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Johannisburger Heimatbrief 1979 - Familienforschung S c z u k a

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Kreis. Es wurde gebadet, gerudert, gesegelt und wir brachten unseren städtischen Freunden<br />

die Liebe zum Pferd und die damit verbundenen reiterlichen Fähigkeiten bei. Mancher<br />

städtische Jugendfreund lernte dabei Muskelkater und unsanfte Berührung mit dem Erdboden<br />

kennen. Meine Mutter, die gerne Jugend um sich hatte, opferte sich dann abends<br />

noch am Klavier für unsere Tanzwünsche. — Der Winter brachte dann in meinem Elternhaus<br />

zwei große Treibjagden, anschließende Jagdessen mit Damen (Schüsseltreiben) und<br />

einige andere Festlichkeiten, die reihum stattfanden. Hinzu kamen im Winter Vergnügungen,<br />

die durch den <strong>Johannisburger</strong> Geselligkeitsverein veranstaltet wurden: große Schlittenfahrten<br />

mit Musik-Kapellen nach Weissuhnen (Grog und Pfannkuchen), nach der Rückkehr<br />

gemütliches Beisammensein im königlichen Hof in Johannisburg. Hinzu kamen Theateraufführungen<br />

im Saal des Hotels Graf Jork. Im Februar ein großes Kostümfest im gleichen<br />

Hotel. Johannishöhe bot Militärkonzerte, Schützen-, Schulfeste und so weiter. Um<br />

das Leben in der damaligen Zeit vollständiger schildern zu können, will ich noch einige familiäre<br />

Daten hinzufügen:<br />

Die Familie Rudatis bestand aus 4 Personen: Vater, Mutter und 2 Söhnen. Mein Bruder<br />

Hans-Adolf (6 Jahre älter als ich) und meine Wenigkeit. Unsere ersten schulischen Kenntnisse<br />

erhielten wir durch einen Hauslehrer. Mein Bruder kam als Untertertianer auf das<br />

Gymnasium in Rastenburg. Ich kam auf die Rektorschule nach Johannisburg. Dieselbe befand<br />

sich gegenüber der Kirche, daneben bestand eine Privatmädchenschule. Meine Klassenlehrer<br />

hießen: Luckenbach, Lengkeit, Bilda und Rektor Jurzik. Als Untertertianer kam<br />

ich auf das Gymnasium nach Lötzen, bis Juli 1914.<br />

Johannisburg bekam als Grenzkreis den Krieg sofort zu spüren. In den ersten Augustwochen<br />

wurde der Kreis geräumt. Die Organisation klappte (im Gegensatz zu 1945). Die nicht<br />

wehrpflichtigen Männer, Frauen und Kinder aus Lupken verließen mit wenigem Hab und<br />

Gut zum ersten Mal im Treck die Heimat. Unserem alten Oberinspektor Peters gelang es, in<br />

langen Tag- und Nachtmärschen den Treck in Sicherheit zu bringen. Zwei ältere Mitarbeiter,<br />

der Stutmeister Bannasch und der Futtermeister Breszynski, konnten sich zur Flucht<br />

nicht entschließen (beide über 60 Jahre alt). Ihre Treue und Liebe zur Heimat mußten sie mit<br />

dem Tode bezahlen. Sie wurden von plündernder russischer Soldateska ermordet. Das waren<br />

die ersten Lupker Toten, denen noch weitere zwölf Wehrpflichtige aus Lupken dem Krieg<br />

zum Opfer fielen. Bemerken möchte ich noch, daß der Viehbestand von den Proviantämtern<br />

und das entbehrliche Pferdematerial von unserer Wehrmacht verladen bzw. abtransportiert<br />

war und den Russen nicht an die Hände fiel. Zuchttiere und Nachwuchs waren somit verloren.<br />

Ich möchte, soweit ich mich erinnern kann, noch etwas über die russische Besetzung<br />

von Johannisburg sagen: Der Bürgermeister der Stadt Wenk, Superintendent Skierlo, Veterinärrat<br />

Kleinpaul und der Kreissekretär (Name?) verließen ihre Ämter nicht, wurden von<br />

den Russen drangsaliert und nach Sibirien deportiert. Dem Roten Kreuz gelang es, daß die<br />

oben genannten Herren ausgetauscht und 1915 oder 1916 in die Heimat zurückkehren<br />

konnten. Das vor dem Rathaus stehende Bismarck-Denkmal wurde von den Russen abtransportiert,<br />

aber in den späteren Jahren zurückgegeben. Die Kosten für das Bismarck-<br />

Denkmal wurden von der <strong>Johannisburger</strong> Bürgerschaft (Honoratioren) aufgebracht. Führend,<br />

organisatorisch und finanziell, war der damalige Brauereibesitzer Beyer. Die Enthüllung<br />

muß meiner Erinnerung nach 1909 oder 1910 erfolgt sein. Der erste Russen-Einfall im<br />

August 1914 brachte nicht die schwersten Opfer und materiellen Verluste, da die erste Besatzungsdauer<br />

nur kurz war. Nach der siegreichen Tannenberg-<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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