Johannisburger Heimatbrief 1979 - Familienforschung S c z u k a

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - Johannisburger Heimatbrief 1979 Roggenernte in Wagenau Sommer 1936 oder 1937 64 www.Kreis-Johannisburg.de Die Wiese wird gemäht (Kowalewen 1930).
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - Johannisburger Heimatbrief 1979 In das mächtige Waldgebiet der Johannisburger Heide eingebettet ist der Uförmig gebogene Niedersee. Bewaldete Inseln beleben seine Wasserfläche, und in den Buchten erfreut sich das Auge an den zahlreichen „Mummeln”. In Rudczanny hielten mitunter ganze Karawanen von Omnibussen, die Reisende aus dem Innern des Reiches hierher gebracht hatten. Auf der großen Terrasse am See gönnte man sich gern eine Erfrischung. Vom Niedersee kam auch eine Spezialität, die die Likörkarte sehr angenehm bereicherte: Der Kosakenkaffee aus Wiartel (heute H. Krisch in Preetz/Holstein (d. Red.). Er tat besonders in den Morgenstunden gute Dienste... An den Königseichen Nach einem Spaziergang auf herrlichen Waldwegen stand man am Beldahn-See. Bei seiner Länge und durchschnittlich zwei Kilometer Breite wirkte dieser Nebenarm des Spirding mehr wie ein Strombett. Mit seinen vorgeschobenen Landzungen, grünen Inseln und dem Wechsel von Nadel- und Laubholz galt er als der schönste Abschnitt der langgezogenen Seenfurche von Rudczanny bis Rhein. Den lohnendsten Ausblick bot die Stelle bei den „Königseichen”, die aus Anlaß eines Besuches König Friedrich Wilhelms IV. so benannt wurden. Auf zwei vorspringenden Halbinseln des Talter Gewässers, die einen bequemen Übergang über den langgestreckten See ermöglichten, lagerte Nikolaiken. Die Stadt ist aus den beiden gegenüberliegenden Fischerdörfern Niklasdorf und Koslau entstanden. An der Brücke, die diese beiden Teile miteinander verband, schwamm angekettet der gekrönte Stinthengst, der den Fischreichtum der masurischen Gewässer symbolisierte. In Nikolaiken wurde alljährlich das Fest der Maräne gefeiert, eines der beliebtesten ostpreußischen Volksfeste. Am Nordende des Talter Gewässers, dem Rheinischen See, wurde auf der schmalen Landzunge zum Oloff-See hin 1377 Schloß Rhein gebaut. Von Ende des 18. Jahrhunderts bis Mitte des vorigen Jahrhunderts befand sich das massige graue Bauwerk in privatem Besitz. Manche lustige Maskerade und manch fröhliches Fest ist hier abgehalten worden, bis 1853 der Preußische Staat das Schloß wieder kaufte und zu einer Strafanstalt für weibliche Gefangene umbauen ließ, wobei es seinen alten Charakter vollständig verlor; lediglich ein runder Turm bewahrte noch seine ursprüngliche Form aus der Ordenszeit. Liebespaare auf der Cruttinna An den Westrand der Johannisburger Heide grenzt der Muckersee; in ihn ergießt sich die Cruttinna. Das „Kleinod Masurens” hat man die Waldufer dieses Flüßchens genannt, und Hochzeitspaare in Ostpreußen brauchten nicht bis nach Venedig zu fahren, um aneinandergeschlungen im Boot sich über Wellen tragen zu lassen; die breiten Nachen auf dem Cruttinna-Fluß taten dieses genau so gut wie venezianische Gondeln! Über Kiesel und buntschimmernde Steine auf dem klaren Flußgrund eilten die flachkieligen Boote, die von Jungen mit geübter Hand mittels langer Stangen über seichtere Stellen gestakt wurden; voll belaubte Äste neigten sich bis zum Wasser, und in den Lichtungen ergaben sich reiz-volle Blicke in das Land hinein. Im Bereich der Cruttinna hatten die Philipponen ihre Blockhäuser errichtet. Diese priesterlose russisch-orthodoxe Sekte hatte dort ein Asyl gefunden; sie konnte ungehindert nach ihren Glaubensregeln leben. Sie erkannte nur die Sakramente an, die auch ein Laie austeilen darf: Taufe und Beichte. Die Philipponen hielten an ihrer alt-russischen Tracht 65 www.Kreis-Johannisburg.de
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