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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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Hintergr<strong>und</strong>musik wahrgenommen hatte. Eine Kollusion <strong>von</strong><br />

Überraschungen findet man in Mel Brooks‘ BLAZING SADDLES (DER<br />

WILDE WILDE WESTEN, USA 1974) – hier reitet ein schwarzer (!) Cowboy<br />

durch die Prärie, dazu spielt Jazz-Musik (!), bis man sieht, dass das gesamte<br />

Count-Basie-Ensemble in <strong>der</strong> Prärie Platz genommen hat (vgl. dazu auch<br />

Gorbman 2001, 19). Mehrere Schichten <strong>von</strong> Gags überlagern einan<strong>der</strong>:<br />

(1) ein Schwarzer in <strong>der</strong> Prärie<br />

(Inkompatibilität mit <strong>der</strong> Standard-Diegese des Westerns);<br />

(2) Jazz-Musik im Western<br />

(Inkompatibilität mit <strong>der</strong> üblichen Genremusik);<br />

(3) Diegetisierung einer als nicht-diegetisch vermuteten Musik.<br />

Emons/de la Motte-Haber gehen noch weiter <strong>und</strong> sprechen sogar <strong>von</strong> einer<br />

»tendenziellen Austauschbarkeit <strong>von</strong> aktueller <strong>und</strong> begleiten<strong>der</strong> Musik« im<br />

Film allgemein (1980, 161). Das lässt sich an vielen Beispielen illustrieren,<br />

die eine »schleichende Ent-Diegetisierung <strong>der</strong> Musik« zu Zwecken <strong>der</strong><br />

Kontinuisierung <strong>der</strong> Erzählung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Szenenfolge vornehmen. Wenn also<br />

ein Cowboy am Lagerfeuer ein Lied zur Gitarre anstimmt, <strong>und</strong> wenn das<br />

Lied in die nächste Szene fortgeführt, dabei <strong>von</strong> einem Orchester begleitet<br />

wird, ist <strong>der</strong> Zuschauer auf <strong>der</strong> einen Seite irritiert; aber er ist auch nicht<br />

irritiert, weil <strong>der</strong> Szenenübergang wie eine strukturelle Pause gesetzt ist – so<br />

dass eine Stelle wie die beschriebene kontinuierliche (»Überlappung«) <strong>und</strong><br />

diskontinuierliche Elemente (»Szenenwechsel«, »Wechsel <strong>der</strong> Instru-<br />

mentierung«) gleichermaßen enthält. Alles gleichzeitig:<br />

– Kontinuität, das Lied wird fortgesetzt,<br />

– Implikation: es ist <strong>von</strong> allgemeinerer Bedeutung; die Instrumentierung<br />

wandelt sich, es wechselt <strong>der</strong> diegetische Status,<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 245

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