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Du lebst nur zweimal

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Ian Fleming<br />

werden? Er versuchte sich zurückzuerinnern. Er hatte doch irgendeine schlaue<br />

Idee gehabt. Was war es <strong>nur</strong>? Ach ja – natürlich! Er hob Blofelds Schwert auf und<br />

ging wie im Traum durch den engen Gang in den Folterraum. Er schaute zur Uhr<br />

auf. Fünf Minuten vor Mitternacht. Da war der Holzkasten, schlammbespritzt,<br />

neben dem ron, auf dem er gesessen hatte. Er ging hinüber und zerschlug<br />

den Kasten mit einem Schwertstreich. Ja – der große Ventilverschluß, den er<br />

erwartet hatte! Er kniete nieder und drehte, bis er völlig geschlossen war. Was<br />

würde jetzt eintreten? Das Ende der Welt? Bond rannte durch den Gang zurück.<br />

Jetzt mußte er hier heraus, von diesem Platz verschwinden! Aber sein Fluchtweg<br />

wurde von den Wächtern versperrt! Er riß einen Vorhang zur Seite und schlug<br />

das Fenster mit dem Schwert ein. Davor befand sich eine Balustrade, die um das<br />

ganze Stockwerk zu laufen schien. Bond sah sich nach einem Kleidungsstück<br />

um. Es gab <strong>nur</strong> Blofelds kostbaren Kimono. Kaltblütig riß er ihn von der Leiche,<br />

warf ihn sich über und befestigte die Schärpe. Er sah auf Irma Bunt hinunter.<br />

Sie atmete schwer. Bond ging zum Fenster und kletterte hinaus, wobei er darauf<br />

achtete, mit den bloßen Füßen nicht in die Glasscherben zu treten.<br />

Er hatte sich geirrt! Die Balustrade war kurz und an beiden Enden<br />

abgeschlossen. Er taumelte von einem Ende zum anderen, fand jedoch keinen<br />

Ausgang. Er schaute über die Brüstung nach unten. Ein dreißig Meter tiefer<br />

Abgrund. Über sich hörte er ein leises pfeifendes Summen. Er sah nach oben.<br />

Nur der Wind in der Vertäuung dieses verdammten Ballons! Doch dann überkam<br />

ihn ein wahnsinniger Einfall, eine plötzliche Erinnerung an einen alten Film mit<br />

Douglas Fairbanks, in dem sich der Held an einem Kronleuchter quer durch einen<br />

riesigen Saal geschwungen hatte. Der Heliumballon war stark genug, um den<br />

fünfzehn Meter hohen eingefaßten Baumwollstreifen mit den Warnungszeichen<br />

straff gespannt zu halten. Warum sollte er nicht ausreichen, das Gewicht eines<br />

Menschen zu tragen?<br />

Bond rannte zu dem Ende der Balustrade, an dem das Halteseil angebunden<br />

war. Er zog daran. Es war straff wie ein Draht. Hinter ihm im Schloß war lautes<br />

Geschrei zu hören. War die Frau wieder zu sich gekommen? Er hielt sich an<br />

dem angespannten Seil fest, stieg auf die Brüstung, schnitt für seine Füße<br />

einen Halt in das Baumwollbanner, schlug, während seine Rechte das Halteseil<br />

umklammerte, mit Blofelds Schwert nach unten und stieß sich ab.<br />

Es klappte! Eine sanfte Brise wehte, und er fühlte, wie er langsam über den<br />

in Mondlicht getauchten Park glitt, über den schimmernden, dampfenden See,<br />

auf das Meer zu. Aber der Ballon stieg, er fiel nicht! Der Heliumkugel machte<br />

sein Gewicht gar nichts aus! Dann zuckten im obersten Stockwerk des Schlosses<br />

blau-gelbe Blitze auf, und eine Wespe schien dicht an ihm vorbeizuschwirren.<br />

Bonds Hände und Füße, mit denen er sich festgeklammert hielt, begannen zu<br />

schmerzen. Irgend etwas traf ihn an der Schläfe, an der gleichen Stelle, von<br />

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