Die Heilkraft der Pilze - GAMU
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den Darmtrakt verschlossen in unbeschädigten Pilzzellen. Da im Pilzstiel, wegen seiner Funktion als<br />
Träger des Hutes, mehr festigendes Material (Chitin) enthalten ist, kann vom Eiweiß weniger verwertet<br />
werden als vom Hut. Pilzfruchtkörper bestehen aus langen (bis zu 1-2 cm) aber hauchdünnen Zellen.<br />
Schneidet man <strong>Pilze</strong> in dünne Scheiben und trennt dadurch die meisten Zellen durch, kann auch das<br />
Einweiß austreten und vom Körper verwertet werden.<br />
<strong>Die</strong> hohen Proteinwerte beziehen si ch j edoch, wie berei ts erwähnt, auf di e T rockenmasse <strong>der</strong> <strong>Pilze</strong>.<br />
Davon aber enthalten sie durchschnittlich nur 8 bis 12 %. Der Rest von 88 bis 92 % besteht aus<br />
Wasser. Kalkuliert man den Eiweißgehalt für eine übliche Verzehrsportion von 100 g Frischpilzen,<br />
müssen die Angaben einfach durch zehn dividiert werden. Damit ergeben sich für eine Pilzmahlzeit<br />
von 100 g nur 1,5 bis 4,5 g Eiweiß.<br />
Erwachsenen Männern werden in Deutschland täglich durchschnittlich 55 g Protein empfohlen. Eine<br />
Frau kommt mit ca. 45 g aus. Verzehrt man die übliche Portion von 100 g Frischpilzen, wird dadurch<br />
nur ein relativ geringer Teil dieses Bedarfes, kaum mehr als 3 bis 4 %, abgedeckt. In 100 g Rindfleisch<br />
z.B. sind im Vergleich dazu 35 % des Tagesbedarfes an Eiweiß enthalten.<br />
Daher sind <strong>Pilze</strong> als Eiweißlieferanten weit weniger interessant als bisher allgemein angenommen. Sie<br />
si nd di esbezüglich mi t Gemüse wie Spinat, Broccoli und Blumenkohl gleichzusetzen. Den Wurzel- und<br />
Zwiebelgemüsen, Salatpflanzen, Tomaten, Gurken und Paprika si nd die <strong>Pilze</strong> al s Ei wei ßlieferanten<br />
sogar überl egen. Hül senfrüchte dagegen, und auch Wei ß- und Rotkohl, sowie Kohlrabi und Rote Bete<br />
enthalten mehr Eiweiß als <strong>Pilze</strong>. Wo also unverdient, sollte man <strong>Pilze</strong> auch nicht anpreisen. Sie sind<br />
dafür kaum geeignet, um in <strong>der</strong> Nahrung einen gravierenden Eiweißmangel zu lin<strong>der</strong>n. Es gibt aber<br />
auch kaum jemanden hierzulande, <strong>der</strong> noch an Eiweißmangel leidet. Vielmehr ist das Gegenteil<br />
zutreffend. Deshalb sind Speisepilze in den wohlhabenden Industrielän<strong>der</strong>n als Eiweißlieferanten<br />
auch nicht gefragt.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> biologischen Wertigkeit, bei <strong>der</strong> meistens das beson<strong>der</strong>s wertvolle Eiprotein als Basis<br />
herangezogen wird, gibt es erhebliche Unterschiede bei den <strong>Pilze</strong>n. Das Eiprotein wird dabei 100<br />
gleichgesetzt. Der Austernpilz erreicht in diesem Vergleich nur etwa 49 Punkte. Der Kulturchampignon<br />
dagegen 90 Punkte. Als Grundlage für diese Bewertung gilt, wi e vi el e <strong>der</strong> Aminosäuren vorhanden<br />
si nd, die al s Bausteine des Ei wei ßes gelten. Das Vorhandensei n und die Menge von essenti ellen<br />
Aminosäuren ist beson<strong>der</strong>s wichtig, da <strong>der</strong> menschliche Körper diese selbst nicht produzieren kann.<br />
<strong>Die</strong> Ernährungswissen schaftlerin Frau Dr. Margarethe Stock vertritt die Meinung, dass die Bedeutung<br />
des <strong>Pilze</strong>iweißes in <strong>der</strong> Ernährung unter dem Stichwort <strong>der</strong> "Ergänzungswirkung" zu betrachten ist.<br />
<strong>Die</strong> Eiweiße werden bei <strong>der</strong> Verdauung in die jeweiligen Aminosäuren aufgespaltet. Verzehrt man<br />
<strong>Pilze</strong> als Beikost zu Gemüse und Salaten, tritt ein Mischungseffekt auf. <strong>Die</strong> fehlende Aminosäure im<br />
pilzlichen Eiweiß kann durch das gleichzeitig verzehrte Lebensmittel ergänzt werden und umgekehrt.<br />
Mit einer gezielten Kombination von Pflanzenprodukten und <strong>Pilze</strong>n in <strong>der</strong> Nahrung wird also erreicht,<br />
dass das verzehrte Eiweiß vom Körper besser verwertet wird als das von <strong>Pilze</strong>n o<strong>der</strong> Gemüse alleine.<br />
Jedenfalls sollte man diesem Aspekt die gebührende Aufmerksamkeit widmen, da in Deutschland aus<br />
bekannten Gründen ein allgemein rückläufiger Fleischkonsum zu verzeichnen ist. Obwohl die<br />
Deckung des Eiweißbedarfs auch heute noch hauptsächlich über Fleischprodukte erfolgt, könnte<br />
zukünftig in diesem Zusammenhang auch pflanzliches Eiweiß mehr Bedeutung erlangen. Deshalb ist<br />
eine bessere Verwertbarkeit des pflanzlichen Eiweißes in <strong>der</strong> Nahrung wünschenswert. Für diesen<br />
Zweck könnten auch Speisepilze eingesetzt werden. Mischt man sie unter die Kost, wird das Eiweiß in<br />
<strong>der</strong> Pflanzennahrung wertvoller.<br />
An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass <strong>Pilze</strong> neben verschiedenen Gemüsen zu den<br />
purinarmen Lebensmitteln zählen und sich deshalb hervorragend als Diätkost bei<br />
Stoffwechselstörungen - beson<strong>der</strong>s für Gichtkranke - eignen.<br />
Bei dem Kulturchampignon hat man 57,5 mg, bei Austernpilzen 50 mg, bei Pfifferlingen nur 17 mg und<br />
bei Steinpilzen 92 mg Purine je 100 g Frischpilze ermittelt. Vergleichsweise sind im Blumenkohl 40<br />
mg, in grünen Bohnen 42 mg, im Feldsalat 45 mg, im Rosenkohl und in <strong>der</strong> Roten Bete 65 mg, in<br />
grünen Erbsen 150 mg, im Räucherlachs 242 mg, in Ölsardinen 560 mg und in Fleischextrakten die<br />
unglaubliche Menge von bis zu 3.500 mg Purine je 100 g Ware enthalten.<br />
Purine sind so genannte Nukleinsäureabkömmlinge und werden in den Zellkernen gebildet. Durch den<br />
Stoffwechsel <strong>der</strong> Zellen und den Abbau <strong>der</strong> Purine entsteht Harnsäure, die in <strong>der</strong> Niere<br />
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