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Lars Schmiedeberg
„Wie schreibe ich (m)ein Buch“!
‚Ein bißchen schleimig‘, war mein Eindruck nach der Besprechung der ersten 2-Minuten-Texte.
Der Dozent findet alles toll, auch bei Textschwächen, die für Esel mit Mütze erkennbar sind. Hm,
hm. Gleich darauf müssen/dürfen wir den nächsten 2-Minuten-Text schreiben. Mit individueller
Aufgabenstellung. Es folgt der dritte, noch spezieller.
He! Ich bin Teilnehmer am Seminar „Wie schreibe ich (m)ein Buch“! Will ne Einführung, einen
Vortrag, was über die letzten 500 Jahre Buchdruck hören (Ggrmmph!), Verlegerfreuden im
romantisch geprägten Deutschland versus eBooking oder sowas. Will präsentiert bekommen,
mich bespaßen lassen, lässig mit einem Cappuccino jonglierend ein paar Stichpunkte notieren.
Zumindest erwarte ich ein Vordrängeln des Dozenten, was für ein toller Karpfen er ist, welche
Nobelpreisler das Institut schon gecoached hat… Kommt nicht, nur auf Anfrage – na ja, zumindest
erfreulich wenig Drang zur Selbstdarstellung.
Stattdessen fragt der Dozent jeden Teilnehmer, was er denn veröffentlichen möchte. Gut. Ich habe
schon mehrere Fachbücher geschrieben und möchte gerne einen überschäumenden Abenteuer-
Roman schreiben, was richtig geiles! Fein, sagt er, dann machen Sie mal was GAAAANZ anderes.
Der nächste Text bahnt sich an, ich spür‘s schon! Und richtig: X Minuten Zeit, Zeit….. läuft!
Wenn Sie mich vorher gefragt hätten, hätte ich gesagt: ich kann unter so einem Druck nicht
formulieren. Jetzt, nach dem Seminar sage ich: das war eine so tolle Erfahrung in begrenzter Zeit
einen durchaus verwendbaren Text zu produzieren, dass ich Entwürfe künftig mit der Eieruhr
begrenzen werde! Klasse, toll! Weiter geht‘s: Formulieren Sie einen Brief des Protagonisten Ihres
Romans an Sie als Autor! Mein Ergebnis ist eine klare Personenbeschreibung des Helden, seine
Erwartungen an mich als Autor und den Roman, seine Stärken und Schwächen. Fuck – was
wollen Sie in einer halben Stunde eigentlich mehr erreichen?
Damit bin ich ganz klar bei der Hauptstärke unseres Dozenten Rüdiger Heins. Vollkommen egal,
wo der Autor steht – selbst wenn seine Idee noch embryoniert: der Dozent begibt sich auf den
Ausgangspunkt jedes einzelnen Teilnehmers, richtet ihn auf sein benanntes Ziel und gibt ihm
einen kleinen Stoß. In Form einer Aufgabenstellung. Damit relativiert sich mein Ein-bißchenschleimig-Gefühl
vom Anfang. Ich habe es nur falsch verstanden: Rüdiger konzentriert sich nicht
auf die Schwächen eines Textes und macht den Teilnehmer klein, sondern er veranlasst ihn, den
nächsten Schritt auf seinem Weg zu gehen. So nach dem Motto „Richte Dein Gesicht nach der
Sonne und Deine Schatten fallen hinter Dich!“
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Will sagen: das Seminar belehrt Dich nicht. Das Seminar veranlasst
Dich, Dein Buchprojekt umzusetzen und der Dozent begleitet Dich
auf Deinen nächsten Schritten (und bietet Dir weitere Hilfe an).
Neunundzwanzig Achtunddreißig, ich hab noch zwei.
Lars Schmiedeberg, 51, studierte Informatik an der FH München, führt ein
Nomadenleben als Berater und Projekt Manager in der IT, hat mehrere Fachbücher
veröffentlicht (Hanser), Kurzgeschichten geschrieben (unveröffentlicht),
redaktionelle Erfahrungen beruflich wie privat gesammelt und möchte gerne
einen Roman schreiben. Aber wenn, soll‘s n richtig geiler werden!
92 Juni 2013