
Feuchtbiotop<br />
Teichbehandlung<br />
S<strong>um</strong>pfbeet<br />
10<br />
15<br />
Absetzgrube<br />
ja<br />
1,0<br />
nein<br />
Röhricht<br />
Abb. 16 Flächenbedarf naturnaher Kläranlagen<br />
nach Bahlo, Wach-93, 42<br />
Pflanzen<br />
kläranlage<br />
2-10<br />
15-75<br />
horiz./vert.<br />
Absetzgrube<br />
ja<br />
0,7-1,0<br />
ja<br />
Röhricht<br />
(Kickuth). Die vertikal beschickten Boden- oder<br />
Sandfilter sind seit etwa fünf Jahren als Intensivsysteme<br />
mit besonders geringem Flächenbedarf<br />
im Einsatz. Alle diese modernen Verfahren<br />
weisen eine Abdichtung z<strong>um</strong> Untergrund hin<br />
auf (Abb. 15).<br />
Naturnahe Verfahren stellen den extremen<br />
Gegensatz zu zentralen High-Tech-Anlagen dar.<br />
Sie sind biologische Verfahren, die in der Regel<br />
ohne intensive Betreuung und Steuerung und<br />
ohne großen Energieaufwand arbeiten. Sie<br />
erreichen das gewünschte Ziel nicht durch den<br />
Einsatz eines meist komplexen Arrangements<br />
energieverbrauchender technischer Einrichtungen,<br />
sondern im wesentlichen durch die ortsangepaßte<br />
Nutzung vorhandener Ressourcen. So<br />
werden für den Betrieb von naturnahen Anlagen<br />
durchaus P<strong>um</strong>pen eingesetzt, jedoch ist für den<br />
eigentlichen Reinigungsprozeß in der Regel keine<br />
Zufuhr von Fremdenergie erforderlich. Sie lassen sich<br />
im Idealfall relativ leicht in die Umgebung einbinden,<br />
produzieren Wertstoffe und sind integraler Teil übergeordneter<br />
Stoffkreisläufe. Vergleicht man alle anfallenden<br />
Kosten, zeichnen sich naturnahe Anlagen durch<br />
geringere Bau- und Betriebsaufwendungen und einen<br />
geringeren Energieverbrauch aus [s. Hahn-93]. Die<br />
dezentralen Konzepte haben folgende Vorteile:<br />
- bessere Reinigungsleistung,<br />
- wirtschaftlicherer Betrieb,<br />
- höhere Betriebssicherheit und leichtere Organisation<br />
und<br />
- einfachere Vernetzung mit anderen Aspekten (Erhöhung<br />
der landwirtschaftlichen Produktivität, Wasserreinhaltung,<br />
Energieeinsparung).<br />
Sandfilter-<br />
graben<br />
6<br />
25<br />
vertikal<br />
Ausfaulgrube<br />
ja<br />
0,6<br />
ja<br />
Grünland<br />
Rieselfeld<br />
10-50<br />
5<br />
vertikal<br />
Landbehandlung<br />
Untergrund-<br />
verrieselung<br />
12-30<br />
10<br />
vertikal<br />
Absetzbecken Ausfaulgrube<br />
nein<br />
0,6<br />
ja<br />
Grünland<br />
nein<br />
0,6<br />
nein<br />
Grünland<br />
Verregnung<br />
350<br />
2<br />
vertikal<br />
Absetzbecken<br />
nein<br />
?<br />
nein<br />
Acker