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Resultate Imperialismus 1 - Ableitung - GegenStandpunkt

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<strong>Resultate</strong> <strong>Imperialismus</strong> 1 §5<br />

zueigen gemacht haben und wiederentdecken wollen. Daß letzteres geschieht,<br />

ist sicher, und konjunkturbewußte Filme- wie Schlagermacher denken<br />

auch bei ihrem Schaffen verantwortungsbewußt an die „heute fällige“<br />

Botschaft. Dadurch nehmen sie ihren Produktionen freilich manches an<br />

„Unterhaltungswert“, sie werden langweilig wie die Kulturfilme, die im<br />

Geist der renovierten imperialistischen Moral die Natur ganzer Erdteile als<br />

furchtbar interessanten Kulturfall unter die Leute bringen möchten. Mehr<br />

Erfolg ist da schon den Urhebern von Comics beschieden, in denen die Charaktere<br />

des modernen Welttheaters mehr oder minder gekonnt mit Strichen<br />

zur Physiognomie gestaltet werden, in Sprechblasen ihre guten und bösen<br />

Absichten mitteilen – und als Viecher, Akteure der Vergangenheit oder<br />

Zukunft Weltkrieg spielen.<br />

e) Internationalisierung des höheren Blödsinns<br />

Daß Intellektuelle von all dem Zeug nichts halten, ist ein Gerücht: sie sind<br />

bloß w ä h l e r i s c h und suchen ihr elitäres Gemüt durch den Genuß<br />

entweder des „kritischen“ Unsinns oder des neuesten Schreis aus dem Ausland<br />

zu bestätigen. Klar, ein japanischer Gastjodler, der sich mit seinen<br />

Kollegen aus Appenzell mißt, sagt ihnen nicht zu, denn landsmannschaftlich<br />

bornierte Sitten in Sachen Unterhaltung fallen nicht weltbürgerlich<br />

genug aus. Bei einem Film mit Humphrey Bogart fangen ihnen jedoch<br />

schon die Augen zu tropfen an, wenn sie hinterher den Regisseur wissen<br />

und sozialpsychologisch daherquatschen. Sie sind es auch, die mit Lob und<br />

Tadel ganze Wertskalen für Werke der Massenkultur erfinden, damit ihresgleichen<br />

erfährt, was „gut“ und „in“ ist, bestreiten Feuilletons und Zeitschriften<br />

und nehmen, allzeit kritisch, an Festivals teil. Bei amerikanischen<br />

Schlagern, französischen Chansons und südamerikanischer oder indischer<br />

Folklore entdecken sie immer Vorzüge, die dem einfachen Volk nicht eingehen<br />

– und wenn das Zeug dann über ihre Ansprüche vermittelt auf dem<br />

breiten Markt ist und auch von nicht kompetenten Menschen in Beschlag<br />

genommen wird, halten sie es für überholt, ergötzen sich plötzlich, heftig<br />

philosophierend, an wieder was Neuem oder auch ganz Altem. Der Unterschied<br />

„kommerziell“ und „progressiv“ liefert ebenso ein Armutszeugnis<br />

von dem armseligen Charakter der Philosophie wie die exaltierten Filmkri-<br />

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