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Interview mit Alda Niemeyer<br />
Autorin und Übersetzerin von brasilianischen Büchern<br />
ins Deutsche<br />
eXperimenta: Wie fühlt es sich an, Brasilianerin zu sein?<br />
Alda Niemeyer: Als Nachkomme von dänischen, <strong>de</strong>utschen und schweizer Einwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ern, die<br />
in <strong>de</strong>n Jahren 1849 – 1850 nach Brasilien kamen, kann ich nicht sagen, wie ich mich als Nicht-<br />
Brasilianerin fühlen wür<strong>de</strong>. Ich bin die vierte Generation, die in Brasilien geboren ist. Meine Heimat<br />
ist HIER, auch wenn ich fließend die <strong>de</strong>utsche Sprache spreche, lese und schreibe. Durch langen<br />
Aufenthalt in Deutschland kenne ich die <strong>de</strong>utsche Mentalität. Sie verträgt sich in mir gut mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Brasilianerin, die ich bin.<br />
eXperimenta: Was ist das Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e am brasilianischen Lebensgefühl?<br />
Alda Niemeyer: Es ist wohl die Leichtigkeit, das Leben zu leben, es hinzunehmen, wie es kommt.<br />
Das be<strong>de</strong>utet nicht, nachlässig zu sein o<strong><strong>de</strong>r</strong> gleichgültig. Zu <strong>de</strong>m hier gebräuchlichen Satz: “ Seja<br />
como Deus quiser” (wie Gott will), kommt bei mir „...mas me dá forças” (aber gib´mir Kraft). Ich<br />
glaube, hier trifft sich das Brasilianische und das Deutsche – o<strong><strong>de</strong>r</strong> sollte ich sagen Europäische? –<br />
Erbgut in mir. Anpassungsvermögen lernen wir sicher, einfach durch die vielen Völkereigenarten,<br />
die hier im Land nebeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> leben.<br />
eXperimenta: Wie wür<strong>de</strong>n Sie die brasilianische Kultur beschreiben?<br />
www.eXperimenta.<strong>de</strong><br />
Alda Niemeyer: Die rein “brasilianische Kultur“ ist noch nicht<br />
ganz ausgegoren. Der Rassekessel kocht noch und die Einflüsse<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> “Indianer-Afrikaner und Europäer” sind überall zu fühlen, zu<br />
sehen und zu hören. Die Namen von Brasilianern als Kunstmaler<br />
gehen schon um die Welt; mit unseren Komponisten können<br />
wir uns auch sehen lassen; die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne, großzügige Bauweise<br />
von Oscar Niemeyer (nicht weil ich auch eine Niemeyer bin) und<br />
Lucio Costa weisen <strong>de</strong>n jungen Menschen auf diesem Gebiet<br />
neue Wege. Unsere Farben, unsere Formen sind schon überall<br />
gerne gesehen.<br />
eXperimenta: Was be<strong>de</strong>utet für Sie Fußball?<br />
Alda Niemeyer: Fußball, unser Nationalsport! Ich bin kein großer<br />
Fußballfan, aber wenn es um die Nationalmannschaft geht und<br />
um die Weltmeisterschaft, dann bin ich auch dabei. Einer meiner<br />
Söhne, ein begeisterter Fußballer, berichtet mir immer, was gera<strong>de</strong> um <strong>de</strong>n rollen<strong>de</strong>n Ball wichtig<br />
ist. Und durch meine Funkfreun<strong>de</strong> weiß ich auch immer, wer in Deutschland die tollen Tore<br />
geschossen hat. Aber ich bin mehr für Gymnastik, Schwimmen und Tennis.<br />
Alda-Niemeyer Porträt<br />
eXperimenta: Welcher Mannschaft drücken Sie die Daumen?<br />
Alda Niemeyer: Den “Canarinhos” natürlich, wenn es um die Weltmeisterschaft geht. Wir<br />
nennen unsere Spieler so wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> kanariengelben Hem<strong>de</strong>n, die sie meist tragen. Aber ich<br />
bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Schnelligkeit und Wendigkeit aller Fußballspieler, wenn ich schon mal ein Spiel<br />
ansehe. Weltmeisterschaftsspiele verpasse ich nicht, vor allem die Endspiele schaue ich mir an.<br />
eXperimenta: Was fällt Ihnen zum Thema Musik ein?<br />
54 Juni 2013