Du lebst nur zweimal
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Ian Fleming<br />
mit Ihrer zurechtgekommen? Sie hat ganz begeistert ausgesehen.«<br />
26<br />
»Das war sie auch.«<br />
Dikko kippte den Rest seines Brandys hinunter und stand auf. »Kommen Sie,<br />
Genosse. Gehn wir. Es ist nicht ratsam, Tiger warten zu lassen. Einmal hab ich’s<br />
gemacht, und er hat ’ne ganze Woche lang kein Wort mit mir gesprochen.«<br />
Es war ein typischer Spätsommertag in Tokio – heiß, stickig, verhangen; die<br />
Luft war mit feinem Staub von der endlosen Abbruch- und Wiederaufbauarbeit<br />
gesättigt. Sie fuhren eine halbe Stunde in Richtung Yokohama und bogen dann<br />
in die Auffahrt zu einem düsteren grauen Gebäude ein, dem, wie die großen<br />
Blockbuchstaben verkündeten, »Büro für asiatische Volksbräuche«. Zahlreiche<br />
Japaner hasteten durch das imposante Portal hinein und heraus, aber niemand<br />
kümmerte sich um Dikko und Bond – und niemand fragte sie nach ihren<br />
Anliegen, als beide die Eingangshalle durchquerten, in der Bücher und Postkarten<br />
zum Verkauf angeboten wurden, wie in einem Museum. Dikko ging auf eine Tür<br />
mit der Aufschrift »Koordinationsabteilung« zu, hinter der ein langer Gang mit<br />
offenen Räumen zu beiden Seiten lag. In den Räumen saßen gelehrt aussehende<br />
junge Männer an Schreibtischen. Ihnen gegenüber hingen große, mit farbigen<br />
Stecknadeln gespickte Landkarten, Bücherregale bedeckten die Wände bis zur<br />
Decke. Eine Tür, auf der »Internationale Beziehungen« stand, führte in einen<br />
weiteren Gang, in dem die Türen zu beiden Seiten aber geschlossen waren<br />
und Schildchen mit den Namen der Angestellten in englischer und japanischer<br />
Sprache trugen. Eine scharfe Biegung nach rechts – und sie kamen durch das<br />
»Büro für Anschauungsmaterial« mit weiteren geschlossenen Türen.<br />
Schließlich folgte die »Dokumentation«, eine riesige Bibliothek, in der wieder<br />
Leute über Schreibtische gebeugt arbeiteten. Hier wurden sie zum erstenmal<br />
von einem Mann scharf gemustert, der hinter einem Tisch am Eingang saß. Er<br />
stand auf und verbeugte sich wortlos. Im Weitergehen sagte Dikko: »Hier hört<br />
die Tarnung auf. Alle Leute, die wir bisher gesehen haben, befassen sich wirklich<br />
mit asiatischen Volksbräuchen. Aber die Kerle hier drinnen gehören zu Tigers<br />
Außenstab und beschäftigen sich mehr oder weniger mit Geheimsachen. So ’ne<br />
Art Archivare. An dieser Schwelle hätte man uns freundlich zurückgeschickt,<br />
wenn wir uns zufällig hierher verirrt hätten.« Hinter den letzten Bücherregalen<br />
öffnete sich ein Gang mit einer kleinen Tür. Sie trug die Aufschrift »Vorgesehene<br />
Erweiterung der Dokumentationsabteilung. Vorsicht! Bauarbeiten!« Hinter<br />
der Tür hörte man Preßlufthämmer, eine Kreissäge, die Holz schnitt, und<br />
andere Baugeräusche. Dikko ging durch die Tür in einen völlig leeren Raum<br />
mit poliertem Holzboden. Von Bauarbeiten war nichts zu sehen. Er deutete<br />
auf einen großen Metallkasten, der an der Innenseite der Tür befestigt war.<br />
»Tonbandgerät«, erklärte er. »Gerissener Trick. Hört sich ganz echt an. Und<br />
das da« – er wies auf den blanken Boden vor ihnen – »ist etwas, das die Japaner