15.10.2013 Aufrufe

Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Liedes I'm a Man of Constant Sorrow sehen, ihrerseits überrascht da<strong>von</strong>,<br />

dass es einen Verrückten gibt, <strong>der</strong> einem 10 Dollar bezahlt, wenn man in<br />

eine Dose – gemeint ist das Mikrophon – singt. Das Beispiel mag auch<br />

dafür stehen, dass die Bedeutung mancher diegetisch, narrativ <strong>und</strong><br />

atmosphärisch durchaus motivierten Szenen über ihre indikativischen<br />

Funktionen deutlich hinausgeht. Dann bekommt die Szene thematisches<br />

Eigengewicht, tritt mit an<strong>der</strong>en Elementen <strong>der</strong> textsemantischen Struktur<br />

o<strong>der</strong> gar mit textumgreifenden Bedeutungen in Konjunktion. Der<br />

erwähnte Song lässt sich als eine durchaus treffende Beschreibung des<br />

Zustands <strong>der</strong> Protagonisten bis zum märchenartig anmutenden Ende<br />

ansehen.<br />

– Daneben stehen Beispiele ohne jede Tiefe. In einem Märchenfilm wie<br />

KÖNIG DROSSELBART (DDR 1965, Walter Beck) etwa muss <strong>der</strong> als<br />

Spielmann verkleidete König ein Lied singen, um Geld für einen Apfel<br />

zu verdienen <strong>und</strong> nicht in seiner Verkleidung entdeckt zu werden.<br />

– Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e setzen die Interaktion <strong>der</strong> Hauptfiguren mit an<strong>der</strong>en<br />

Mitteln fort: In THE BIG SLEEP (USA 1946, Howard Hawks, hier: ca.<br />

1:03) hat die ältere Schwester im Club des Verbrechers einen Auftritt als<br />

Sängerin <strong>und</strong> nimmt dabei Blickkontakt mit Marlowe auf, sie ironisiert<br />

die eigene Rolle, kokettiert offen mit dem Detektiv (nutzt also die<br />

parasoziale Beziehung zwischen Sänger <strong>und</strong> Publikum wie eine Maske,<br />

um das Spielerische einer eigentlich ganz privaten Beziehung<br />

auszudrücken).<br />

Schon diese Beispiele deuten darauf hin, dass musikalische Auftritte im<br />

Film ungewöhnlich oft Spiel mit doppeltem Boden sind, dass sie sich in die<br />

Geschichte einglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Interaktion eröffnen, die<br />

ohne sie unerreichbar wären. Dass sie mit Rollenambivalenzen, falschen<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 277

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!