Johannisburger Heimatbrief 1979 - Familienforschung S c z u k a
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Heimat-Erinnerungen aus Lupken und Johannisburg<br />
1906 bis 1921<br />
Bericht von Lm. Georg Rudatis, Sudetenstraße 11, 8833 Eichstädt<br />
Ende des Jahres 1906 kaufte mein Vater das Rittergut Lupken von Herrn Fritz Reuter. Das<br />
Besitztum umfaßte ein Areal von ca. 3000 pr. Morgen und gehörte seit mehreren Generationen<br />
der Familie Reuter. Der Grund für den Verkauf war die langjährige Krankheit von Frau<br />
Reuter. Herr Reuter war sehr vermögend, hoch angesehen und hatte zwei Kinder, Werner<br />
und Erna. Die Tochter heiratete später Herrn Rechtsanwalt Laube in Johannisburg. Nach<br />
dem Verkauf lebte Herr Reuter mit seiner Gattin in Berlin-Grunewald. Der Gutsbetrieb Lupken<br />
umfaßte außer den land- und forstwirtschaftlichen Zweigen intensive Pferdezucht (Stutbuch),<br />
Hengststation des Landesgestütes Kastenburg, preußischer Remontelieferant, Herdbuch<br />
Vieh- und Merino-Schafherde. Außer diesen Wirtschaftszweigen gehörten eine Spiritusbrennerei<br />
und Molkerei zu dem Gutsbetrieb. Auch eine Handelsgärtnerei wurde betrieben.<br />
Mein Elternhaus (Gutshaus) befand sich südlich eines großen Parkes mit alten Bäumen,<br />
Rosengarten, Karpfenteich und einer schnurgeraden Allee zum Roschsee. Lupken war<br />
bis 1914 selbständiger Gutsvorstand und Amtsvorstand Groß-Kessel mit den dazugehörigen<br />
Gemeinden Kolonie-Lupken, Babrosten usw. Lupken hatte eine eigene Schule (Patronat) und<br />
gehörte zum <strong>Johannisburger</strong> Kirchspiel (Superintendent Kierlo und Pastor Hensel). Die Lupker<br />
Gemeinde war rein evangelisch. Der Mitarbeiterkreis setzte sich aus einem Oberinspektor,<br />
Inspektor, Förster, Brennmeister, Gestütswärter usw. zusammen. Zu den weiteren Mitarbeitern<br />
gehörten 32 Deputantenfamilien, darunter Kämmerer, Vorarbeiter, Gärtner, Stellmacher,<br />
Schmiede, Hofmaurer, Buttermeier. Die verheirateten Mitarbeiter hatten je eine Kuh<br />
(freies Futter und Weide), Schweine- und Geflügelhaltung. Die Kosten für die ärztliche Betreuung,<br />
Arzt, Krankenhaus, Medikamente usw. trug die Gutsverwaltung bis zur Einführung<br />
der gesetzlichen Versicherung. Soweit in großen Zügen die Beschreibung des landwirtschaftlichen<br />
Betriebes. Derartige Betriebe gab es eine Anzahl im Kreise Johannisburg zu<br />
damaliger Zeit. Zu nennen wären: Domäne Rakowen - Pächter Heine, Domäne Borken -<br />
Pächter Göldel, die Güter Faulbruch, Dlotowen, Adl.-Kessel, Popiellen, Kalischken und andere<br />
mehr. Nennesnwerte Industrie hatte der Kreis Johannisburg außer Sägewerken, Mühlen,<br />
Ziegeleien und Kalksandsteinfabriken nicht!<br />
Unser Familienleben: Mein Vater entstammte einer alten litauischen Familie. Meine Mutter,<br />
eine geborene Dickhäuser, entstammte einer Salzburger Emigrantengeneration. Das Leben<br />
in meinem Elternhaus war, was Aufwand anbetraf, nicht übertrieben, aber gut bürgerlich,<br />
ostpreußisch-gastfreundlich, gesellig. Der gesellschaftliche Verkehr bestand aus den Familien<br />
der benachbarten Güter, ferner aus den damaligen <strong>Johannisburger</strong> Persönlichkeiten:<br />
Kreisarzt Dr. Tomalla, Dr. Oeding, Kreisveterinärrat Kleinpaul, Landrat Bollert, Superindendent<br />
Skierlo, Regierungsrat Schön und noch einige andere. Im Sommer ging die landwirtschaftliche<br />
Arbeit vor. Jedoch fanden gemeinschaftliche Ausflüge nach Rudczanny und Crutinnen,<br />
sowie Dampferfahrten statt. Mein Elternhaus hatte jedoch im Sommer reichlich Besuch<br />
von Verwandten und Freunden als Logiergäste, und da war das Haus vor allen Dingen<br />
in den Ferien immer überbelegt. Mein Bruder und ich brachten in den Ferien Schulfreunde<br />
mit, und Vettern und Cousinen vervollständigten diesen frohen<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />
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