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lon<strong>de</strong>n, langbeinigen Friseurinnen aus. Und wun<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich, dass sie dann am En<strong>de</strong> genau nur das<br />
bedient haben wollen: Bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, Hof halten, ausgehen und sich alles spendieren lassen. Und<br />
er mag das doch! Sich zeigen mit diesen hübschen Dingern, die ihn schmücken. Denn „schmuck“<br />
ist ER nicht, auch wenn er immer rum läuft wie ein Gockel. Den Rücken durchgedrückt und seine<br />
Bauchkugel vor sich herschiebend. Na ja, wenn ich einfach nur seinen Schä<strong>de</strong>l anschaue, weiß<br />
ich schon, warum ICH niemals auch nur eine leise Berührung von ihm aushalten könnte. Nein,<br />
da ist nichts, was ihn für mich auch nur ansatzweise anziehend macht. Rein körperlich gesehen<br />
absolute Eiszeit.<br />
Er weiß das. Ich weiß das. Und darum haben wir diese beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Abmachung. Ich wasche ihm<br />
regelmäßig <strong>de</strong>n Kopf. Und darf das, eben weil ich nicht „Puppi“ bin.<br />
Und nun das.<br />
Nur weil meine wertvolle Freundin Sina so nett, höflich und zuvorkommend ist, auf meiner Party.<br />
Weil das eben ihre Art ist. Zuhören, verbindlich zu sein, aufmerksam und intelligent.<br />
Ihm hat das gefallen. Sehr sogar. Wie sie ihm angelegentlich über <strong>de</strong>n Unterarm gestrichen hat,<br />
als Zeichen ihrer Aufmerksamkeit und auch etwas Trost spen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s war dabei. Ihm hat das<br />
gefallen, hat er mir ja am Telefon am nächsten Morgen erzählt. Und wann sie und ich <strong>de</strong>nn mal<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> was zusammen machen. Am nächsten Wochenen<strong>de</strong> das Konzert um die Haustür. Da<br />
wür<strong>de</strong>n wir hingehen. Ob er mitgehen dürfe? Ich frage sie. Aber wir wollen dann doch lieber einen<br />
reinen Mä<strong>de</strong>lsabend machen. Und das enttäuscht ihn. Wäre so gern mit dabei gewesen, um<br />
anzutesten, was gehen könne mit ihr. Meiner Sina.<br />
Er meinte doch wirklich, sie könnte vielleicht die Richtige für ihn sein.<br />
Will weg vom Puppi-haften, sich endlich doch zu einer ernstzunehmen<strong>de</strong>n Frau hinwen<strong>de</strong>n und<br />
dort mal „versuchen, was geht“. Ist ja im Grun<strong>de</strong> nicht wirklich verwerflich.<br />
Aber doch nicht mit meiner besten Freundin Sina!<br />
Wie distanzlos, gefühllos, unsensibel kann ein Kerl nur sein, wenn er diese innersten Gedanken<br />
mir mitteilt, und sie dann auch noch „Ulli“ nennt. Er kennt doch ihren Namen! Und nun bringt er<br />
sie mit seinen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Weibern durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> und nennt sie Ulli.<br />
Das war <strong><strong>de</strong>r</strong> Tropfen. Der sprichwörtliche, <strong><strong>de</strong>r</strong> mein Fass <strong>de</strong>s Tolerierbaren zum Überlaufen<br />
gebracht hat. Nicht länger aushalten kann ich das.<br />
Und ich hab ihm das geschrieben. Eben genau das. Dass er distanzlos, unmöglich, wahllos ist.<br />
Hauptsache ein Weib, um das er kreisen kann. Egal welches das ist.<br />
Der Wert <strong>de</strong>s Menschen, <strong>de</strong>n er zur Überwindung seiner Einsamkeit – o<strong><strong>de</strong>r</strong> sollte ich besser<br />
Benebelung sagen - benutzt, geht vollkommen dabei unter.<br />
Und was antwortet er darauf?<br />
Hysterisch! Ich sei hysterisch!<br />
Ja, blickt <strong><strong>de</strong>r</strong> das <strong>de</strong>nn überhaupt noch?<br />
Ich hysterisch? Auf keinen Fall.<br />
Empört, zu recht aufgebracht. Meine Freundin ist so wertvoll. So beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s. So liebenswert.<br />
Schützenswert.<br />
Hysterisch, dass ich nicht lache.<br />
Natürlich habe ich ihr das alles erzählt. Sämtliche Details. Ungeschmückt und mit einem<br />
klitzekleinen Restzweifel, dass ich ihr womöglich am En<strong>de</strong> doch in etwas reingefunkt habe, das<br />
sie vielleicht doch gern erlebt hätte.<br />
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40 Juni 2013