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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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musikalische Titel wie insbeson<strong>der</strong>e Lie<strong>der</strong> als Affekt-Erinnerungen dienen,<br />

dass sie in Alltag, Drama <strong>und</strong> Film manchmal dramatische o<strong>der</strong><br />

sentimentalische Konstellationen aufrufen können, die wie<strong>der</strong>um zur neuen<br />

Hervorbringung einer vergleichbaren Konstellation dienen. Das neue Paar<br />

spiegelt sich in einer Musik, die in einer an<strong>der</strong>en Geschichte über ein<br />

an<strong>der</strong>es Paar einmal dazu gedient hatte, die Emotionalität dieser älteren<br />

Beziehung auszudrücken. Natürlich ist das neue Paar keine Wie<strong>der</strong>holung<br />

des älteren Paares; aber es schlüpft in die Maske <strong>der</strong> Musik, um die neue<br />

Beziehung zu intensivieren, die ältere Affektaufladung zur Ausgestaltung<br />

<strong>der</strong> eigenen Beziehung zu nutzen. Man kann symbiotische Beziehungen<br />

zum kulturellen <strong>und</strong> individuellen Gedächtnis <strong>von</strong> Musiken eingehen, soll<br />

das heißen. Die Differenz bleibt erhalten; darum ist dieses Spiel mit Masken<br />

<strong>und</strong> Verkleidungen oft ironisch (aber nicht immer).<br />

Es macht einen Unterschied, ob die Figuren selbst die Musik bestimmen<br />

o<strong>der</strong> ob die Instanz des Erzählers die Musik zuordnet. Wählen sie selbst die<br />

Musiken aus, lässt sich die Wahl mit <strong>der</strong> Charakteristik <strong>der</strong> Figur verbinden.<br />

Die Musik bietet dann eine ihrer Ausdrucksflächen, macht sie kenntlich als<br />

Mitglied einer Geschmackskultur, deutet auf ihre sentimentalen Fähigkeiten<br />

hin usw. Wird die Musik dagegen unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Figur eingesetzt, steht<br />

sie eindeutig in textuellen Funktionen, sei es, dass sie einer Szene ein<br />

Gefühlsprofil (ein mood) unterlegen, sei es, dass sie die Szene – ironisch,<br />

zynisch, augenzwinkernd – aufrauhen soll.<br />

Während ich hier <strong>von</strong> einer Doppelverankerung <strong>der</strong> Affekt-Erinnerung im<br />

allgemeinen kulturellen <strong>und</strong> im individuellen Gedächtnis ausgehe, nimmt<br />

die These <strong>der</strong> semantischen Beschriftung 14 die Koppelung <strong>von</strong><br />

14 Zum Modell <strong>der</strong> »semantischen Beschriftung« <strong>und</strong> zur Rolle des Zitats in <strong>der</strong><br />

Filmmusik vgl. neben den Arbeiten Schmidts auch Merten 2001, 75ff, passim.<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 249

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