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Du lebst nur zweimal

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Ian Fleming<br />

zum Teufel, konnte man diesem Vogel den Hals umdrehen? Bond sagte: »Tiger,<br />

es ist Zeit zum Schlafen. Sprechen wir morgen weiter darüber. Natürlich werde<br />

ich Ihnen helfen, so gut ich kann. Ich sehe ein, daß es ein schwieriges Problem ist.<br />

Aber gerade die schwierigen Probleme sollte man überschlafen.« Er wollte von<br />

seinem Stuhl aufstehen.<br />

»Setzen Sie sich hin, Bondo-san!« sagte Tiger, und es klang wie ein Befehl.<br />

»Wenn Sie Ihr Vaterland lieben, fahren Sie morgen.« Er sah auf seine Uhr. »Mit<br />

dem Zug um zwölf Uhr zwanzig vom Hauptbahnhof Tokio. Ihr Ziel ist Fukuoka<br />

auf unserer südlichen Insel Kiushiu. Sie werden nicht in Ihr Hotel zurückkehren<br />

und auch Dikko nicht mehr sehen! Von jetzt an stehen Sie unter meinem<br />

persönlichen Befehl.« Die Stimme klang ganz ruhig und sanft. »Ist das klar?«<br />

Bond setzte sich mit einem Ruck auf. »Wovon sprechen Sie eigentlich, Tiger?«<br />

»Sie haben neulich in meinem Büro eine sehr wichtige Erklärung abgegeben«,<br />

antwortete Tiger. »Dem Sinn nach sagten Sie, Sie seien ermächtigt, als<br />

Gegenleistung für MAGIC 44 jeden persönlichen Dienst zu leisten, um den ich<br />

Sie bitten würde.«<br />

»Ich habe nie gesagt, daß ich dazu ermächtigt sei. Ich deutete an, daß ich auf<br />

eigene Verantwortung für Sie alles tun würde.«<br />

»Das ist ebensogut. Ich nahm Sie beim Wort und bat um eine Unterredung<br />

mit dem Premierminister. Er war einverstanden, befahl mir aber, die ganze<br />

Angelegenheit als Staatsgeheimnis zu betrachten, von dem <strong>nur</strong> er und ich – und<br />

natürlich Sie Kenntnis haben.«<br />

»Reden Sie nicht um die Sache herum, Tiger«, sagte Bond ungeduldig. »Drücken<br />

Sie sich endlich klar aus. Was wollen Sie von mir?«<br />

Doch Tiger zeigte keine Eile. »Bondo-san«, begann er, »ich werde jetzt ganz<br />

offen zu Ihnen sprechen, und Sie werden nicht beleidigt sein, weil wir Freunde<br />

sind. Einverstanden? Es ist eine traurige Tatsache, daß ich – wie viele andere<br />

Leute in hohen Posten – mir nach dem Krieg eine unerfreuliche Meinung über<br />

die Engländer gebildet habe. Sie haben nicht <strong>nur</strong> ein großes Empire verloren, sie<br />

schienen sogar darauf versessen zu sein, es möglichst schnell loszuwerden.«<br />

Er hob beschwichtigend eine Hand. »Wir wollen hier nicht nach den Gründen<br />

für diese Politik suchen. Darüber hinaus haben sich Ihre Regierungen der<br />

Reihe nach als unfähig erwiesen und die eigentliche Kontrolle über das Land<br />

den Gewerkschaften überlassen, die dem Grundsatz zu huldigen scheinen,<br />

für mehr Geld immer weniger zu arbeiten. Diese Futterkrippenpolitik, diese<br />

Einschränkung einer ehrlichen Tagesarbeit, schwächt in immer zunehmendem<br />

Maß die moralische Willenskraft der Engländer, die die Welt einmal so sehr<br />

bewundert hat. Jetzt sehen wir statt dessen eine gedanken- und ziellose Menge<br />

von Vergnügungssüchtigen, die Toto und Bingo spielen, über das Wetter und<br />

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