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Du lebst nur zweimal

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»Natürlich.«<br />

<strong>Du</strong> <strong>lebst</strong> <strong>nur</strong> <strong>zweimal</strong><br />

In Gamagori, einer hübschen Stadt am Meer, verließen sie den Zug; die Fahrt<br />

mit dem Tragflächenboot nach Toba, das eine Stunde entfernt auf der anderen<br />

Seite der Bucht lag, war erfrischend. Als sie von Bord gingen, fiel Bonds Blick auf<br />

eine vierschrötige Gestalt in der Menge. Konnte es der Dieb aus dem Zug sein?<br />

Doch der Mann trug eine schwere Hornbrille, und in der Menge gab es noch<br />

viele vierschrötige Männer. Bond folgte Tiger durch die engen, mit fröhlichen<br />

Papierfähnchen und Laternen geschmückten Straßen zu dem üblichen<br />

verschwiegenen Eingang und den üblichen Zwergpinien, an die er sich nun schon<br />

gewöhnt hatte. Sie wurden bereits erwartet und mit Achtung begrüßt. Bond<br />

hatte an diesem Tag die Nase voll. Sein Vorrat an Verbeugungen und Lächeln<br />

war für heute erschöpft, und er war froh, als man ihn in seinem zierlichen<br />

Zimmer endlich mit dem obligaten zierlichen Teekessel, einer zierlichen Tasse<br />

und zierlichem in Reispapier eingewickelten Zuckerkonfekt allein ließ. Er saß<br />

an der offenen Schiebetür, die in einen taschentuchgroßen Garten und dann<br />

zum gemauerten Seeufer führte, und starrte trübsinnig über das Wasser auf<br />

die riesige Statue eines Mannes in steifem Hut und Morgenrock. Nach Tigers<br />

Erklärung stellte sie Mr. Mikimoto, den Begründer der Perlenzucht, dar, der<br />

aus Toba stammte. Bond dachte: Zum Teufel mit Tiger und seinem verrückten<br />

Plan. Auf was habe ich mich da <strong>nur</strong> eingelassen? Er saß immer noch da und<br />

verwünschte sein Schicksal, als Tiger hereinkam und ihm barsch befahl, einen der<br />

yukatas anzuziehen, die zusammen mit dem Bettzeug in dem an der Papierwand<br />

stehenden Schrank hingen.<br />

»Sie müssen sich zwar sehr zusammennehmen, Bondo-san«, sagte Tiger sanft,<br />

»aber Sie machen Fortschritte. Zur Belohnung habe ich Unmengen von saké und<br />

dann die Spezialität dieser Gegend, Hummer, bestellt.«<br />

Bonds Stimmung stieg zusehends. Er zog sich bis auf die Unterhose aus, legte<br />

den dunkelblauen yukata an (»Halt!« meinte Tiger. »Wickeln Sie ihn rechtsherum!<br />

Nur bei einer Leiche wird er linksherum gewickelt.«) und nahm Tiger gegenüber<br />

am niedrigen Tisch die Lotosstellung ein. Er mußte zugeben, daß der Kimono<br />

luftig und bequem war. Er verbeugte sich tief. »Das hört sich sehr erfreulich an.«<br />

Der saké kam. Die hübsche Kellnerin kniete auf der tatami und bediente beide.<br />

Tiger hatte vorgesorgt und Gläser bestellt. Bond leerte sein Glas in einem Zug.<br />

»Ihre unfeinen Trinksitten passen sehr gut zu Ihrer künftigen Rolle«, sagte Tiger.<br />

»Und wen soll ich spielen?«<br />

»Einen Bergarbeiter aus Fukuoka. In diesem Beruf gibt es viele großgewachsene<br />

Männer. Ihre Hände sind nicht rauh genug, aber Sie haben eben unter Tag eine<br />

Lore geschoben. Wir werden zum gegebenen Zeitpunkt noch Kohlenstaub unter<br />

Ihre Fingernägel praktizieren. Sie waren zu dumm, eine Haue zu schwingen.<br />

Sie sind taubstumm. Hier!« Tiger schob ihm eine schäbige, verschmierte und<br />

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