Objektorientierte Daten- und Zeitmodelle für die Echtzeit ...
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1.2. SYSTEMANFORDERUNGEN DURCH DEN ÄUSSEREN PROZESS 5<br />
jedoch keineswegs auf Bildfolgen beschränkt bleiben, sondern auf beliebige Sensordatenfolgen<br />
anwendbar sein. Die interessierenden Applikationen sollen als „dynamische Sensordatenprogramme“<br />
bezeichnet werden. Der Begriff der „<strong>Echtzeit</strong>fähigkeit“ definiert sich in <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang nicht über <strong>die</strong> Fähigkeit, Bilddaten in Videorate verarbeiten zu können, sondern<br />
vielmehr über <strong>die</strong> geforderten Systemeigenschaften „kontinuierlich“, „schritthaltend“ <strong>und</strong><br />
„rechtzeitig“. Diese Eigenschaften stehen dabei in einem engen Zusammenhang mit der Prozeß-<br />
oder Systemdynamik, d.h. sie werden nicht als absolute Größen definiert, sondern hängen<br />
stark von dem Tempo ab, mit dem sich Veränderungen in der Szene vollziehen. Definieren<br />
lassen sich <strong>die</strong>se Eigenschaften wie folgt:<br />
Kontinuität: Die hier untersuchten Prozesse <strong>und</strong> Systeme sind dadurch gekennzeichnet, daß<br />
sie kontinuierlichen Veränderungen unterworfen sind. Daraus folgt zum einen, daß —<br />
entsprechend der Systemdynamik — <strong>die</strong> Zeiträume zwischen zwei Beobachtungen der<br />
Szene so klein sein müssen, daß wesentliche Änderungen in der Umgebung nicht unentdeckt<br />
bleiben. Zum anderen sollte das System in der Lage sein, trotz seiner diskreten Arbeitsweise<br />
<strong>die</strong> kontinuierlichen Veränderungen der beobachteten Größen darstellen <strong>und</strong><br />
ggf. fehlende Werte interpolieren zu können. Diese Eigenschaft ist insbesondere notwendig,<br />
um <strong>die</strong> diskreten <strong>Daten</strong> unterschiedlicher, nicht synchronisierter Sensoren abzugleichen<br />
<strong>und</strong> so eine gemeinsame Zeitbasis <strong>für</strong> sie bereitzustellen.<br />
Schritthaltende <strong>Daten</strong>verarbeitung – Wiederholungszeit: Im Gegensatz zur Offline-Analyse<br />
steht nicht beliebig viel Rechenzeit zur Verfügung. Dies bedeutet, daß <strong>die</strong> verwendeten<br />
Algorithmen so schnell sein müssen, daß sie mit der erforderlichen Verarbeitungs- oder<br />
Aufnahmerate Schritt halten können. Wie hoch <strong>die</strong>se Rate ist, hängt in erster Linie von<br />
der Systemdynamik <strong>und</strong> den verwendeten Algorithmen ab. Sollen beispielsweise bestimmte<br />
Bildmerkmale in einer Bildfolge verfolgt werden, ist es <strong>für</strong> <strong>die</strong> Korrespondenzsuche<br />
wichtig, daß sich <strong>die</strong> Merkmale von Bild zu Bild nicht zu stark bewegen oder aufgr<strong>und</strong><br />
einer verschobenen Perspektive verändern. Die Zeit, <strong>die</strong> maximal zwischen zwei<br />
Aufnahmen toleriert werden kann, hängt dabei stark von den Geschwindigkeiten ab, mit<br />
denen sich <strong>die</strong> entsprechenden Szenenobjekte oder <strong>die</strong> Kamera in der Szene bewegen.<br />
Rechtzeitigkeit – Reaktionszeit: Ein weiteres Merkmal bezüglich der Rechenzeit der Algorithmen<br />
ergibt sich aus der Forderung an das System, auf Zustandsänderungen der Umgebung<br />
schnell genug, d.h. „rechtzeitig“ — wiederum entsprechend der Systemdynamik<br />
— mit einer geeigneten Aktion reagieren zu können. Im Gegensatz zur Wiederholungszeit<br />
ist <strong>die</strong>s nicht unbedingt <strong>die</strong> Zykluszeit, also <strong>die</strong> Zeit zwischen zwei Aufnahmen bzw.<br />
Messungen, sondern <strong>die</strong> Zeitspanne zwischen einer Aufnahme <strong>und</strong> der auf ihr basierenden<br />
Aktion. Insbesondere in Mehrprozessormaschinen kann <strong>die</strong> Reaktionszeit deutlich<br />
über der Wiederholungszeit liegen.<br />
Für <strong>die</strong> <strong>Echtzeit</strong>fähigkeit einer Anwendung sind alle drei Punkte gleichermaßen von Bedeutung.<br />
Mit welcher Sicherheit <strong>die</strong> jeweiligen Reaktions- oder Wiederholzeiten eingehalten<br />
werden müssen, hängt von der Anwendung ab. Falls auch nur eine <strong>die</strong>ser Zeiten in einem Programmzweig<br />
unbedingt eingehalten werden muß, handelt es sich um ein System mit harten<br />
Zeitrestriktionen, was ein <strong>Echtzeit</strong>betriebssystem erfordert. Für viele Anwendungen reicht es<br />
jedoch aus, <strong>die</strong> Zeitforderungen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einzuhalten. Ebenfalls<br />
möglich ist, daß <strong>für</strong> einzelne Teilaufgaben (z.B. <strong>die</strong> Roboteransteuerung) harte Zeitrestriktionen<br />
bestehen <strong>und</strong> durch ein Subsystem garantiert werden, während <strong>für</strong> andere Programmzweige