Die Heilkraft der Pilze - GAMU
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Leibold, deutscher Heilpraktiker und erfolgreicher Buchautor, stellt kurz und bündig fest: "Wir essen<br />
uns krank".<br />
Es steht angesichts dieser Situation außer Zweifel, dass die wohlhabenden Län<strong>der</strong> eine gesunde<br />
Ernährung ihrer Bürger, ferner die Erziehung zu einer gesunden Ernährung von Kindesbeinen an als<br />
eine vordringliche Aufgabe ihrer Gesundheitspolitik betrachten müssen.<br />
Dabei hat man schon vor Jahrhun<strong>der</strong>ten gewusst, dass die Ernährung eine wichtige Stütze <strong>der</strong><br />
Gesundheit ist. Fachkundige brachten die Ernährung - besser gesagt die Kochkunst - und die<br />
Heilkunde schon in <strong>der</strong> Antike miteinan<strong>der</strong> in Verbindung. Im "Diaeteticon" des Johann Sigismund<br />
Elsholtz aus dem Jahre 1682 wird <strong>der</strong> griechische Arzt Galenos mit folgendem Satz zitiert: "Ich will<br />
nicht, dass ein Medicus <strong>der</strong> Kochkunst ganz unerfahren sey". In an<strong>der</strong>en Werken wie in <strong>der</strong><br />
"Kuchenmaistrey" etwa aus 1485, im "Köstlich new Kochbuch" aus 1597 und aus dem "New<br />
Kochbuch" von dem Küchenchef des Mainzer Erzbischofs, Max Rumpol t, im Jahre 1581 werden<br />
ähnliche Auffassungen kundgetan. Am treffendsten dürfte sich Frantz de Rontzier, Küchenmeister des<br />
Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel, in seinem 1598 erschienen "Kunstbuch von mancherley<br />
Essen" zu diesem Thema geäußert haben:..."Und ist alzeit besser, wenn man aus <strong>der</strong> Küchen, als<br />
wenn man aus <strong>der</strong> Apoteken die medicin entfanget unnd gebraucht"...<br />
<strong>Die</strong> gesundheitsför<strong>der</strong>nde Wirkung eines maßvollen Essverhaltens war den einschlägigen<br />
Dokumenten zufolge auch seit langem bekannt. So steht die noch heute geltende goldene Regel im<br />
"Diaeteticon" von Elsholtz: ..."Wenn man sich zur Taffel sezet, meinen einige, man solle soviel essen,<br />
bis <strong>der</strong> Hunger völlig gestillet sei. An<strong>der</strong>n liegt im Sinn <strong>der</strong> Spruch von Hippocrates (griechischer Arzt<br />
um 460 v. Chr.) und deswegen wollen sie, dass man sich nicht ganz satt esset, son<strong>der</strong>n dass man<br />
vielmehr mit einem Rest des Hungers vom Tisch aufstehen solle"...<br />
<strong>Pilze</strong> für den Speise- und Diätplan<br />
"Argentum atque aurum facile est lenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est" (Silber und<br />
Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber auf <strong>Pilze</strong> zu verzichten). So<br />
urteilte Martial, römischer Dichter und Klassi ker des lateinischen Epigramms, im 1. Jahrhun<strong>der</strong>t n. Chr.<br />
über <strong>Pilze</strong>. Plinius ging in seinem Werk "Historia mundi naturalis" auch auf den Speisewert einiger<br />
Arten ein und hob den Steinpilz, die Trüffel und den Kaiserling als beson<strong>der</strong>e Leckerbissen hervor. Er<br />
beschrieb auch ihre Zubereitung. Sie muss ein wahres Ritual gewesen sein. Jedenfalls überließen die<br />
Patrizier diese Arbeit nicht ihren Bediensteten, son<strong>der</strong>n nahmen die Zubereitung <strong>der</strong> "Götterspeise" -<br />
wie Pilzgerichte damals genannt wurden - mit teurem Bernsteinbesteck und auf kostbarem<br />
Silbergeschirr selbst vor. <strong>Die</strong> speziellen Silbergefäße, die dazu dienten, nannten sie "boletaria".<br />
Natürlich hat man damals noch nicht gewusst, dass <strong>Pilze</strong> außer ihrem guten Geschmack auch noch<br />
gesund sind. Entsprechende Hinweise enthalten die alten Schriften nicht. Nur<br />
Geschmacksbekundungen wie "scharf schmeckend, würzig und süßlich" sind z.B. bei Elsholtz<br />
nachzulesen. <strong>Pilze</strong> auf ihre diätetische und gesundheitsför<strong>der</strong>nde Wirkung zu prüfen war auch nicht<br />
die Stärke <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Ernährungswissenschaft. Vielmehr ist ihnen als Nahrungsmittel ein<br />
Schattendasein zuteil geworden, von unspezifischen Empfehlungen <strong>der</strong> Experten begleitet, etwa nach<br />
dem Muster: Wo Gemüse passt, passen auch <strong>Pilze</strong>, nur nicht zu viel. Immerhin ein Fortschritt zu einer<br />
landläufig verbreiteten Warnung: Man könne jeden Pilz essen, doch manche nur einmal.<br />
Sechs Pfund <strong>Pilze</strong> für nur 1000 kcal<br />
Der Kaloriengehalt ist ein Gesichtspunkt, <strong>der</strong> allgemein interessiert und eine zeitgemäße, gesunde<br />
Nahrung wird oft nach ihrem Kaloriengehalt beurteilt. <strong>Die</strong> Kalorie, verkürzt cal, ist im Grunde eine alte<br />
physikalische Maßeinheit. Ursprünglich wurde sie für die Energie definiert, die benötigt wird, um einen<br />
Milliliter Wasser um 1 °C zu erwärmen. Entsprechend benötigt man eine Kilokalorie, verkürzt kcal, zur<br />
Erwärmung von einem Liter Wasser um 1 °C.<br />
<strong>Die</strong> Kalorie ist bei Lebensmitteln eine Maßeinheit (ebenfalls veraltet) für ihren Energieinhalt.<br />
Mittlerweile wird als Maßeinheit für Energie und so auch für den Energieumsatz des Körpers nach<br />
dem englischen Physiker James Prescott Joule (1818-1889) von Joule gesprochen. Eine Kalorie<br />
entspricht 4,186 Joule.<br />
Doch selbst in Kenntnis des mo<strong>der</strong>nen Fachjargons bleiben wir lieber bei den altbewährten Kalorien,<br />
da sie allgemein bekannt und für die meisten Leser besser einzuordnen sind. Mit Kalorien wird <strong>der</strong><br />
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