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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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Nachdem <strong>der</strong> Sänger seine Performance mit dem Zusatz »fuck her, she's<br />

gone / she's gone forever« beendet hat, ist auch die kleine Szene beendet.<br />

Das Lied ist nicht nur als backstory wichtig, son<strong>der</strong>n es weist auch auf<br />

Tiefenmotivationen des Helden hin – <strong>und</strong> es bleibt wirksam bis zum Schluss<br />

des Films, <strong>der</strong> nur oberflächlich offen bleibt; denn <strong>der</strong> Zuschauer darf<br />

vermuten <strong>und</strong> hoffen, dass <strong>der</strong> Protagonist versuchen wird, seine verlorene<br />

Liebe zurückzugewinnen, wie er es in <strong>der</strong> letzten Strophe angekündigt hatte.<br />

Der Bus ist fast menschenleer. Doch ein Rückschnitt auf eine alte Frau <strong>und</strong><br />

den Busfahrer zeigen, dass auch sie zugehört haben. Lie<strong>der</strong> sind adressiert,<br />

sind kommunikative Tatsachen, kein unmittelbarer Ausdruck des Inneren<br />

des Sängers. Darum auch ist die Ironisierung so wichtig – <strong>der</strong> Mann kann<br />

<strong>der</strong> Frau mitteilen, dass er einer vergangenen Liebe nachhängt, <strong>und</strong> er kann<br />

sich gleichzeitig auf lachende Distanz bringen. Er immunisiert <strong>und</strong> öffnet<br />

sich gleichzeitig. (Das ist ganz an<strong>der</strong>s in einem späteren Lied, das die Frau<br />

am Klavier spielt <strong>und</strong> das ebenfalls <strong>von</strong> einer vergangenen Liebe handelt;<br />

hier schottet sie sich gegen jeden Kontakt mit dem Mann ab, ihr geht es nur<br />

um den Ausdruck eines immer noch dauernden Schmerzes – aber sie kann<br />

ihn immerhin musikalisch zum Ausdruck bringen.) Die Szene im Bus endet<br />

im Lachen. Doch das Lachen antwortet auf das Verbergen einer<br />

biographischen Verletzung, nicht auf ihre wirkliche Bewältigung, <strong>und</strong> es<br />

öffnet darum die Geschichte des Films <strong>und</strong> <strong>der</strong> Liebe zwischen den<br />

Protagonisten, die nur ein Durchgang ist zum Wie<strong>der</strong>erlangen älterer<br />

Lieben.<br />

Geht es schon in diesem Beispiel um »eigentliche Bedeutung«, so finden<br />

sich schnell weitere Beispiele, in denen die Musik sozusagen »gegen die<br />

Narration« arbeitet. Wenn in THE BODYGUARD (USA 1992, Mick Jackson)<br />

die Arbeit für den Leibwächter zu Ende gegangen ist <strong>und</strong> er die Frau, für<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 274

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