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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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sogar getragen werden.<br />

Von großer atmosphärischer Bedeutung ist auch das Lied I‘d Rather Have<br />

the Blues, das gleich zweimal in Robert Aldrichs Film KISS ME DEADLY<br />

(RATTENNEST, USA 1955) ertönt – zu Beginn des Films, während die Titel<br />

erscheinen, ist es eine Interpretation <strong>von</strong> Nat King Cole, die im Radio<br />

erklingt; die zweite Fassung ertönt erst kurz vor Ende des Films (1:07:00),<br />

quasi als Übergang in die Phase des Showdowns, <strong>und</strong> wird nun <strong>von</strong> einer<br />

schwarzen Sängerin im Nachtclub dargeboten (gespielt <strong>von</strong> Mady Comfort;<br />

die Stimme gab die Sängerin Kitty White dazu 22 ). Nicht nur <strong>der</strong> Text des<br />

22 Dass die Stimme eines Stars in gesungenen Passagen durch die Synchronstimme<br />

einer an<strong>der</strong>en Frau ersetzt wurde, ist sehr häufig vorgekommen. So wurden die<br />

diversen Lie<strong>der</strong> Rita Hayworths in dem Musikfilm PAL JOEY (USA 1957, George<br />

Sidney) wie schon in AFFAIR IN TRINIDAD (USA 1952, Vincent Sherman) o<strong>der</strong> MISS<br />

SADIE THOMPSON (USA 1953, Curtis Bernhardt) <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sängerin Jo Ann Greer<br />

gesungen. Anita Ellis verlieh Hayworth ihre Stimme in GILDA (1946, King Vidor),<br />

THE LADY FROM SHANGHAI (1947, Orson Welles) <strong>und</strong> in THE LOVES OF CARMEN<br />

(1948, Charles Vidor). Selbst die Auftritte Leslie Carons in GIGI (USA 1958,<br />

Vincente Minelli) wurden <strong>von</strong> Betty Wand synchronisiert.<br />

Diese Praxis isolierte die Auftritte auch akustisch vom Rest des Films, auch wenn<br />

auf die Ähnlichkeit <strong>der</strong> Stimmen geachtet wurde. Die Sopranistin Marni Nixon lieh<br />

Stars wie Deborah Kerr (etwa in THE KING AND I, USA 1956, Walter Lang), Natalie<br />

Wood (z.B. in WEST SIDE STORY, USA 1961, Jerome Robbins, Robert Wise) <strong>und</strong><br />

Audrey Hepburn (MY FAIR LADY, USA 1964, George Cukor) in Gesangsnummern<br />

ihre Stimme <strong>und</strong> übernahm auch die hohen Tonlagen in den Songs <strong>von</strong> Marilyn<br />

Monroe in GENTLEMEN PREFER BLONDES (USA 1953, Billy Wil<strong>der</strong>); zur Biographie<br />

vgl. Nixon 2006. Diese Praxis des voice dubbing resp. des voice doubling ist selbst<br />

in SINGIN' IN THE RAIN (USA 1952, Stanley Donen, Gene Kelly) Kernstück <strong>der</strong><br />

dramatischen Konstellation gewesen – hier als Kritik an <strong>der</strong> Illusionsmaschinerie<br />

Hollywoods formuliert. Die tatsächliche Praxis des voice casting sah dagegen<br />

durchaus an<strong>der</strong>s aus, die Stimmen blieben im Hintergr<strong>und</strong>, wurden meist nicht<br />

einmal in den Credits genannt. Vgl. allgemein zum Umgang mit Synchronstimmen<br />

in Hollywood-Musiknummern Seifert 1995, An<strong>der</strong>son 1997.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e traf das natürlich auf Opern- <strong>und</strong> Operetten-Adaptationen zu. In Otto<br />

Premingers CARMEN JONES (USA 1954) etwa – die durch die konsequent schwarze<br />

Besetzung als Provokation <strong>und</strong> Durchbruch im Hollywood-Umgang mit <strong>der</strong><br />

Hautfarbe <strong>der</strong> Darsteller galt – wurden die Gesangsparts <strong>von</strong> Dorothy Dandridge,<br />

die die Carmen Jones spielte, <strong>von</strong> Marilyn Horne gesungen; <strong>und</strong> auch die Lie<strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

Harry Belafonte, <strong>der</strong> den männlichen Gegenpart <strong>der</strong> Carmen-Figur darstellte, hatte<br />

in den Musikauftritten die Stimme <strong>von</strong> LeVern Hutcherson. Vgl. dazu Smith 2003.<br />

Lana Turners Gesangsauftritte in Curtis Bernhardts Adaption <strong>der</strong> Lustigen Witwe<br />

<strong>von</strong> Franz Léhar (THE MERRY WIDOW, DIE LUSTIGE WITWE, USA 1952) wurden auf<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 267

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