Die Heilkraft der Pilze - GAMU
Die Heilkraft der Pilze - GAMU
Die Heilkraft der Pilze - GAMU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mengenmäßig bedeutendsten Kulturspeisepilzen. Den statistischen Angaben zufolge wurden von ihm<br />
1994 weltweit (hauptsächlich jedoch in Ostasien) mehr als 420.000 Tonnen angebaut.<br />
Inhaltsstoffe und medizinische Wirkung<br />
<strong>Die</strong> taiwanesischen Wissenschaftler S. Cheng und C. Tu veröffentlichten eine Reihe von Daten über<br />
die Nährstoffzusammensetzung des Judasohr. Sie fanden in den getrockneten <strong>Pilze</strong>n 14,4 % Eiweiß,<br />
1,2 % Fett, 65,4 % Kohlenhydrate 4,2 % Ballaststoffe und 5,4 % mineralische Komponenten. Den<br />
Kaloriengehalt geben sie mit 317 kcal an, was auf 100 g frische <strong>Pilze</strong> bezogen etwa 35 bis 40 kcal<br />
bedeutet.<br />
Der Mineralstoffanteil besteht zu mehr als 35 % aus Kalium, zu fast 18 % aus Kalzium jedoch nur zu 6<br />
% aus Natrium. Weitere erwähnenswerte Mineralien im Judasohr sind Magnesium (6,6 %), Phosphor<br />
(7,9 %) und Silizium (9,7 %). In dem Werk "Icons of Medicinal Fungi from China" wird <strong>der</strong><br />
Kalziumgehalt <strong>der</strong> Trockenpilze mit 375 mg, <strong>der</strong> Phosphorgehalt mit 201 mg, <strong>der</strong> Eisengehalt mit 185<br />
mg und <strong>der</strong> ß-Carotingehalt (Vorstufe des Vitamin A) mit 0,03 mg angegeben. Ferner wurden<br />
verschiedene aktive hochmolekulare Zuckerverbindungen sowie saure Heteroglykane, Polysaccharide<br />
aus verschiedenartigen Komponenten, aus dem Judasohr isoliert.<br />
Eines <strong>der</strong> umfangreichsten Werke über die chinesische Arzneimittellehre ist zweifellos das "Pen Tsao<br />
Kang Mu", geschrieben von Li Shih-Chen in 26-jähriger Arbeit. Es erschien im Jahre 1578 und enthält<br />
1.892 verschiedene Arzneimittel aus Pflanzen, Tieren und Mineralien sowie über 8.000 Rezepturen. In<br />
diesem Werk, von dem es zwei auszugsweise Übersetzungen in Englisch gibt, ist auch das Judasohr<br />
beschrieben.<br />
<strong>Die</strong> Einsatzfel<strong>der</strong> dieses <strong>Pilze</strong>s wurden in <strong>der</strong> traditionellen chinesischen Volksheilkunde demnach<br />
davon abhängig gemacht, von welcher Unterlage die Fruchtkörper stammten. Man glaubte, dass <strong>der</strong><br />
Pilz auch die Eigenschaften des Baumes, auf dem er wächst, übernimmt und dementsprechend<br />
an<strong>der</strong>s wirkt. So z.B. soll das Judasohr, das von einer Koniferenart namens Cunninghamia sinensis<br />
gesammelt wurde, kardiale Schmerzen lin<strong>der</strong>n, während jenes, auf Gleditschia sinensis (ein zu den<br />
Hülsenfrüchtlern gehören<strong>der</strong> 15-20 m hoher Baum) gewachsen, eitrige Geschwulste unterdrückt und<br />
einen erkältungsbedingten Durchfall heilt. Es wurde darüber hinaus für die Steigerung <strong>der</strong> physischen<br />
und psychischen Kräfte verabreicht sowie für die Heilung einer Uterusblutung, bluten<strong>der</strong><br />
Hämorrhoiden, Bauchschmerzen und Zahnschmerzen.<br />
In Laborexperimenten haben chinesische Wissenschaftler festgestellt, dass die Polysaccharide des<br />
Judasohr die Bildung von Desoxyribonukleinsäure (DNA) und Ribonukleinsäure (RNA) in<br />
menschlichen Lymphzellen för<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong>se Erkenntnis könnte den Gebrauch des <strong>Pilze</strong>s in <strong>der</strong><br />
Volksheilkunde als immunstabilisierendes T oni kum erkl ären. Bei Versuchsti eren haben di e Judasohr-<br />
Polysaccharide auch noch weitere Effekte gezeigt. Solche sind die Hemmung <strong>der</strong> Entzündung <strong>der</strong><br />
Haut und <strong>der</strong> Schleimhäute. <strong>Die</strong>se Wirkung kannte man offensichtlich auch im Abendland. Darauf<br />
deutet jedenfalls die Heilanzeige z.B. im "Kreüterbuch" von Adamus Lonicerus (siehe im Abschnitt<br />
„<strong>Die</strong> vergessenen Heilpilze des Abendlandes“).<br />
Wohlbekannt ist die Blutgerinnung hemmende Wirkung des <strong>Pilze</strong>s. Hinzu kommen u a. noch die<br />
Senkung des Gesamtcholesterin-, Tri glyceri d- und Fettgehaltes im Blut, eine Schutzwirkung auf die<br />
Zellen <strong>der</strong> sogenannten Langerhans` Inseln in <strong>der</strong> Bauchspeicheldrüse, eine Erhöhung <strong>der</strong><br />
Superoxiddismutase-Aktivität im Gehirn und in <strong>der</strong> Leber. Es fängt chinesischen<br />
Forschungsergebnissen zufolge freie Radikale, stimuliert das Immunsystem, wirkt gegen eine<br />
krankhafte Vermi n<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leukozyten und hemmt auch noch die Bi ldung <strong>der</strong> bösartigen<br />
Bindegewebegeschwulst, Sarcoma 180.<br />
Anwendung<br />
<strong>Die</strong> chinesische Naturheilkunde kennt eine Fülle von Anwendungsempfehlungen für das Judasohr,<br />
von denen hier einige vorgestellt werden.<br />
Bei Bluthochdruck, Arterienverkalkung und blutunterlaufenen Augen werden 3 g vom getrockneten<br />
Judasohr in Wasser eingeweicht, über Nacht stehengelassen und danach 1-2 Stunden bei geringer<br />
Hitze gedünstet. Schließlich gibt man 1-2 Teelöffel Zucker o<strong>der</strong> etwas Honig dazu, um den<br />
Geschmack zu verbessern. Man trinkt abends, vor dem Schlafengehen eine Tasse aus dieser<br />
Zubereitung.<br />
37