Die Heilkraft der Pilze - GAMU
Die Heilkraft der Pilze - GAMU
Die Heilkraft der Pilze - GAMU
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bei Magenverstimmung, verbunden mit Übelkeit und Nie<strong>der</strong>geschlagenheit werden 7-8 größere<br />
Fruchtkörper in Wasser gedünstet, und <strong>der</strong> Sud wird 2-mal täglich getrunken.<br />
Bei Blutausscheidung im Harn, bei blutenden Hämorrhoiden, sowie bei Uterusblutung werden 30 g<br />
Pulverzucker mit 15 g des getrockneten, pulversierten Judasohr vermischt. <strong>Die</strong> Mischung wird in<br />
Wasser gedünstet und täglich 2-mal eingenommen.<br />
Für ein Tonikum nach einer Entbindung werden 30 g des Judasohrs in Weinessig getränkt und 5-6 g<br />
täglich verzehrt.<br />
Christopher Hobbs empfiehlt täglich 15 g getrocknete Fruchtkörper des Judasohrs mit Heißwasser zu<br />
übergießen, diesen Tee mit etwas Zucker o<strong>der</strong> Honig zu süßen und 2-mal täglich zu trinken.<br />
Der Klapperschwamm<br />
Beschreibung und Bedeutung<br />
Wenn man bei <strong>Pilze</strong>n über Mimikry, einer dem Selbstschutz dienenden Anpassungsgabe sprechen<br />
kann, so verfügt <strong>der</strong> Kl apperschwamm (Gri fola frondosa) über di ese Eigenschaft. Wi e beschrei bt i hn<br />
doch Dr. Hermann Jahn in seinem Werk "<strong>Pilze</strong>, die an Holz wachsen": "Der Klapperschwamm mit<br />
sei nen vi elhütigen Fruchtkörpern erregt bei Pilzsammlern immer wie<strong>der</strong> Aufsehen, wenn er im Herbst<br />
am Fuß alter Eichen erscheint. Seine graubraunen Hüte heben sich wenig von <strong>der</strong> Umgebung ab, oft<br />
entdeckt man ihn erst, wenn man dicht neben ihm steht".<br />
<strong>Die</strong>se Unauffälligkeit dürfte vielleicht ein Grund dafür gewesen sein, dass fündig gewordene Sammler<br />
im alten China und Japan den Legenden zufolge Freudentänze aufführten, umso mehr, weil ihre<br />
Beute wertvoll war wie Silber. Deshalb wohl nennt man den Klapperschwamm in Japan tiefsinnig<br />
"Maitake", was "tanzen<strong>der</strong> Pilz" bedeutet.<br />
An<strong>der</strong>e Überlieferungen berichten von einer Gruppe verirrter Einsiedlerinnen, die nach dem Verzehr<br />
des Klapperschwamms unkontrollierte, rasende Tänze aufführten und dazu auch die anwesenden<br />
Holzfäller verführten. Eine <strong>der</strong>artige Wirkung ist jedoch kaum zu erklären, da <strong>der</strong> Klapperschwamm<br />
bekanntlich keine Droge enthält, die psychomotorische Erregung und Halluzination hervorruft. Eine<br />
weitere Bezeichnung "Kumotake" heißt soviel wie ein "Schwarm von <strong>Pilze</strong>n", was auf den<br />
büschelförmigen Fruchtkörper durchaus zutrifft. Man nennt ihn auch noch das "Huhn am Holz" o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> "Tanzende Schmetterlingspilz". Jedenfalls galt er als <strong>der</strong>art wertvoll, dass seine Fundstellen streng<br />
geheim gehalten wurden und erfolgreiche Sammler selbst ihren Familienangehörigen nichts davon<br />
verrieten.<br />
Der Fruchtkörper des Klapperschwammes gleicht einem kleinen, belaubten Busch und besteht aus<br />
zahlreichen, einan<strong>der</strong> überlappenden Einzelhüten, die russfarbig, braungrau und ziemlich zerklüftet<br />
si nd. Er kann 40-50 cm hoch werden, erreicht ein Gewicht von bis zu 15 kg, lebt mehrere Jahrzehnte<br />
und fruchtet von August bis Oktober. Man findet ihn neben Eichen an Edelkastanien und gelegentlich<br />
auch an Rot- und Weißbuchen. Eigentlich wird <strong>der</strong> Klapperschwamm für einen Baumparasit gehalten,<br />
obwohl er auch an den Stubben gefällter Bäume noch jahrelang regelmäßig auftritt. Über das<br />
Wurzelsystem des Wirtsbaumes treibt er sein Myzel voran und befällt auch die Wurzeln benachbarter<br />
Bäume. So kommt es vor, dass seine Fruchtkörper manchmal weit vom Stamm entfernt erscheinen.<br />
Man hat ihn nicht wegen seines Speisewertes gesammelt. <strong>Die</strong> dünnen, nur 2 bis 5 mm dicken Hüte<br />
si nd zwar jung essbar, aber eine Gaumenfreude bereiten sie gewiss nicht. Vielmehr sind es die<br />
Einsatzmöglichkeiten in <strong>der</strong> Heilkunde, die den Klapperschwamm so wertvoll machen.<br />
Obwohl <strong>der</strong> Klapperschwamm nicht allzu rar ist und in Europa, Nordamerika sowie Ostasien<br />
gleichermaßen vorkommt, scheint das natürliche Aufkommen den Bedarf bei weitem nicht mehr<br />
abzudecken. <strong>Die</strong>s gilt jedoch nur für Ostasien, insbeson<strong>der</strong>e für Japan. Man nahm ihn dort deshalb in<br />
Kultur. <strong>Die</strong> Weltproduktion an Klapperschwamm betrug im Jahre 1990 bereits 7.000 Tonnen. Sie<br />
erhöhte sich bis 1994 um mehr als 100 % auf 14.200 Tonnen. Davon werden allein in Japan etwa 98<br />
% erzeugt.<br />
38