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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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gegenüber, son<strong>der</strong>n einem Text, einem kommunikativen Geschehen, das<br />

nicht nur einen Sachaspekt hat. Klassische Filmmusik ist dem Diegetischen<br />

meist nicht zuordenbar; kein Zuschauer glaubt, dass die Musik, die ertönt,<br />

wenn ein Cowboy durch die Prärie reitet, <strong>von</strong> einem Orchester im<br />

Handlungsraum gespielt würde. Offenbar kann <strong>der</strong> Rezipient analytisch mit<br />

dem Text umgehen, das eine Element dem intentionalen Horizont des<br />

»Darstellens« zuordnen, das an<strong>der</strong>e einem ganz an<strong>der</strong>en Register des<br />

Mitteilens.<br />

Neben die Musik, die in <strong>der</strong> dargestellten Welt erklingt, tritt also diejenige,<br />

die dem Textuellen zugehört, die <strong>von</strong> den Zuschauern, aber nicht <strong>von</strong> den<br />

Figuren <strong>der</strong> Handlung wahrgenommen werden kann. Sie steht<br />

ausschließlich in höheren – textuellen <strong>und</strong> extratextuellen – Funktionen,<br />

reichert das signifikative Feld <strong>der</strong> Texte an. Sie lagert sich den Figuren an,<br />

arbeitet sie z.B. in psychologische Tiefe aus; sie kommentiert die Handlung;<br />

sie gibt Vorverweise; sie bindet das Geschehen an die Sphären <strong>der</strong><br />

symbolischen Ordnungen <strong>und</strong> Institutionen an usw. In <strong>der</strong> Literatur zur<br />

Filmmusik gilt die Unterscheidung zwischen diegetischer <strong>und</strong><br />

extradiegetischer Musik (<strong>der</strong> Musik <strong>der</strong> erzählten Welt <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Erzählung) als f<strong>und</strong>amental unterschiedlich – es sei aber schon hier<br />

festgehalten, dass die detaillierte Untersuchung zeigt, dass die Differenzen<br />

sehr viel kleiner sind, als man zunächst annehmen könnte. 9 Unter einer<br />

9 Die Terminologie ist schwankend. Neben dem Begriffspaar<br />

diegetisch/extradiegetisch finden sich Bildton/Fremdton (Bullerjahn 2004, 20;<br />

Maintz 2005), synchroner/asynchroner Ton (Monaco 1980, 201),<br />

aktuelle/begleitende Musik (Emons/de la Motte-Haber 1980, 161), source<br />

music/film music [Quelle] u.a.m. Extradiegetische Musik wird oft allgemein als<br />

funktionale Musik bezeichnet; Maintz (2005, 125) unterscheidet diesbezüglich<br />

kommentierende, außerszenische <strong>und</strong> Backgro<strong>und</strong>-Musik.<br />

So plausibel <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amental die Trennung <strong>von</strong> Diegese <strong>und</strong> Extradiegese auf den<br />

ersten Blick auch scheint <strong>und</strong> so verbreitet sie in <strong>der</strong> Filmmusikanalyse inzwischen<br />

ist, so vielfältig <strong>und</strong> oft ambivalent sind die Beziehungen zwischen ihnen. Ungezählt<br />

sind die Fälle, wenn eine Musik im szenischen Ton beginnt (etwa als Klavierspiel)<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 242

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