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Handbuch ökologischer Siedlungs(um) - Kennedy Bibliothek

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Schwerpunkte der Entwicklung -Vom Experiment z<strong>um</strong> Standard<br />

und Bauprozesse, andererseits durch eine große Begeisterung<br />

und Auf bruchstimmung unter den Anhängern<br />

alternativer Lebensformen, aber auch durch ein abgrundtiefes<br />

Mißtrauen der etablierten politischen und<br />

wirtschaftlichen Mächte und der etablierten Wissenschaften<br />

ihnen gegenüber.<br />

Das erste internationale Stadtökologie-Symposi<strong>um</strong> in<br />

Europa fand im Rahmen der IBA (Internationalen<br />

Bauausstellung) in West-Berlin 1980 statt [<strong>Kennedy</strong>-<br />

84]. Hier trafen sich alle, die zu diesem Zeitpunkt erste<br />

Erfahrungen und Anstöße gegeben hatten, darunter<br />

Frederic Vester, Friedensreich Hundertwasser, Per<br />

Krusche, Julia Bargholz und Frei Otto. Vom Hauptverband<br />

der Deutschen Bauindustrie wurde dieses Symposi<strong>um</strong><br />

mit einem einspaltigen Artikel gewürdigt, der die<br />

Überschrift trug: »Zurück zur Steinzeit«. Bereits 1995,<br />

nur 15 Jahre später jedoch, gab es eine Wanderausstellung<br />

über »ökologisches Bauen« vom Hauptverband<br />

der deutschen Betonindustrie.<br />

Nachdem die Pioniere', die die ersten ökologischen<br />

Häuser und kleinen Siedlungen bauten, an jedem Punkt<br />

Abb. 2 Ver- und Entsorgung über große zentrale, kleine und<br />

mittelgroße dezentrale Systeme<br />

Quellen: Krusche-82, 23; <strong>Kennedy</strong>, 1996<br />

•r/M<br />

zu überprüfen hatten, ob die herkömmlichen Lösungen<br />

von Ver- und Entsorgungssystemen die vom Ressourcenverbrauch<br />

her optimalen Lösungen waren und<br />

häufig genug bewiesen, daß es weniger aufwendige<br />

gibt, mußten sie darüberhinaus die zusätzlich erwachsenden<br />

Anforderungen an die Planung erfüllen und<br />

neue Technologien entwickeln. Dies gelang ihnen - wie<br />

zu erwarten war - zuerst nur z<strong>um</strong> Teil und erzeugte<br />

einige Fehlplanungen, die den Gegnern von Veränderungen<br />

reichlich Munition für Kritik und Ablehnung<br />

lieferten (Abb. 2).<br />

Dachte man in der Pionierphase noch in krassen<br />

Gegensätzen: hier die herkömmlichen großen zentralen<br />

Ver- und Entsorgungssysteme - dort die ökologischen,<br />

das heißt kleinen dezentralen Ver- und Entsorgungssysteme,<br />

so stellte sich in der »Erprobungsphase des<br />

ökologischen Bauens«, etwa zwischen 1985 und 1995,<br />

heraus, daß es <strong>um</strong> wesentlich differenziertere Planungsansätze<br />

geht.<br />

Da es unmöglich war und ist, die bestehenden großen<br />

zentralen Systeme in der zur Verfügung stehenden Zeit<br />

durch dezentrale Systeme abzulösen, ging es nun <strong>um</strong><br />

Ergänzung, <strong>um</strong> Nebeneinander sowie Kombinationsmöglichkeiten<br />

und Verbundsysteme. Die Erprobungsphase<br />

1985-1995 zeichnete sich deshalb im Gegensatz<br />

zur Pionierphase durch eine schrittweise Annäherung<br />

von zentral und dezentral und die Integration von<br />

Low-Tech und High-Tech, von Natur und Technik<br />

aus.<br />

Auch hatte es sich inzwischen herausgestellt, daß<br />

dezentrale Systeme, allein auf das Einzelhaus bezogen,<br />

teuer und nur schwer <strong>um</strong>setzbar waren. Statt den<br />

großen zentralen Systemen kleinste dezentrale Systeme<br />

gegenüberzustellen, wurden deshalb mittlere Lösungen<br />

gesucht und zunehmend auf ganze Siedlungen bezogen,<br />

das heißt, man kann hier eher von »mittelgroßen« Verund<br />

Entsorgungssystemen sprechen beziehungsweise<br />

der Begriff »dezentral« hatte sich auf eine neue Größenordnung<br />

ausgedehnt. Zu diesen mittelgroßen, dezentralen<br />

Systemen gehören sowohl die verschiedenen<br />

naturnahen Klärverfahren, die das Abwasser einer<br />

ökologischen Siedlung zusammenführen, Wertstoffe<br />

nutzen und das Wasse: reinigen, bevor es in den<br />

Wasserkreislauf zurüc gegeben wird, wie auch Blockheizkraftwerke<br />

oder große solare Warmwasserspeicher,<br />

die ein ganzes Wohngebiet mit Wärme versorgen.<br />

Die geschlossenen Kreisläufe (Abb. 4), die sich in<br />

den 80er Jahren noch so relativ einfach im Gegensatz<br />

zu den linearen Systemen (Abb. 3) darstellen ließen,<br />

waren nun <strong>um</strong> vieles komplexer geworden und bedienten<br />

sich technischer Symbole ebenso selbstverständlich<br />

wie sie einen optimalen Mix von Fremd- und Eigenleistungen<br />

akzeptierten.

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