Du lebst nur zweimal
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<strong>Du</strong> <strong>lebst</strong> <strong>nur</strong> <strong>zweimal</strong><br />
in den traditionellen Gewändern und die unvermeidliche Reihe makelloser, aber<br />
zu kleiner Pantoffel. Nach mehrmaligem gegenseitigen Verbeugen und einigen<br />
Worten Tigers zog Bond seine Schuhe aus und folgte in Socken auf Tigers<br />
Hinweis einer der Frauen durch einen erleuchteten Gang in einen kleinen Raum,<br />
eine Mischung aus Schlafzimmer und türkischem Bad. Ein junges Mädchen, das<br />
nichts anhatte als ein knappes weißes Höschen und einen winzigen weißen<br />
Büstenhalter, verbeugte sich tief, sagte: »Erlauben Sie bitte!« und begann, Bonds<br />
Hose aufzuknöpfen. Bond hielt ihre kleine Hand fest. Er wandte sich an die ältere<br />
Frau, die gerade die Schiebewand schließen wollte, und sagte: »Tanaka-san!« Es<br />
klang wie ein Befehl. Tiger wurde geholt. Er hatte <strong>nur</strong> noch die Unterhose an und<br />
fragte: »Was wollen Sie denn jetzt?«<br />
»Ich bin sicher, daß dieses nette Mädchen und ich uns sehr gut verstehen<br />
werden, Tiger«, sagte Bond. »Ich hätte <strong>nur</strong> gern gewußt, woran ich bin. Soll ich<br />
sie auffressen oder frißt sie mich auf?«<br />
Tiger antwortete geduldig: »Sie müssen lernen, Befehlen ohne Fragen zu<br />
gehorchen, Bondo-san. Das ist der Kern unserer Zusammenarbeit in den nächsten<br />
Tagen. Sehen Sie den Kasten dort? Wenn sie Sie ausgezogen hat, wird sie Sie in<br />
den Kasten setzen, unter dem ein Holzkohlenfeuer brennt. Sie werden schwitzen.<br />
Nach etwa zehn Minuten wird sie Ihnen aus dem Kasten helfen und Sie von Kopf<br />
bis Fuß abwaschen. Danach wird sie einen sehr widerstandsfähigen dunklen<br />
Farbstoff, den man ihr gegeben hat, in das gekachelte Bad im Boden gießen,<br />
und Sie werden hineinsteigen. Sie werden Ihr Gesicht und Haar befeuchten. Sie<br />
trocknet Sie dann ab und schneidet Ihr Haar nach japanischer Art. Das Mädchen<br />
wird Sie anschließend auf der Couch massieren – wie, das hängt ganz von Ihnen<br />
ab. Dann werden Sie schlafen. Wenn man Sie zum Frühstück aus Eiern, Schinken<br />
und Kaffee weckt, werden Sie dem Mädchen einen Kuß geben und sich dann<br />
rasieren – oder umgekehrt – und damit hat sich’s!« Tiger stellte dem Mädchen<br />
eine Frage. Sie strich ihr kurzgeschnittenes schwarzes Haar kokett zurück und<br />
antwortete. »Das Mädchen sagt, sie sei achtzehn Jahre alt und heiße Mariko<br />
Ichban. Mariko bedeutet ›Wahrheit‹ und Ichban bedeutet ›Nummer eins«. Die<br />
Mädchen in diesen Einrichtungen tragen Nummern. Und bitte, stören Sie mich<br />
jetzt nicht mehr. Sie sollten mir in Zukunft vertrauen. Sie werden in nächster<br />
Zeit einige völlig neue Eindrücke vermittelt bekommen, die für Sie vielleicht<br />
fremdartig und überraschend sind. Sie werden jedoch nicht schmerzhaft sein<br />
– wenigstens solange Sie unter meinem Befehl stehen. Genießen Sie alle Freuden,<br />
als sei jede einzelne Ihre letzte. Einverstanden? Dann gute Nacht, mein lieber<br />
Bondo-san. Die Nacht ist <strong>nur</strong> kurz, leider, aber wenn Sie sie ganz auskosten,<br />
wird sie ein vollkommener Genuß sein. Und am Morgen –« Tiger machte eine<br />
aufreizende Handbewegung, während er die Schiebewand schloß – »werden Sie<br />
als ein ›neuer Mensch‹ aufstehen.«<br />
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