Handbuch ökologischer Siedlungs(um) - Kennedy Bibliothek
Handbuch ökologischer Siedlungs(um) - Kennedy Bibliothek
Handbuch ökologischer Siedlungs(um) - Kennedy Bibliothek
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wasser-Trinkwasserversorgung und Substitution<br />
Einbremsen Ausspülen durch den<br />
Siphoneffekt ('Sekundärventilation'<br />
erfolgt<br />
durch die Klosettschüssel)<br />
bietet. 7 Sie ist im Zusammenhang mit der kombinierten<br />
Sammlung und Verwertung von Fäkalien und Bioabfall<br />
in semi-zentralen Kreisläufen von besonderer Bedeutung<br />
(siehe Punkt 4.3 und Abb. 3).<br />
Das einzige Toilettensystem, welches vollkommen<br />
ohne Trinkwasser auskommt, ist die sogenannte<br />
»Trocken- oder Komposttoilette« unterschiedlicher<br />
Bauart, die inzwischen seit über fünfzig Jahren erprobt<br />
ist. Vom Typ Clivus Multr<strong>um</strong> sind allein im deutschsprachigen<br />
Ra<strong>um</strong> ca. 300 Toiletten in Gebrauch 8<br />
[Lorenz-Ladener-93]. Bei diesem Typ handelt es sich<br />
<strong>um</strong> einen Kunststoffbehälter (Terranova, Berger<br />
Biotechnik, Hamburg), der im Keller der Gebäude<br />
unterhalb der senkrecht verlaufenden Fallrohre installiert<br />
wird. Es können bis zu 4 Fallrohre (wahlweise<br />
Toiletten oder Küchenabwürfe) aus mehreren Geschossen<br />
angeschlossen werden. Die organischen Stoffe<br />
gelangen (ohne Wasserspülung) in den wärmegedämmten<br />
Behälter, wo sie kompostiert werden. Nach etwa 3-<br />
4 Jahren können jährlich etwa 30-40 Liter reifer<br />
Kompost pro Person entnommen werden. Der Kompost<br />
kann auf allen Dauerkulturen problemlos ausgebracht<br />
werden. Von wesentlicher Bedeutung ist diese Toilette<br />
im Zusammenhang mit einer Grauwasserklärung <strong>um</strong><br />
dezentrale Wasserkreisläufe wieder zu schließen (siehe<br />
Punkt 4.2 und Abb. 4) [Bahlo, Wach -94].<br />
Wasserverbrauch und Trinlavasserbedarf<br />
Analysiert man den Wasserverbrauch, so zeigt sich, daß<br />
nur für wenige Nutzungen tatsächlich Wasser von<br />
Lebensmittelqualität erforderlich ist. Bei den Einspar-<br />
7 Der Abschlußbericht über die zwölf Wohneinheiten in Norderstedt,<br />
die mit diesem Toilettensystem betrieben werden, wird im<br />
Sommer 1996 von der Fa. Wobau, Schleswig-Holstein in Kiel<br />
erstellt. Fernmündliche Auskunft von Herrn Widell am 14. 1. 96.<br />
8 Das Modell »terra nova« ist eine deutsche Weiterentwicklung des<br />
60<br />
schwedischen »Clivus Multr<strong>um</strong>«.<br />
Auffüllung des<br />
Geruchsverschlusses<br />
Abb. 3<br />
Gustavsberg-Wasserspar-<br />
System-Toilette<br />
Quelle: Dreiseitl, 1995<br />
möglichkeiten steht die Toilette mit durchschnittlich<br />
45 Litern an erster Stelle. Ihr Bedarf könnte durch eine<br />
Komposttoilette praktisch auf Null reduziert werden<br />
oder durch andere Systeme im Verbrauch eingeschränkt<br />
und zusätzlich durch gereinigtes Grau- oder Regenwasser<br />
ersetzt werden. Für die Waschmaschine mit<br />
20 Litern und z<strong>um</strong> Putzen mit 10 Litern reicht gereinigtes<br />
Regenwasser ebenfalls aus. Für das Baden und<br />
Duschen mit 45 Litern ist Trinkwasser erforderlich,<br />
ebenso wie zur Körperpflege (Zähneputzen, Hände,<br />
Gesicht waschen mit 10 Litern), z<strong>um</strong> Geschirrspülen<br />
mit 10 Litern und natürlich z<strong>um</strong> Kochen und Trinken<br />
mit 5 Litern. Für die Gartenbewässerung rechnet man<br />
60 Liter pro Quadratmeter und Jahr. Diese Menge läßt<br />
sich durch den Einsatz eines Regenwassersammelbehälters<br />
erheblich verringern.<br />
Das heißt, vom gesamten durchschnittlichen Wasserbedarf<br />
im Haushalt mit insgesamt 145 1/Tag/Person sind<br />
nur 70 Liter Wasser von Trinkwasserqualität notwendig.<br />
Der Rest kann bei entsprechender Planung durch<br />
Nichttrinkwasser abgedeckt werden.<br />
Daß es sich auch aus wirtschaftlichen Gründen lohnt,<br />
Wasser zu sparen, wird deutlich, wenn man die Preisentwicklung<br />
für Trinkwasser in Deutschland und der<br />
Schweiz betrachtet (Abb. 5).<br />
Im ökologischen <strong>Siedlungs</strong>bau kann erstens der<br />
durchschnittliche Trinkwasserbedarf durch die Nutzung<br />
moderner Sanitäreinrichtungen auf ca. 100 1/Tag/<br />
Person, also etwa <strong>um</strong> ein Drittel gesenkt und zweitens<br />
durch die Nutzung von Komposttoiletten oder Regenoder<br />
Grauwasser für die Toilettenspülung noch ein<br />
weiteres Drittel eingespart werden, so daß man mit ca.<br />
65 1/Tag/Person ohne Komfortverlust auskommen<br />
kann. 9<br />
9 Bei öffentlichen Einrichtungen kann dieser Anteil noch wesentlich<br />
höher, also bei über 66% liegen, weil hier normalerweise<br />
große Dachflächen z<strong>um</strong> Auffangen des Regenwassers mit einem<br />
großen Wasserbedarf für die Toilettenspülung korrespondieren.