Handbuch ökologischer Siedlungs(um) - Kennedy Bibliothek
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Wasser -Trinkwasserversorgung und Substitution<br />
werden. 11 Weil jedoch eine Verunreinigung von Regenwasser<br />
mit Keimen aufgrund seiner Herkunft und der<br />
Aufbereitung nicht ganz ausgeschlossen werden kann,<br />
ist folgendes zu beachten:<br />
- Als Lebensmittel und zur Körperreinigung darf nur<br />
Trinkwasser verwendet werden.<br />
- Eine Verwechslung von Trink- und Betriebswasser<br />
muß langfristig ausgeschlossen sein.<br />
- Zapfstellen für die Gartenbewässerung sind besonders<br />
zu gestalten (Hinweisschilder, abnehmbare oder<br />
farbige Drehgriffe).<br />
- Die Nutzung von Regenwasser für die Toilette, die<br />
Gartenbewässerung und die Waschmaschine ist in der<br />
Regel hygienisch unbedenklich.<br />
Hamburger Untersuchungen in bezug auf die Qualität<br />
von Wäsche, die mit Trink- beziehungsweise Regenwasser<br />
gewaschen wurde, ergaben keinen Unterschied<br />
[Zentr<strong>um</strong> für Energie, Wasser- und Umwelttechnik der<br />
Handwerkskammer Hamburg, 1990]. Darüber hinaus<br />
zeigte sich bei denselben Untersuchungen in 16 Demonstrationsanlagen,<br />
daß das gespeicherte Regenwasser<br />
keineswegs so sauer ist - wie man es bei »saurem<br />
Regen« vermuten sollte -, sondern neutral bis leicht<br />
alkalisch, wie normales Trinkwasser. Dieses überraschende<br />
Ergebnis könnte damit zusammenhängen, daß<br />
beim Abfluß über das Dachmaterial die Säure etwas<br />
abgepuffert und das Regenwasser neutralisiert wird.<br />
Als Regenwasser-Auffangflächen sollten bevorzugt<br />
Dachflächen genutzt werden, da hiervon nur wenig<br />
Feststoffe und andere Inhaltsstoffe abgespült werden,<br />
die zu Betriebsstörungen einer Regenwasseranlage<br />
führen könnten. Alle gebräuchlichen Dachmaterialien<br />
wie Tonziegel, Betondachsteine, Schiefer, Bit<strong>um</strong>en und<br />
Kunststoffe sind im Rahmen einer Nutzung von Dachablaufwasser<br />
geeignet. Metalldächer (Eisen, Al<strong>um</strong>ini<strong>um</strong>,<br />
Zink, Blei, Kupfer) verursachen eine Erhöhung<br />
des Metallgehaltes im Dachablaufwasser. Falls es<br />
jedoch nur für die Toilettenspülung genutzt wird, bestehen<br />
bezüglich der Verwendung keine Bedenken. Eine<br />
Regenwassernutzung von Dächern, die aus Asbestzement<br />
hergestellt wurden, wird nicht empfohlen.<br />
Bei Gründächern kommt es vor allem auf das<br />
verwendete Substrat und den Aufbau an. Extensiv<br />
genutzte Dächer sind eher geeignet, wenn es <strong>um</strong> eine<br />
Nutzung des anfallenden Regenwassers geht. Sie<br />
sollten nicht gedüngt werden. Bei intensiv genutzten<br />
11 Untersuchungen der Technischen Universität Berlin haben<br />
ergeben, daß das Regenwasser bezüglich seiner Keimzahlen in<br />
vielen Fällen sogar den Anforderungen der Trinkwasserverordnung<br />
nahe kommt [Zentralverband Sanitär Heizung Klima -93],<br />
Zu ähnlichen Ergebnissen kam das Niedersächsische Landesamt<br />
für Wasserwirtschaft [Öko-Test-94, Nr. 5, 68-74]<br />
ii'A<br />
Dächern kann es in den ersten Jahren häufig zu einer<br />
bräunlichen Färbung des Wassers durch H<strong>um</strong>instoffe<br />
sowie zu einem erdigen Geruch kommen. Nach den<br />
bisherigen Erkenntnissen eignen sich Gründächer gut<br />
zur Retention, das heißt Speicherung von Regenwasser,<br />
denn in etwa 80 % der Regenfälle werden die anfallenden<br />
Niederschläge von der Erdschicht aufgesaugt und<br />
verdunsten, ohne daß die Zisterne aufgefüllt wird. Nur<br />
bei Starkregen fallen nennenswerte Mengen für die<br />
Sammlung an. Sie können zur Gartenbewässerung, aber<br />
nur mit Einschränkungen zur Toilettenspülung verwendet<br />
werden.<br />
Abb. 6 zeigt die Vor- und Nachteile einzelner Dacheindeckungen<br />
und die dazugehörigen Abflußbeiwerte.<br />
Die wichtigste Entscheidung beim Einbau einer<br />
Regenwasseranlage ist die Größe und Lage des Speichers.<br />
Bei Neubauten ist in der Regel ein erdverlegter<br />
Speicher zu empfehlen, da die erforderlichen Erdarbeiten<br />
im Rahmen des Baugrubenaushubs ohne großen<br />
Aufwand durchgeführt werden können und kein<br />
Kellerra<strong>um</strong> benötigt wird. Beim Einbau von Regenwasseranlagen<br />
in bestehende Gebäude ist z<strong>um</strong>eist die Aufstellung<br />
von speziellen, im Handel erhältlichen Kunststofftanks<br />
im Kellergeschoß die günstigere Wahl. Die<br />
Tanks sind in Größen von 1000 bis 2000 Litern erhältlich.<br />
Bei größerem Gebrauchsvol<strong>um</strong>en sind mehrere<br />
Tanks zu koppeln. Es sollte ein gleichbleibend kühler<br />
Standort gewählt werden, damit die Gefahr einer Keimentwicklung<br />
vermieden wird. Des weiteren ist Lichteinfall<br />
zu unterbinden, da es sonst zu Algenwachst<strong>um</strong><br />
kommt.<br />
Eine Aufstellung von Regenwasserspeichern im<br />
Dachgeschoß ist nur bei einer extremen Hanglage<br />
empfehlenswert. Ansonsten ist die Zuleitung des<br />
Regenwassers, die zulässige statische Belastung, die<br />
Frostsicherheit, die Verkeimungsgefahr aufgrund hoher<br />
Temperaturen im Sommer und der Schutz vor Wasserschäden<br />
problematisch. Eigentlich muß man nur drei<br />
Dinge fürchten: Schmutz, Licht und Wärme, denn sie<br />
können Regenwasser in eine stinkende Brühe verwandeln<br />
(Abb. 7 und 8).<br />
Beim Bau des Zuleitungssystems sind die örtlichen<br />
Vorschriften für Entwässerungsanlagen für Gebäude<br />
und Grundstücke zu berücksichtigen. Einige Punkte<br />
sind jedoch grundsätzlich zu beachten:<br />
- Jeder Eingriff in das vorhandene System der Regenwasserableitung<br />
(Dachrinnen, Fallrohre) kann dessen<br />
Abflußleistung mindern und die Gefahr der Verstopfung<br />
oder des Einfrierens erhöhen. Aus diesem Grund<br />
sind Einbauten, Verzüge oder Rohrverengungen zu<br />
vermeiden. Eine kurze geradlinige Rohrführung mit<br />
ausreichendem Gefälle ist sicherzustellen.<br />
- Im Erdreich verlegte Leitungen sind in frostsicherer