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Unterschreiben eines Papierformulars. Dieses besitzt Sharon im Regionalbüro, En<strong>de</strong> einer<br />

Beziehung. Und: Nein, ich habe Sharon nicht ins Kino eingela<strong>de</strong>n, auch wenn das ein reizvolles<br />

En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte gewesen wäre.<br />

Köln, Deutschland Mai 2013<br />

Zehn Jahre später, mel<strong>de</strong> ich mich erneut an, in diesem weltumspannen<strong>de</strong>n Netzwerk, <strong><strong>de</strong>r</strong>weil ist<br />

ja auch eine elektronische Kündigung möglich. Blauäugig folge ich <strong>de</strong>m Vorschlag von Facebook,<br />

doch mal eben nachzuschauen, wer von meinen Email-Kontakten <strong>de</strong>nn schon in Facebook zu<br />

fin<strong>de</strong>n ist. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n aber dann auch diejenigen angeschrieben, die es noch nicht sind,<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Information, ich sei <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, sie sollten sich auch anmel<strong>de</strong>n. Im Kleingedruckten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsbedingungen habe ich <strong>de</strong>m sicherlich zugestimmt, es steht aber in einer Reihe<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> unfreiwilligen Misswahl und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesichtserkennung, immer noch bewegt sich Facebook<br />

irgendwo zwischen aufdringlich und unredlich.<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> positiven Seite ist die Mail eines Freun<strong>de</strong>s zu notieren, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich über <strong>de</strong>n Facebook-Spam<br />

beschwert, verbun<strong>de</strong>n mit einer Einladung zum gemeinsamen Essen und die Tatsache, dass<br />

ich nach weniger als zehn Minuten bereits mit meiner Mutter befreun<strong>de</strong>t bin. Das ist zwar nichts<br />

Neues, aber online dokumentiert war es bisher nicht.<br />

Ansonsten erfahre ich noch, dass Tanja, die mit mir die Schulbank gedrückt hat, <strong>de</strong>n Level 656<br />

eines, mir bisher unbekannten, Spieles bewältigt hat, welche kulturellen Höhepunkte ich gestern<br />

im Nachtleben von Oberpfaffenhofen versäumt habe und wer heute Abend in welcher Kneipe<br />

sein wird, o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nicht. Wie im richtigen Leben besteht die Kunst daraus, das wenige was<br />

wesentlich ist, herauszufiltern.<br />

Fast scheint es mir wie eine halbierte Arche Noah, das Internet, alles ist drin, aber wo Noah noch<br />

zwei von je<strong><strong>de</strong>r</strong> Art mitgenommen hat, ist im Internet nur noch für einen Platz: einer zum Verkaufen,<br />

einer zum Suchen, einer zum Verbin<strong>de</strong>n. Amazon, Google, Facebook: bunte Vielfalt unter einem<br />

gemeinsamen Schirm o<strong><strong>de</strong>r</strong> vielleicht doch nur große Monokulturen? Ein wenig hängt das wohl<br />

auch von <strong>de</strong>m ab, wie wir damit umgehen.<br />

Das Facebook-Profil wer<strong>de</strong> ich noch eine Weile behalten, zumin<strong>de</strong>st solange, bis ich <strong>de</strong>n Link zu<br />

diesem Artikel eintragen kann.<br />

Juni 2013 5<br />

www.eXperimenta.<strong>de</strong><br />

Foto: Beate Leinenbach

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