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Martina Kroll<br />
Eine ungewöhnliche Nacht eines Facebookmobbingopfers<br />
Wenn um vier Uhr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht das Telefon klingelt, dann kann es kein normaler Anruf sein.<br />
War es auch nicht.<br />
Automatisch griff ich, noch gar nicht richtig wach, zum Hörer und mel<strong>de</strong>te mich.<br />
„Hier ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Joachim“ und ein Stöhnen.<br />
„Martina, ich sterbe“.<br />
„Joachim, was ist los?“ reagierte ich plötzlich hellwach.<br />
Am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en En<strong>de</strong> ein weiteres lautes Stöhnen, Japsen nach Luft.<br />
Mein langjähriger Freund Joachim, <strong><strong>de</strong>r</strong> mir schon oft in schwierigen Situationen zur Seite gestan<strong>de</strong>n<br />
hatte, rang nach Atem.<br />
„Ich sterbe“, hörte ich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und ein weiteres Stöhnen, das mich sehr erschreckte.<br />
„Ich will nicht alleine sterben.“<br />
Erneutes nach Luft schnappen, die aber nicht in die Lungen hineinging.<br />
„Hyperventilieren“ fiel mir ein. Dieses mühsame nach Luft suchen, schnelles Atmen,<br />
Schmerzgeräusche, wie ich sie noch nie von einem Menschen gehört hatte.<br />
„Nein, du stirbst nicht, versuche mal ruhig zu atmen“, war das einzige, was mir erst einmal<br />
einfiel.<br />
Und wie<strong><strong>de</strong>r</strong>: „Ich sterbe!“, Keuchen – „Es tut so weh!“<br />
„Soll ich einen Notarzt rufen?“ fragte ich.<br />
„Nein, keinen Notarzt! Ich will nur nicht alleine sterben.“<br />
„Du stirbst nicht. Es tut ganz weh, aber du schaffst das“, versuchte ich ihm und mir Mut zu<br />
machen.<br />
„Atme in <strong>de</strong>ine Hand.“<br />
Einmal hatte ich kurz Angst, er wür<strong>de</strong> mir entgleiten.<br />
Mein Kopf setzte ein, und ich fragte mich, ob ich ihm überhaupt helfen könne. Was wenn er<br />
während wir telefonierten starb?<br />
Dieser Moment ging vorbei, wir kamen ja zusammen Stück für Stück weiter, das Keuchen, die<br />
Schmerzen ließen ein wenig nach.<br />
„Was tut so weh?“ fragte ich schließlich.<br />
Nach und nach, zwischen vergeblichem Luftholen und Schmerzgeräuschen erfuhr ich von <strong>de</strong>m,<br />
was ihm das Herz schwer machte und belastete.<br />
Diese Situation war für ihn <strong><strong>de</strong>r</strong>art unerträglich, dass sein Herz zu zerbrechen drohte.<br />
Während ich seine Geschichte erfuhr, kämpfte er immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mit seinen Schmerzen.<br />
All sein Elend brach aus ihm heraus, die erschrecken<strong>de</strong>n Laute wur<strong>de</strong>n hörbar weniger.<br />
Nach einer Weile wur<strong>de</strong> seine Atmung ruhiger.<br />
Juni 2013 69<br />
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